26.
Mai 2012, Samstag kurz vor 8, DER „große“ Tag!...
Morgens
im Bett meine Einzelteile zusammensammeln. Noch alles da?
Na...
NAJA...
Die
Parästhesien zählen. Ist zu befürchten, dass ich heute Abend bei
der Filmpremiere einschlafe.
EIGENTLICH
hab ich jetzt gar keine Zeit.
Im
Traum hatte ich Durchfall, rannte unentwegt auf irgendein Klo.
Sebastian musste wieder fahren, stieg in den Zug, ich in Tränen
aufgelöst.
Ich
vermag noch nicht, mich zu sammeln.
Es
gäbe so unendlich viel zu erzählen.
Doch
ich kann nicht. Bin nun doch tatsächlich gestresst, mache mir
Sorgen. Aufregung? Immer noch Fehlanzeige! Dass das alles am Ende SO
ablaufen würden, damit war nicht zu rechnen. Timms „Einschiffung“
hat sich als bare Münze gezeigt!
4
junge Feldspatzen auf dem Tisch, picken die Krümel von Hels Essen
auf. So lieblich. Plüschkugeln! Der Himmel grau. Das Schneckenkorn
nicht aufzufinden, mir auch noch Sorgen um meine Paprika machen, die
jetzt draußen in die großen Töpfe umgezogen sind.
Die
linke Hand brennt und wird mir heute SICHERLICH NICHT meine
geflochtene Frisur gönnen. Das rechte Bein brennt bei Berührung. Im
Gesicht diverse Stellen, die sich penetrant melden.
Das
gestern war erstens nicht so geplant und dann noch alles andere als
GUT! Erster Härtetest für das neue Medikament?
Dennoch
– unerschütterlich- dankbar. Für die Möglichkeit. Und die ganze
Organisation und Finanzierung.
Mir
ist schlecht.
Eine
Tasche mit Getränken und Fressalien mitnehmen?
Wenn
DAS meine Mutter wüsste!!! Zuerst hätte sie wohl gesagt: „WARUM
SAGT ihr denn nichts?“, und dann vielleicht noch ein: „Hab ich
mir schon gedacht.“. Den Triumph möchte ich ihr nicht „gönnen“.
Zudem, WIR haben es ALLEIN hinbekommen! Also ist es IMMER NOCH MEINE
Ausstellung!
Apropos
Mutter:
Wäre
das nicht ein verteufelter Zufall, wenn ich nun AUCH Borreliose
hätte? Auf dem Oberschenkel ein juckender Fleck mit Einstichstelle
mittig, hellem Kreis drum rum, der wiederum HÜBSCH umrandet ist von
einem roten Ring. Ganz klein, ganz dezent. Na SUPER!!! Wollte gestern
zum Arzt. Aber irgendwie warf sich einem ALLES regelrecht in den Weg!
CUT!!
Ich
muss nun die letzten Aufgaben erfüllen!
Kurz
nach dreiviertel 10...
Brave
Verdauung.
Eine
Sorge weniger.
Die
Bilderbeschriftungen fertig.
Also...
Zurück zu all dem, das sich uns in den Weg stellte:
Um
4 sollten wir in der Galerie sein. Wir fuhren um halb 4 los, trafen
die neue Bekanntschaft, fragten nach, ob sie nun kommen wolle und ob
sie eine Fahrgelegenheit gefunden hätte.
In
der Allee im Dorf angekommen, saß ein Vogel auf der Straße.
Sebastian hielt beinah aus Reflex, ich sprang aus dem Wagen, rannte
auf die Straße, ein Wagen kam uns entgegen und hätte den armen Wurm
überfahren. Ein junger Buchfink, schwer am Atmen, angeschlagen.
Supermarkt,
die Herren kurz einkaufen, Timm brachte einen kleinen Karton mit und
eine Flasche stille Wasser, um ihm irgendwie etwas Gutes tun zu
können.
Für
Arzt blieb keine Zeit mehr.
Die
Spritzen werden alle, aber das scheint zweitranging.
Dann
aber vor der Galerie warten, scheinbar niemand da. Es dauerte.
Bis
jemand das Fenster öffnete und uns ins Haus ließ.
NICHTS
war gemacht. Da standen zwar meine Bilder auf dem Boden, aber sonst?
Tina
wusste es drastischer auszudrücken: „Ich hatte doch gefragt, ob
man meine Hilfe braucht...“, und: „Das tut mir richtig leid,
SCHADE um deine Bilder... Und die Löcher in den Wänden!“.
Noch
besser: kein Hammer, kein Bleistift, keine Wasserwaage, keine Nägel!
Ich
sollte mit Petra nach Hause fahren, doch das dauerte alles zu lange.
Drum sprang ich selbst ins Auto und kam 2 Minuten vor 7 an.
Pinkelte
mir vor der Haustür beim Aufsperren in die Hose, ließ den Karton
mit dem armen, versehrten Vogel fallen und kippte dann noch meinen in
Eile zubereiteten Kaffee auf Boden und die Bank.
Es
klingelte, ich keuchte ins Headset: „Bitte warte einen Moment, ich
hab grad ne Katastrophe veranstaltet!!!“.
Hetzte
nach draußen, um ein Badetuch zum Aufwischen zu holen. Brachte
notdürftig alles in „Ordnung“ und setzte mich erst dann nach
Luft schnappend und ächzend: „WAS für ein CHAOS!!!“.
Wenn
man nun bedenkt, dass ich eigentlich nur vorbeikommen sollte, um
meinen „Senf“ abzugeben.
