27. November 2015, Freitag 13:08

54,2 um 6:35. Er stand nicht um Viertel vor der Tür, zum Glück. So war ich nicht erneut so dermaßen aufgerieben. Der erste Kommentar der Schwester: „Das sieht aber heute schon wieder richtig gut aus mit der Handkoordination.“. Ach ja? Fragte ich dann auch sie. „Natürlich, kein Vergleich“. Stattdessen ging der Rest daneben, wortwörtlich. Stich um Stich für die Katz. Insgesamt 4 Stück und der letzte saß dann zum Glück so gut, dass es wenigstens mal nicht weh tat. Auch beim Suchen zuvor krempelte sie meinen linken Ärmel hoch, runzelte die Stirn (ich hatte aber einen sauberen Verband übergestreift und bin eigentlich nicht davon ausgegangen, dass sie davon ausgeht, dass sich darunter etwas Neues verbergen könnte), dann stand sie auf, sagte: „So geht das nicht…“, und zog den Vorhang vor. Ist das Respekt? Den ich allzu oft nicht erhalten habe? Wenn man mich zum Beispiel in Oberwart im langen Warteflur mit nach oben gekrempelten Ärmeln und an mehreren Stellen verklebt und mit Infusionsbesteck vertaut hin drapiert hatte und ALLE, ausnahmslos ALLE konnten den Psycho bewundern, wie bei einer Freakshow. Und zu diesem Zeitpunkt beide Arme von oben bis unten massakriert… Tja, selber schuld. Was erwarte ich mir da? Bis sich eine der Schwestern erbarmte und mit Tüchern kam, um meine Arme einzuwickeln…

In die Küche schlurfen, die Gemüsesuppe ist fertig. Bei der Heimfahrt kämpfte sich mir bereits wieder der Mageninhalt die Speiseröhre empor und zuhause gab es zuerst eine Tablette gegen Übelkeit und ein paar Krümel Knuspermüsli. Sebastian musste weg, am liebsten wäre er sofort gefahren, aber ich bat ihn noch, die Suppe anzusetzen und das Gemüse kleinzuschneiden. Wie kann man in diesem Zustand nur Fressattacken bekommen?

Auch ist mir schleierhaft, was das Programm bis dato geschrieben hat. Ich sehe nicht viel, so ich das nicht bereits diktiert habe. Mein Herz macht soeben gefühlt 3 Purzelbäume, mein Schädel dröhnt. Aber immerhin eine Entwässerungstablette geschluckt… das Wichtigste! Der Aperitif!

14:08

Was stelle ich jetzt nur mit mir an? Geht es mir nach den paar Löffel Suppe besser? Meine Magennerven flattern merklich und ich frage mich, wann ich meinen Test durchziehen will… soll… überhaupt kann. Noch eines meiner Videos zum Essen, jenes vom Selbstmordversuch. Ich hasse die letzten beiden Teile, weil ich so fett bin, so unförmig und am Schluss auch noch so dämlich grinse und Witze reiße, als wäre das ALLES nur ein alberner Spaß gewesen… VERDAMMT! Ich wollte sterben! Was hätte die Ärztin heute wohl gesagt, hätte ich ihr meinen gestrigen Abend etwas detaillierter erläutert? Mich zwangseingewiesen? Ich will nicht vor mir selbst beschützt werden. Ich war schon immer mein größter Feind und werde im Kampf mit ihm zu Grunde gehen.

In den Nachrichten auf diesem schrecklichen Schlagersender wie schon die Tage zuvor wieder eine neue Nachricht von einem vergewaltigten Mädchen. 2 Männer hätten sie verfolgt, der eine sie schlussendlich festgehalten und der andere sich an dem 14-jährigen Ding vergangen und ich konnte es fühlen, mir wurde ganz anders, eklig und wieder fühlte ich mich neben meinem Taxifahrer mehr als unwohl. Wie schon vor 2 Jahren beschrieben dieses Phänomen, als bestünde jederzeit die Gefahr, er könne mir an die Wäsche gehen. Ich kapiere es einfach nicht und es ist einfach nur widerwärtig! Ich hielt es nicht aus, dass zwischen meinen beiden Oberschenkel nur ein klitzekleiner Spalt offen war und ich aus eigener Muskelkraft meine Beine nicht fest zusammen pressen konnte. Dazwischen kotzen hätte ich können! Soll das normal sein? Getriggert durch diese Nachrichten? Weil ich eben in den 2 Jahren Psychoanalyse nur in derartigen Fahrwassern unterwegs war, mich wunderbar hineinsteigern hatte können? Die ganze Rückfahrt hindurch starrte ich durch diese Lücke zwischen meinen Oberschenkeln und fühlte bereits die Hand dazwischen… mir wird schlecht. Ist es einfach Antipathie? Aber warum dann gleich so drastische Bilder im Kopf? Eben auch von der Psychoanalyse in diese Richtung gestoßen?