Ohne
Tina wäre das NICHTS geworden. In der kurzen Zeit zuvor musste erst
einmal ein Beamer, eine Projektionswand organisiert werden. Tina
kümmerte sich in ihrem wieder halb kränklichen Zustand um die
Reihenfolge der Bilder und das Abspielen ihres Filmes funktionierte
dann natürlich nicht. Zum Glück hatten wir Sebastians Netbook für
die Entstehungsvideos mit, dieses vermochte dann auch ihren Film
abzuspielen.
Ich
kam in der ganzen Sitzung nicht aus dem Stöhnen raus. Nicht wissend,
was mir dann bei der Rückkehr in die Galerie blühen würde.
NICHTS
war passiert. Timm und Sebastian hatten etwas aufgeräumt, Löcher
verspachtelt. Aber WAS sollten sie auch großartig anstellen? OHNE
Werkzeug? Es gab nun zwar eine Werkzeugkiste, diese aber MEHR als
schlecht bestückt.
Ich
brachte erst die notwendige Wasserwaage. Timm übernahm die
Berechnungen der Abstände und mir murgsten da rum, STUNDENLANG. Ganz
allein. Mit EINEM Bleistift. Im Traum heute Nacht fand ich in meiner
Tasche einen Spitzer und dachte nur: „Hätte ich DAS vorher
gewusst!“. Einen zweiten, stumpfen Bleistift konnte ich aus der
Kiste noch ausbuddeln. Half aber nicht. Wir hatten nur EIN Maßband
und eben EINE Wasserwaage. Ich hätte unser Werkzeug mitbringen
solle.
Und
ICH war mir erst nicht sicher, ob ich meine Mannen überhaupt
mitnehmen soll, wollte sogar allein fahren! Aber der „Hans“, der
all dies machen sollte, war nicht da.
Super.
Neugierige
Nasen kamen vorbei und sahen sich um, im Gebäude nebenan ein
Seminar, die Studenten waren in meiner Abwesenheit da und fragten
nach, ob ich später auch kommen würde.
Es
war eine EINZIGE ÜBERFORDERUNG! Die Laune im Keller! Ich nur froh,
dass ich den Kaffee, bzw. dessen Hälfte getrunken hatte. Mit ollen
Scherzen versuchten wir, gute Miene beizubehalten, um auf jeden Fall
fertig zu werden.
Bekam
leichte Beugepasmen. ZUM GLÜCK war ich nicht laufen!!!
Nach
23 Uhr schlossen wir mit „unserem“ Schlüssel ab und fuhren noch
in eine Kneipe.
Kopfschmerzen,
brennende Beine und Arme und dazu Halsschmerzen, mein Blutzucker
kotzwürdig im untersten Untergeschoss. Nur noch nach Hause, etwas
essen, hinlegen. Wieder in Klamotten eingepennt.
ÄCHZ!!!!
Also
Verdaaung: OK!
Beschriftungen: geschrieben, nur noch ausdrucken.
Meine
Männer zum Einkaufen, auf der Suche nach nem „würdigen, Outfit
für Sebastian.
Dem
Buchfinken geht es „gut“, doch sein Flügel scheint gebrochen.
Wer
heute nicht alles kommen würde...
WER
nicht alles großes Interesse an mir und meinen Bildern bekundet
hätte...
Bin
immer noch außer Atem.
Unorganisiert.
Timm
sprach es als Erster aus, dann Tina, ich schwieg erst, mir nicht
anmaßen könnend, mich zu beschweren.
Ein
wenig noch zu Atem kommen...
27.
Mai 2012, Sonntag 8:50, Danach...
Vermag
heute eigentlich erst recht nicht zu denken. Ich fühle mich kaputt,
das linke Bein schmerzt, als wäre ich gestürzt. Die Außenbänder.
So wie die Venen in der Kniebeuge. Mit Stützstrumpf hier hocken.
Alte
Frau...
Sollte
ich nun endlich zum Arzt? Bluttest machen? Der Fleck am Bein
verblasst. Was weiß ich? Oder werde einfach nur daran erinnert,
warum ich das Laufen lieber sein lassen sollte?
Alles
wie ein Traum... Obwohl der Eigentliche von Hexen handelte und einem
seltsamen Fußballspiel auf dem Henndorfer Platz.
Habe
kein Konzept, wie, wo und wann ich beginnen soll.
So
oft wie ich gestern „Künstlerin“ genannt wurde... Hm...
Da
war also Prominenz, die ich nicht kannte. Sebastian: „Man hat
gemerkt, dass du nicht gleich einen Kniefall gemacht hast.“. Selbst
als die große Rednerin, die Landesrätin der burgenländischen
Landesregierung, vor mir stand und ich mich doch im Internet
„informiert“ hatte, erkannte ich sie nicht. Genau so wenig wie
die Grande Dame des Burgtheaters. Hatte doch extra Fotos gegoogelt.
Und mir nicht gemerkt.
Ist
mir auch gelinde gesagt „Latte“. Selbst HÄTTE ich SIE erkannt,
selbst wenn der Präsident vor mir stünde... Pf! Ich bleib, wie ich
bin.
Viele
ehemalige Lehrer.
Selbst
die GRÜNEN haben in den „Grünen Blättern“ Werbung für mich
gemacht.
Die
Ärmel sind kurz, die Schnitte lugen hervor. OB das gestern beim
Kleid jemand gesehen hat? Die Ärmel doch SEHR „ausladend“. Ach,
mir egal.
Dieser
WUNDERVOLLE Abend! All der Honig, den ich ums Maul geschmiert
bekommen hatte.
Und
ICH???
Ich
dachte anschließend nur daran, wie „gut“ ich mich nun verletzen
könnte. Von meinen Bildern, dem Film über mich selbst, getriggert.
Oder mich für die Aufmerksamkeit bestrafen, weil ich die doch nicht
„verdient“ habe.
Wäre
ich allein...
Ich
im Mittelpunkt. Irgendwie schön und doch beängstigend.
Sätze
aus diversen Mündern: „Das Größte, was dem Burgenland seit
langem passieren konnte!“, „Sprachlos!“,...
Anrede
der Landesrätin Verena Dunst. Eine ambivalente Mischung aus freier
Rede, deren Inhalt ehrlich gemeint klang, und politischen
Standardfloskeln. Und am Schluss ein Scheck über 700 Euro für den
Verein UND eine Einladung in die „Frauenausstellung“ in
Eisenstadt. Das war ALLES zu viel, ich konnte mir nichts merken. Ich
konnte die Daten nicht verarbeiten. Petras Ansprache – hochgradig
emotional. Meine Mutter nach der Eröffnungsrede, mit Pippi in den
Augen, mich drückend: „JETZT hängst du auch noch in EISENSTADT!“.
Nachbarn,
Bekannte, Arbeitskollegen. Emma, Sommernachbarn direkt unter uns aus
Wien, hatte Tränen in den Augen.
Ich
grinste immer wieder verlegen und machte das Angebot, Antidepressiva
zu verteilen.
Jetzt
muss ich erst einmal über diesen Satz nachdenken: „Das GRÖSSTE,
was dem Burgenland passieren konnte!“.
HEILIGER
KUHMIST!
Der
Film... Nichts wollte funktionieren, der Sound kam nicht bei den
Boxen an, dann wollte der Film nicht starten... Arme Tina, neben der
ich Platz genommen hatte. Der Stadl voller Menschen, draußen vorm
Tor standen wohl noch viele mehr. 150 oder mehr Gäste.
Großes
Aufatmen, als es endlich losgehen konnte. Ich hörte MEINE
Klangkulisse und fragte mich, ob mich das nun traurig stimmen
sollte.
„Der
Film ist durchaus HART, wie die Bilder.“.
Alles
blieb drinnen. Viele Szenen meiner Mutter im Jogginganzug und roten
Socken. Ich, bzw. meine Aufmerksamkeit filterte primär nur DAS raus,
wovon ich dachte, es könnte sie verletzen.
HA!
Und dann mehr oder minder am Ende, als die Leute schon einzuschlafen
„drohten“, ein Blick in meinen „Blutordner“ und dann auf die
riesige Leinwand projiziert ein Foto meiner Hand, an der unzählige
blutige Rinnsale auf der weißen Haut entlang liefen. Und es wurde
LANGE gezeigt, gefühlt wurde es still und ich fragte mich nur: „WIE
verdaut DAS meine Mutter?“. Vor allem als ich dann kurz darauf noch
davon sprach, dass die Stimme in mir Gäste, meinen Vater UND meine
Mutter verkörpern würde.
Die
Landesrätin hat frühzeitig das Weite gesucht. 75 Minuten waren ihr
wohl zu lang. Es wurde auch kalt, zum Glück keine Stechmücken. Als
sich die Massen auflösten, viele Hände auf meiner Schulter im
Vorbeigehen. „Mitleidsbekundungen“, „Ergriffenheit“,
„Mitgefühl“...
Und
wohl auch schockierte Gemüter. Dabei ist DAS, was ICH da mache,
noch HARMLOS!
KINDERKACKE!
Das MUSST DU DOCH BESSER HINBEKOMMEN!!!
Ein
Angebot für eine gratis... Ich hab vergessen, was das war.
„Holitische Medizin“... Ähm, ja. Grade ich.
„Gratis“.
Aus Gefälligkeit hinfahren, nicht in der Lage zu sagen: „Ich glaub
da nicht dran.“. Wie mein Vater, den sie zuvor wohl angesprochen
hatte.
Schlechter
Mensch. Also ICH.
Die
Leute gingen, der harte Kern blieb. Unterhielten uns prächtig, dann
fuhren wir noch mit einem anderen Pärchen zu Tina, die nach Hause
wollte, und Wein auftischte. Ich konnte nicht mehr und bekam das
Angebot, mich hinzulegen. Dann schlief ich auch zügig. Sebastian
weckte mich um 3, ich sollte nun fahren. Ähhh...
Ein
Igel, ein Hase, eine Katze...
Zu
Hause ins Bett gefallen und geschlafen und nun?
Alles
vergessen...
Werde
abends wieder daran erinnert. Noch einmal soll der Film gezeigt
werden und auch alte Klassiker des Vereins. Mittags essen mit meinen
Eltern.
Meine
Mutter...NACH dem Film fragte ich diverse Leute, wie SIE auf diese
wirken würde. Und nahm sie dann auch in den Arm und sprach es aus:
„Ich habe mir die größten Sorgen darum gemacht, wie DU das
verdaust. Geht es dir noch gut?“.
ANGEBLICH
hätte sie keine Probleme damit, sie würde mich ja schon „kennen“.
Ich
sehe mich um. Es ist immer noch leer.
Weder
an Laufen NOCH an Malen ist zu denken. Vielleicht male ich jetzt gar
nicht mehr. Laufe nicht mehr. Ziehe um aufs Sofa und sehe mir beim
langsamen Sterben zu...
28.
Mai 2012, Pfingstmontag 9:15, Abrechnung...