Was weiß ich denn schon…

Die Ärztin war heute wieder da. Ganz kurz kam sie in den Untersuchungsraum gerauscht um mich zu fragen, wie es mit denn gehen würde. Ich erzählte von der halben Psychose und sie ganz bestürzt: „Dann sollte ich Ihnen doch eigentlich gar kein Kortison mehr geben.“. Ich erzählte auch noch ganz kurz, dass mir Sebastian wie ein wildfremder Mensch erschienen war und darauf sie: „Solange er nicht George Clooney wird?“. Alle lachten und ich fügte noch hinzu, dass zum Erreichen dieses Ziel leider zu viel Bauch im Weg wäre. Dann sagte sie, ich würde ihr heute sehr viel besser gefallen: „Sie haben eine viel bessere Farbe. Als ich Sie am Dienstag das 1. Mal kennen lernen durfte, waren Sie aschgrau im Gesicht, ich habe mich regelrecht erschrocken!“. „Das ist aber meine Standardfarbe.“, und hätte noch gerne gesagt, dass Zombies nun einmal so aussehen würden. „Aber ich weiß ja, dass frischer auszusehen nicht bedeutet, sich gut zu fühlen.“. Was für eine emphatische Ärztin. Da ich kurzzeitig nur einen Butterfly sehr fragil in einer Vene stecken hatte, wurde das Dronabinol lediglich in 250 ml Kochsalzlösung aufgelöst und beschleunigte den Prozess ungemein… auch wenn dieser Zugang in die Binsen ging. Als wir gingen, kamen sie noch einmal von hinten und streichelte mir über die Schultern, um mir alles Gute zu wünschen. „Vielleicht sieht man sich ja in 2 Wochen noch einmal…“, sagte ich zaghaft und sie, dass sie das doch hoffen will.

Alles gesagt? Mich hinlegen? Versuchen zu malen? Zerrissen bin ich. Habe aber extra eine volle Dosis Tramal vor dem Mittagessen eingeworfen. Aber wie erstaunlich… gestern brachten mich meine Bilder zum Weinen und als ich heute das Haus wieder betrat, fand ich alles scheiße und wertlos! Es gibt keine stabile Selbstwahrnehmung, Eigenansicht, dessen, was ich darstelle, was ich bin und was ich produziere.

Anstatt aufs Sofa, zurück an den Tisch und die fette Sau gönnt sich ein 2. Bonbon. Sie hat es ja nötig. Brauche etwas Süßes. Irgendetwas, das ich schmecken kann. Aber irgendetwas scheint mich regelrecht daran zu hindern, den Pinsel in die Hand zu nehmen, es zu versuchen. Waschen und umziehen müsste ich mich ebenfalls unbedingt. Das nächste Symptom kündigt sich an, ich fange meines Erachtens nach an zu stinken; der von mir viel zitierte ominöse „Küchenschweiß“-als hätte man einen Tag in einer Kantine gestanden.

Für einen Augenblick die Augen schließen… Heizstrahler aus, ich halte den Lärm nicht aus und jener von Computer und Kühlschränken belastend genug… ganz zu schweigen von diesem kranken Flugverkehr.

Malen… malen… malen… oder doch besser schlafen, zumindest eine Stunde. Das Lhermite nimmt immer drastischere Züge an. Einmal in einer ungünstigen Position mit dem Kopf nicken und ein schmerzhafter Stromschlag schießt schnurstracks durchs linke Bein hindurch, dieses sackt in sich zusammen und ich erschrecke fürchterlich. Wie heute schon mehrmals da gewesen. Aber das hier führt mich nirgendwo hin… ich muss irgendetwas tun, mich endlich entscheiden oder wie so oft an dieser Unentschiedenheit zerbrechen… Na Hallo?! Blutverdünnungsspritze und 2 Aspro intus! Da geht was und ich wünschte, ich wäre immer noch allein.