Standardbeginn:
hmm...
Viel
passiert.
Mit
den Nebensächlichkeiten beginnen? Die so nebenher „passieren“
oder besser: über mich kommen?
Mir
ist schlecht.
Mein
kleinstes Problem.
Der
gestrige Tag kam zäh und schwer in die Gänge.
Als
ich mich dann umzog fürs Essen und mit meinen kalten Händen den
Oberkörper berührte: „Oh, oh...“.
Die
eiskalte Hand BRANNTE auf der Haut. Ab linker Achsel abwärts.
Brennen und taub.
Auch
heute Morgen, als ich barfuß die Terrasse betrat, war mein linker
Fuß der Meinung, die Klinker seien heiß. Der Rechte widersprach.
Aber
NEIN! DAS war erst die Showeröffnung!
Wir
fuhren nun nach Jennersdorf. Meine Eltern brauchten noch etwas Zeit.
Nahmen Platz, bestellten, ich beschäftigte Lisa, die wie -man muss
fast sagen „gewohnt“- neben mir klebte. Für den Geschmack meiner
Mutter saß ich ZU weit weg, drum setzte sie sich nach dem Essen zu
mir. Und berührte mich ständig. Die Nähe und die Brücke, die ich
gestern gemeint hatte zu spüren, wieder weg. Die Berührungen
„schmerzten“.
Wir
wechselten auf die andre Straßenseite, in das Café und aßen noch
Eis. Meine Mutter ging rein, um zu zahlen. Auf der andren
Straßenseite vor dem Gasthof eine alte Dame mit Rad. Aus dem
Augenwinkel sah ich sie stürzen. Und dieses GERÄUSCH!!! Krach und
dann Bumm!
Zuckte
zusammen. Mein Bruder, nicht „unbedingt“ von der athletischen
Sorte, rannte los, erst zu ihr, dann zum Wagen und holte sein
Sanitäterequipment. Mein Bruder läuft. DAS hat was. Die Frau lag
auf der Straße, auf dem Rücken, war mit dem Schädel aufgeschlagen.
Meine Schwägerin daneben, ich „flitzte“ auch los und setzte mich
auf die andere Seite. Sebastian sollte die Rettung rufen und war im
ersten Moment völlig gelähmt und hilflos. Die Kleinen mussten ihm
die Nummer sagen und dann schulmeisternd: „Das HAT man zu WISSEN!“.
Die
arme Frau. Verwirrt. Wusste nicht mal, dass sie mit dem Rad da war,
vom Sturz erst recht nichts. Mein Bruder, wie ein „Held“, mit so
viel Liebe und Engagement, beruhigend auf sie einredend. Michi hielt
ihre Hand, ich versuchte Mario zu helfen.
Meine
Mutter kam aus dem Laden und noch gar nicht wissend, was passiert
ist: „Ist die Bianca gestürzt?“.
Schon
die Rettung da. Schon die Ärztin da. Der Rettungshubschrauber wurde
angefordert.
Lisa
später zu mir: „Die Oma hat gesagt, sie hätte gedacht, du wärst
überfahren worden.“.
Der
Hubschrauber kam, das dauerte alles sehr lange. Die Leute sammelten
sich, um zu gaffen. Ich kam mir wie eine von ihnen vor, es war mir
unangenehm, obwohl ich viel lieber aktiv gewesen wäre, als da zu
sitzen und entsetzt zusehen zu müssen. Tatenlos.
Und
dann daran denken müssen, dass mir niemand hilft. Und dieses
Fallgeräusch...
Ich
wollte heute laufen, aber ich werde es nicht tun.
Saß
da, in der Sonne, Lisa quasselte, ich hörte nichts mehr, an die
Ausstellung denkend, an den Film, wie deprimiert ich mich selbst
hatte und Tränen stiegen in die Augen.
Nach
Hause, aufschlitzen...
Aber
nein.
Die
Polizei sperrte die Straße ab, nachdem zuvor Timm und meine Mutter
dafür gesorgt hatten, dass die Autos abbogen. Der Hubschrauber
landete zwischen den Häusern auf der engen Dorfstraße.
Als
sich alles auflöste, fuhren wir. Es ging mir schlecht. Die arme
Frau... Und irgendwie: die arme Bianca... DER hilft KEINER...
Sie
ist es nicht wert! Sie hat es nicht anders verdient!!!
Es
folgten mehrere Grundsatzdebatten, mit Markus, mit Margit, unsrer
Nachbarin.
Warum?
Weil ich jung bin? Ein „Sportler“, der sich selbst helfen kann?
Vital und nicht gebrechlich?
Wie
kann man denn davon ausgehen, ich sei nicht gebrechlich, wenn ich
nach Stürzen nicht aufstehen kann, und hab ichs dann geschafft,
wirke ich MEHR als klapprig.
Aber,
es SOLL eben NICHT sein!
Wieder
auf dem Sofa, die linke Körperhälfte immer noch am „Werken“,
wurde nun auch noch das linke Ohr taub und tauber.
Tina
rief an und fragte, wie meine Mutter den Film verdaut hätte. „Sie
meinte, gut.“.
Sebastian
von hinten: „Na, zum Kellner hat sie gesagt, sie hätte es kaum
ertragen.“.
Nun
gut...
Apropos
Blase: Bei der Ausstellung, nach dem Film, vorm Klo angepinkelt. Aber
ich hatte vorgesorgt und eine dicke Binde in der Hose.
Doch
gestern nach dem Film, schaffte ich es eben nicht mehr und pinkelte
mir komplett in die Hose. Es war Dunkel, das Kleidchen hing weit
genug über die Hose. Dennoch, wie frustrierend.
Der
Film beim zweiten Mal... Eine noch stärkere Wirkung.
Glücklich
war ich nicht. Versuchte mich aber abzulenken.
Und
heute? Heute ist alles beim gestrigen alten Zustand.
Zudem...
Die rechte Hand... Parese?
Die
Gedanken fangen an zu rasen. Und wenn ich nicht mehr malen kann?
Nicht mehr Auto fahren?
NICHTS
mehr?
Angst.
Und
unfähig, mich in irgendeine Richtung zu bewegen, zu agieren, aktiv
zu werden.
29.
Mai 2012, Dienstag 5:33, Auf zu neuen Ufern..
Was
NEUES ausprobieren. Es verging nun kein Tag, an dem ich mir nicht in
die Hose gemacht hätte.
WORTwörtlich.
Gestern das Highlight. Bekam den Hosenknopf nicht auf, rannte im Bad
im Kreis, versuchte es verzweifelt, doch weder linke NOCH rechte Hand
fühlten sich bemüßigt, mir in irgendeiner Form zu helfen. Dann
musste ich mich MIT der Hose aufs Klo setzen und pinkeln...
Seufz.
Schreiben?
Grausig.
Zeichnen?
Unmöglich.
Scherzte:
„Hab zu viele Autogramme signiert!“.
Seufz.
Müde,
flau im Magen und eben alles andere. Zur gefühlten Parese in der
rechten Hand nun auch noch Schmerzen, Brennen.
Abwägen:
Psyche oder Schub?
Verzweifeln
und die Beantwortung dieser schwerwiegenden Frage abgeben wollen. Die
Gefahr, DASS es ein Schub IST und unbehandelt bleibt und ich die
Symptome verschleppe...
Die
rechte Hand... Das SCHREIT regelrecht nach Konversionsstörung.
Aber...
Was wenn eben NICHT?????
Wie
IMMER dieselben zermürbenden Fragen.
Die
Beine werden zudem immer steifer, mehr Torkeln und Wanken und
Umkippen. Die Parästhesie links geht in einen penetrant schmerzenden
Zustand über. Und kriecht nun hoch bis ins Gesicht.
Die
Timm'schen Endlosdiskussionen überforderten mich gestern immer
mehr, ich zog mich zurück. Bzw. nach draußen, auf die Treppe.
Den
Fehler gemacht, meiner Mutter das mit dem Schub zu erzählen. Kaum
waren sie mit Tina weg, klingelte das Telefon: „Hast du schon
angerufen?“.
Ich:
„Hä? HEUTE doch nicht! Morgen!“. Heißt das, dass sie heute
wieder anklingeln lässt und ich will -ganz egozentrisch- nur in Ruhe
gelassen werden?
Sie
hatte zuvor noch einmal ihre Sicht der Geschehnisse vom Vorfall beim
Essen geschildert: „Ich komme da raus, sehe nur Michi und Mario auf
der Straße hocken, dich nicht...“, nahm die Brille ab, Tränen in
den Augen.
Ich:
„Ich würde sagen, wir haben BEIDE eine ganz schön kranke
Paranoia!“. Aber nicht das Bedürfnis, sie zu trösten. Ich KANN
ihr dabei nicht helfen!
Ich
hab mich also angepinkelt. Hab Sachen verschüttet, fallen lassen.
Konnte mir kaum noch die Haare machen, weil die Rechte nun eben der
Meinung war, dasselbe Theater abziehen zu müssen, wie die Linke.
Keine Kraft, Arm lässt sich nicht oben halten und das Tippen fällt
rechts gerade schwerer als links.
Hatte
versucht, eine Skizze zu machen...
Grausig.
Apropos:
Mir GRAUT vor der Standarduntersuchung, die letztlich NICHTS über
die Probleme im Alltag aussagt.
Ächz!!!
Anrufen?
Warteschleife?
Es
wäre der beste Moment, um ein MRT zu machen. Aber das wird wohl
nicht möglich sein. Was, wenn dieses keine Ergebnisse bringen
würde... Wäre dann alles „gut“, ich könnte mich entspannt
zurück lehnen? Oder erst recht panisch darüber nachdenken, dass es
vielleicht einfach nur nicht zu sehen war?
Erst
6:15 Uhr.
Angst.
Aber auch Gleichgültigkeit. Abends darüber diskutiert und
abschließend: „Hm, für eine Bewegungshysterie bist du aber schon
fast ZU ruhig...“. Ich solle auf ein MRT bestehen, notfalls würde
er mir was schreiben und ins Krankenhaus schicken.
Seufz.
Den
Spatzen beim Frühstücken zusehen.
Warten.
6:50
Fine
schleppt den nächsten Grünfink an, tot, beim Trinken am
Badewannenteich dahin gerafft.
Arg...
Und
immer noch warten.
7:47
Im
Büro Bescheid geben.
8:05
In
der Neuro anrufen und um 11:30 einen Termin bekommen.
30. Mai 2012, Mittwoch nach 9, Konversion oder Schub?
Ich
muss mich heute zwangsläufig kurz halten.
Mein
Tag erscheint wertlos.
Mein
Leben um so mehr.
Ich
konnte mir die Haare nicht machen.
Ich
konnte nicht für Ordnung sorgen.
Erst
hab ich die Milch verschüttet.
Dann
den Kaffee.
Die
Haare fettig, in Strähnen, hängen in den Nacken, ich schwitze
darunter.