Draußen wird es erneut dunkel. Ich hätte nicht einmal die Glotze zur Unterstützung bei einem Schlafversuch heranziehen können, hätte es nicht ausgehalten. Was nun?

Wie oft werde ich mir diese Frage in den nächsten Minuten stellen? Musik an, Vorlagenfoto auf und dann wenigstens antesten? Oder eine weitere Schale Tee, selbstverliebt ein weiteres meiner Videos, um zur Zufriedenheit aller in Selbstmitleid zu zerfließen.

Das rechte Handgelenk bekommt allmählich seine ursprüngliche Form zurück. Da war einiges unter die Haut geflossen, was durchaus zu pochenden Schmerzen geführt hatte.

Oder noch etwas Tramal? Eine von den Beruhigungstabletten? Mir selbst irgendwie helfen?

Heiß, kalt, heiß, kalt und draußen kommt Wind auf. Die Restaurants leer. Zumindest das Angebot betreffend, die Gäste wollen es noch nicht so ganz wahrhaben. Sebastian meinte, da läge noch genug und deswegen hätte er noch nicht nachgefüllt.

Meine Beine fühlen sich beschissen an. Einfach alles diktieren, was mir soeben in den Sinn kommt. Mich am Leben halten. Dazwischen einen Blick unter Ärmel und Verband werfen. Der ganze Unterarm schmerzt, ihn auch gestern vermöbelt, womit ich sicherlich nicht hinterm Berg gehalten habe. Es sollte bluten, bluten, durch den Verband bluten, die Innenseite vom Hemd benetzen, zumindest ein bisschen und das ist mir gelungen. Ich bin krank, ohne Frage. Krank und gestört.. Und werde jetzt einfach so weitermachen. Tee oder Farbe oder schlafen? Eine weitere Schale erscheint mir wie eine Belohnung und warum sollte mir eine solche überhaupt zustehen? Da kommt mir eine zündende Idee: Ins Badezimmer fahren und meinen Kopf kurz unter kaltes Wasser halten…

15:32

Nun doch eine Schale mit Schwarztee. Das Räucherstäbchen scheint diesen infernalischen Gestank nach Kohl vom Brokkoli nur noch zu verstärken. Mit Multivitaminshampoo meine abartige Visage gewaschen. Die Steroidakne auf dem Vormarsch und in den nächsten Tagen kann man dann nicht mehr sagen, man lässt die Finger davon, so man es wagt, unter Menschen zu gehen. Die rechte Hand klimpert unaufhörlich, ohne Unterlass, immer bis 4 oder eine dämliche Melodie. Draußen dunkler und dunkler. Wenn der Schnee wenigstens noch läge. Dabei soll es die nächsten Tage wieder warm werden und mir dreht sich der Magen erst recht um bei diesen Wetterprognosen. Die Kopfschmerzen nehmen erneut zu und mein Magen kocht vermeintlich über. Ich will nicht wissen, wie viele Fehler ich bis dato dank verstärkter Fehlsichtigkeit übersehen habe. Aber fleißig eiskaltes Wasser in mich hineinschütten, das zum Glück nicht mehr so bitter schmeckt wie noch vor zwei Stunden. Schon wieder schmiert das Programm ab. Hitze, Kälte, Hitze, Kälte und noch mehr Fehler vom Programm. Mich schön daran aufheizen, als hätte mir gerade das noch gefehlt! Als hätte diese Drecksau zugehört, als Sebastian zuvor in einem Forum nachgelesen hat, dass das Programm grundsätzlich mit allen Standardprogramm nur mangelhaft und fehlerhaft zusammenarbeiten kann, als hätte es nie andere Zeiten gegeben, als hätten sich meine Stimme und meine Aussprache jetzt so dermaßen drastisch verändert, dass ich eigentlich ein neues Profil anlegen müsste.

Apropos: Morgen fährt wieder Wolfgang.

Ganz plötzlich eine „adrette Schreiattacke meinerseits“, als Martha, dieses vermaledeite Mistvieh, aufs neue Vogelrestaurant springt… NEIN! Die Vögel haben für mich höchste Priorität!! Und der Hass gegen die Katzen wird nur noch größer!