Das
SCHLIMMSTE an all dem ist, dass ich das Gefühl habe, nicht ernst
genommen zu werden.
Dejavue,
wie?
Es
ging mir schon häufig nicht so gut.
Heute
lehne ich mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass es mir schlecht
geht.
Eigentlich,
der Authentizität zu Liebe, müsste ich alle Fehler im Text lassen.
Jetzt
ist es tatsächlich die linke Hand, die sich um die rechte kümmern
muss. Ein Krüppel schiebt den anderen.
Meine
Ärztin... Umgibt eine Aura, wie bei einem neuen Lehrer, den man noch
nicht kennt, von dem man aber gehört hat, er sei gnadenlos. Darf ich
überhaupt ATMEN?
Jedes
Wort, das ich benutzte, war scheinbar „falsch“! Kam mir vor wie
bei einer mündlichen Prüfung!
Die
Floskeln am Rande zur Ausstellung hätte sie sich SPAREN können!
Die
„Standardtests“: „Glühbirne reindrehen“ und
„Klavierspielen“.
Ich
sah hin. ICH konnte SEHEN und FÜHLEN ohnehin, wie die rechte Hand
versagte. Und sie sagte prompt, beinah streng, als hätte sie mich
beim Lügen ertappt: „Also ich kann da in der Rechten NICHTS
feststellen!“.
Alles,
woran ich denken konnte, war: ICH WILL WIEDER NACH HAUSE NACH
OBERWART!!!!!
Ich
hatte einen entscheidenden Fehler begangen. Ihr den Befund von Markus
ausgedruckt und unter die Nase gelegt, weil sie ihn sicher noch
nicht angesehen hatte, auf der CD, die sie von mir bekommen hatte.
Markus
lachte, als ich ihm dann IHRE Befundung vorlas.
Ja,
ein Schuss in den Ofen!
Was
hab ich mir erwartet?
Als
ich es wagte zu äußern: „Ihre Standardtests in allen Ehren, aber
mit meinem ALLTAG haben die NICHTS zu tun!“.
Sie,
wie immer distanziert und gefühlt von oben herab: „Ich glaube
Ihnen EH, dass Sie Probleme haben.“.
Damit
der DUMME Patient Ruhe gibt!!!
Abwarten.
Mich
freitags oder montags melden.
Dann
weiter sehen.
Markus
schon in den Startlöchern: „Soll ich denen was FAXEN??!!“.
Die
Umwelt, das Benzin, die Zeit... Aber Oberwart war „schöner“.
Sebastian
später auch: „Dann wechsle doch wieder! Das MUSST du dir ja nicht
antun!“.
Ich
wollte nicht, dass sie mir sofort Kortison verschreibt. Ich wollte
nur ein wenig Menschlichkeit. Und mir zu sagen, das alles könne auch
auf die Belastung zurück gehen... DAS hätte man auch durchaus ein
wenig „freundlicher“ formulieren können.
Dass
ich OHNE Frostbeulen das Krankenhaus verließ... HA!!! Ein Wunder!!!
Das
war doch nicht meine erste Ausstellung! Das war auch nicht die erste
Überforderung!
Im
Befund: „KEINE motorischen Störungen“, oder so ähnlich.
HÄ????
Ich
wäre gerne sauer, aber ich „darf“ nicht.
Nun
gut. Um mich rum das ABSOLUTE Chaos!!!
In
meinem Traum lag meine Mutter sogar am Boden und ich trat auf sie
ein. Sinnlos. Sie verfolgte mich. Sie erpresste mich, mit Sätzen
wie: „Dann bist DU schuld dran, wenn es mir schlecht geht!“.
Entkam ihr nicht.
Ich
schlief nachmittags, sie kam an diesem Tag ein zweites Mal vorbei.
Ich wollte mich nicht unterhalten. Aber das kam nicht so recht an.
Um
einen guten Einstand zu haben, zuerst: „Ich hab SO VIEL positive
Resonanz wegen der Ausstellung erhalten. Hab ich eigentlich einen
Hausschlüssel von euch?“.
„Ne.“
„Aber
draußen ist noch einer versteckt...?“.
„Ja,
ne, keine Ahnung, wo der ist.“´.
SO
WEIT KOMMT ES NOCH!!! Sie mit Schlüssel, um anfangs den Schlüssel
für die Galerie zu holen. Und DANN? Was kommt DANN?????
Und
als sie mich dann noch berührte, am rechten Knie, zuckte ich zurück:
„Bitte NICHT anfassen!“.
Sie:
„Bin ja ganz vorsichtig!“, und: „Nur ein BISSCHEN!“.
Ich
WOLLTE das aber NICHT!! Gefühlt eine riesige Kluft zwischen uns.
Dass
es mir nicht so prickelnd ging, war auch ohne große Worte klar.
Darum musste sie nun auch noch ihr „Leiden“ schildern und dann,
als krönender Abschluss: „Morgen ist der 30., du weißt schon, was
da ist? Sterbetag der Oma!“. Eigentlich die Beerdigung. Es war IHRE
Mutter. Doch wie ich es erwartet hatte war dieses Ereignis vor,
während und NACH der Vernissage Thema.
Was
bist du nur für ein schlechtes KIND!!!
Sie
weg, lange schweigen, dann das mit dem Schlüssel ansprechen. Und
während ich gefühlt am „Lästern“ war, hörte ich draußen eine
Autotür. Ich traute ihr zu, dass sie vorm offenen Fenster lauerte
und lauschte. Und fühlte mich nun erst RECHT SCHLECHT!!!