Jetzt eben auch noch verstärktes Herzrasen und ich diktiere einfach nur noch Mist, für den ich mich jetzt schon hassen muss!

Vom Wasser wird mir schlechter und noch schlechter und der Tee sollte nach 20 min ausreichend gezogen haben. Also ein Video und meine Selbstachtung wieder so weit verlieren, um vielleicht heute doch noch ein bisschen an mir herum zu „basteln“…

Ein weiteres Paspertin und die nächsten Tage definitiv keines von den blauen Räucherstäbchen… Warum kotzt du dann nicht endlich, du beschissener Körper?! Ah... vielleicht bedarf es erst meine abartigen Visage… Video anschmeißen… und erleichtert aufatmen, als das Räucherstäbchen den letzten Atemzug tut...

16:29

Augenblicklich wünschte ich nur, ich käme an eines der Fenster heran oder die Terrassentür, ohne damit einer Katze gleichzeitig Zugang zum Haus zu gewähren. Für ein paar Atemzüge an die frische Luft. Mir wird immer schwindliger, die Augen kacken wieder ab, der Körper stark geschwächt…

Warum hast du dich nicht hingelegt?! Warum nur? Um das Standardprogramm abziehen zu können. Mein Zustand verschärft sich. Cortison, was für eine Höllendroge! Und die Aufnahmen vom letzten Winter erzeugten bei mir nur Beklemmung und Ablehnung meinerseits.

17:13

Der Stimme fehlt die Luft, die Übelkeit schnürt mir die Kehle zu, der Magen vollführt einen gordischen Knoten und prompt fange ich an aufzustoßen. Mich anpinkeln, ordnungsgemäß, und mich nicht mehr bewegen können. Abgesehen von der Unfähigkeit, mich selbst auszuhalten. Irgendetwas scheint nun passieren zu müssen. Lediglich 3 Hübe ins Glas. Bereits ohne diese Umdrehungen dreht sich vor meinen Augen alles und ich fange an mir zu wünschen, dass ich endlich explodiere und Geschichte werde.

Aus dem Kühlschrank eine Birne-auf dass sie Linderung verschaffe. Heizstrahler an, aus, an, aus, ich werde verrückt! Das Klimpern meiner Rechten auf dem linken Unterarm wird immer rascher… der Spannungsgipfel scheint erreicht! Beruhigungstabletten oder Klingen? Wie lange bleibt er noch oben? Bei diesem Oberteil wäre es kein Verbrechen, das Schlachtfeld hastig unter dem Ärmel verschwinden zu lassen. Die Birne schmeckt nach nichts und draußen ein Flugzeug nach dem anderen. Ich gehe alsbald an die Decke!

In meiner Tasche kramen und mich fragen, wie ich die nächsten düsteren Monate überleben soll?

Mir wird schlechter und schlechter und noch schlechter und noch schlechter und ich habe unglaublich Lust, mir den Finger in den Hals zu stecken.

Den Stromfresser aus, um ihn von oben runter kommen hören zu können, und alles bereit legen. Die Fantasie von Müdigkeit scheint nur ein hässlicher Abklatsch von etwas, das man wohl Ruhe schimpfen könnte. Dann ist der Test heute eben, ob die Hand funktioniert, ein mit Klinge durchgeführter...Bleib schön oben!

20 Schnitte. Ich hätte mich hinlegen sollen. Die hell graue Hose hat Spuren abbekommen. Mit Spucke aushelfen. Auch die linke Hand ist voll damit und ich weiß nicht woher-das Kabel vom Headset?

Mich sortieren und zurücklegen. Besser? Erleichtert? In mir drinnen springt eine Version von mir wie ein erregter Schimpanse auf und ab und auf und ab und auf und ab und auf und ab…An, aus, an, aus, zu heiß, zu kalt, zu heiß, zu kalt… einmal schwer seufzen. Warum bringt mich keiner um? Warum bringt mich das hier nicht um?

Kurz die Augen schließen und mir der soeben stattgefundenen Grenzüberschreitung bewusst werden. Kein Rausch, er bleibt aus. Alles kotzt mich an! Aber ich habe immer noch diverse Substanzen für den Notfall… und so werden es eben jetzt schon 15 mg Praxiten. So Körper! Das hast du davon!