Sebastian
nötigen, nachsehen zu gehen, ob sie noch da war.
Nein.
Änderte
nichts an meiner Schlechtigkeit.
Neue
Klinge, kleine „Party“.
Jetzt
wäre die linke Hand mehr in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen,
als die rechte. Aber die Klinge eben noch scharf.
Abends
vermochte ich kaum zu essen.
Und
heute beinah das heiße Wasser aus dem Kocher auf mich drauf gekippt.
Defizite
in allen Ehren. Mein Hauptproblem IST und BLEIBT die Vorstellung, in
die „Pflege“ meiner Mutter „überzugehen“.
Und
ich wünschte mir einen Bahnübergang vorm Haus.
Autofahren
fürs Erste gestrichen.
VIELE
Bilder in mir, wollen raus, schreien.
„Dürfen
aber nicht“...
JETZT
ist die Hand komplett im Arsch!
Und
ich fange an über das Angebot einer Bekannten nachzudenken, hier zu
putzen. Wozu hab ich das Pflegegeld auch...
31. Mai 2012, Donnerstag 8:16, Gelähmt...
Traue
ich mich? Oder nicht?
Charlotte,
das Buchfinkenmädchen, flattert und hüpft im Käfig hin und her.
Das
Telefon neben mir. Los,
mach!!! Du
HAST Ärzten gegenüber nicht loyal zu sein!!!
Meine
alte Ärztin nícht da, nicht aufzutreiben.
Noch
zu ruhig und dabei unterschwellig am Verzweifeln!
Noch
schlechter als gestern.
Ich
hätte gerne Angst, aber der Gedanke, mich umzubringen, erscheint
erlösender, als zum Pflegefall zu werden.
Mein
Haus, das „Puppenhaus“, kommt erst JETZT richtig zur Geltung.
Unfähig, kann NICHTS tun!!!
Mich
durch die Gegend telefonieren, letztendlich meine Ärztin am Telefon:
"Bei
einem Wechsel, die Daten durch ein österreichweites Netz zu
transferieren, ist sehr aufwendig!"
"MRT würde ohnehin
erst in einem Monat möglich sein."
"Und Sie wissen ja,
dass das nichts über einen Schub aussagt." - Ich: „ICH weiß
gar nichts!“
"Wenn der Psychoanalytiker MIR was
vorschreiben würde, würde ich mich auch auf den Schlips getreten
fühlen."
"Konversion oder nicht, das kauen wir nun
schon seit 15 Jahren durch"
Ja,
ich bin am Heulen.
Wie
ein kleines Kind, das seine Schokolade nicht bekommen hat, wie?? Du
WIDERST mich an!!!
Der
abends eingesammelte, junge Grünfink: tot.
Charlotte
wieder allein.
Um
mich herum immer noch Chaos.
Mal
sehen, ob ich die Klinge noch festhalten kann...
Hier
sitzen und zusehen, wie der Körper weiter und weiter abbaut. Es ist
doch mein Recht, dass die Psyche die Talfahrt mitmacht. Oder etwa
nicht?
Jetzt
ist es mir peinlich, dass ich angerufen habe.
Habe
Angst, die beiden könnten sich austauschen und mein Stand würde
noch schlechter werden.
Schlecht,
schlecht, schlecht!!! Das Bild der Konversionsstörung kann man
durchaus noch „rot unterstreichen“, auf meine Art und Weise.
Wertlos.
Ich
fühle nichts mehr.
Noch
ein wenig Wasser trinken und dann mir selbst helfen, wieder etwas zu
spüren.
Weiter
darüber Nachdenken. Ich hab also versucht, für mich selbst zu
kämpfen, einzutreten.
Wie
gewohnt die klassische Reaktion geerntet.
Kann
man noch mehr NICHTS sein, als man ohnehin schon ist???
Mir
ist schlecht. Möchte mich übergeben, wie gestern nach der kleinen
Fressattacke.
Mich
selbst hochwürgen, ausspucken.
Noch
mehr Bilder im Kopf, die Seele erzeugt einen Stau.
Was
erwartet man von mir? Dass ich mit einem Schub GUT GELAUNT ankomme?
Triumphal einen weiteren Strich auf der unendlichen Liste mache? Ganz
sportlich betrachtet?
Mein
Kalender bleibt leer, keine Eintragungen mehr. Das zu notierende
Symptom verhindert, dass man es notiert. Bleibt lieber INKOGNITO.
Wenn es doch ohnehin NUR die Psyche ist...
Neurotisches
Zucken der Oberlippe.
Beim
Telefonat Verlegenheitswitze gemacht. Und dabei Tränen in den Augen.
Wertlos.
Stempel
auf der Stirn, abgefertigt!
Hier
hocken. Nichts.
Den
BH nicht anlegen können, die Haare zerzaust. Die Zähne werde ich
nicht putzen können.
„Sommerlethargie“.
Auf
den Grund des Wasserkruges starren: Kalk.
Drei
schmutzige Verbandstrümpfe neben mir auf dem Tisch, warten auf ihren
Einsatz.
Um
mir dann wieder anhören zu dürfen: „Ihr Zustand KANN sich ja auch
nicht verbessern, wenn Sie das hier machen!“.
BLA,
BLA, BLA... Ihr habt doch KEINE Ahnung!!! Die fadenscheinigen
Erklärungen gehen euch NIE aus!!
Etwa
16 Schnitte am rechten Arm.
Klo.
Zähne
putzen. Mit beiden Händen die Zahnbürste festhalten.
Danach
geht nicht mehr viel. Mehrmals umkippen.
1.
Juni 2012, Freitag 8:08, In 6 Tagen zum „Traumkrüppel“...
...klingt
wie das billige Titelblatt einer Frauenzeitschrift, das zum Kauf
animieren soll.
Im
Stich gelassen.
Komplett.
Allein.
Bis
auf Sebastian, der mir hilft und meiner Mutter, die ich nicht helfen
lasse.
Rief
gestern an. Wollte Details wissen, ich aber nicht darüber sprechen,
noch bedient von der Abfuhr zuvor. Dann kam sie wieder mit „Fragen“
an, die letzte: „Du hast gesagt, du hast eine Liste mit Fragen für
mich?“. Aus der Analyse.
„Nein,
noch nicht und ich kann gerade nicht drüber nachdenken.“.
Als
sie dann auflegte, fing sie wohl an zu weinen.
BÖSES
MÄDCHEN!!!
Hatte
zuvor mit dem praktischen Teil im Buch „Emotionale Erpressung“
begonnen, die Affirmation „Ich kann das aushalten!“ die
Grundsäule. Also wiederholte ich diesen Satz nun. Aufgeschlitzt
hatte ich mich ohnehin schon.
Die
linke Hand tippt mehr oder minder allein, die rechte macht so gut wie
gar nichts mehr. Hemiparese nun auch rechts, kann das Bein nicht mehr
heben. Also eine Tetraparese?
Ich
bin so ruhig, ich kann nicht reagieren.
„Vom
Läufer zum Pflegefall in zwei Wochen!“. Nächstes Titelblatt!
Der
Kopf leer. Außer die Gedanken daran, wie ich mich noch umbringen
könnte. Messer in den Bauch?
Sebastian
musste mir die Butter aufs Brötchen schmieren, musste mir die Haare
machen...
Markus
ebenfalls entsetzt: „Die machen es sich aber sehr einfach!“.
Heute
anrufen. Irgendwie bin ich wütend, weil ich es verantwortungslos,
FAHRLÄSSIG finde, einfach von Konversion auszugehen, obwohl die
Symptome untypisch sind, sich stets verschlechtern, anstatt auf
Nummer Sicher zu gehen und es mit Kortison zu versuchen.
DANKE!!!
Markus,
hatte einen AHA- Effekt: „Vielleicht gehen sie auch noch von einem
Münchhausen Syndrom, einer artifiziellen Störung aus. Was aber
sicher NICHT auf dich zutrifft!“.
Seine
Telefonnummer wie eine Waffe im Anschlag, werde ich zu Mittag noch
einmal in Feldbach anrufen.
Muss
ich betteln? Oder mich in ein paar Monaten mit einem Geschenkkorb
bedanken kommen, für diese unterlassene Hilfeleistung???
Ich
hatte noch so manch derbes Wort auf Lager, der Mund funktioniert ja
noch. Das spare ich mir hier.
Und
weiß: Kaum höre ich ihre distanzierte, arrogant wirkende Stimme,
werde ich einbrechen und zum devoten Füßeküsser!
Hasse
mich!!!
Und
denke nur: BITTE HELFT MIR!!!
Aufrechtes
Sitzen fällt schwer, liege ich, vermag ich mich nicht mehr
aufzurichten, stehe oder gehe ich, falle ich einfach um und lieg ich
erst auf dem Boden, werden die Beine spastisch und ich darf dort
liegen bleiben.
Der
rechte Zeigefinger kämpft sich tapfer über die Tastatur.
Schwächeschmerz und Pause...
Letzter
Versuch. Sinnlos.
Ein
paar nette Aufnahmen machen. Letztes Ausdrucksmittel: Video?
2.
Juni 2012, Samstag 5:21, Krankenhaus...
Gestern:
Verzweifeln,
als ich wie geheißen zwischen 12 und 13 Uhr anrufe, und mir
mitgeteilt wird, sie sei seit 11 nicht mehr im Haus, erst wieder
montags.
Das
Wochenende weiter „quälen“?
Oberwart,
Hedi: „Was machen wir denn? Ich leg auf jeden Fall deinen Akt raus,
wenn du bis zwei da bist, sind wir noch in der Ambulanz, sonst musst
du unten über die Notaufnahme.“
Nochmals
Feldbach, wurde mit einem andren Neurologen verbunden. Netter Mensch.
Bei
den Tests nun komplett versagen, die Sensibilitätsprüfungen
hochgradig schmerzhaft, erhöhter Babinskireflex in beiden Fußsohlen,
beim Finger–Nase-Versuch landen beide Zeigefinger im Mund, beide
Beine lassen sich nicht anheben.
Natürlich:
Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen wieder einmal die zerschnittenen
Arme.
„Ich
bin aber kein Borderliner!“.
Er
lacht und zeigt sarkastisch anmerkend: „NEIN! Sie sind KEIN
Borderliner.“.
Ich
nun schulmeisternd: „Glauben Sie etwa NUR Borderliner machen DAS?“,
und ratschte meine neue Diagnose runter.
Und
nun?
Keine
Tetraparese, aber Schwäche in allen vier Gliedmaßen und der Tonus
rechts um einiges stärker erhöht als er es links schon ohnehin ist.
Geil.
Er
versucht mit 4 Anläufen einen venösen Zugang zu legen, auf Ports
ist man hier nicht unbedingt vorbereitet. Der Letzte klappt.
Eine
Ewigkeit im Aufnahmezimmer der Station im 2. Stock auf mein Bett
warten, zwischendurch Fragen beantworten, brauche Hilfe beim Waschen,
Rollstuhl, ebenso beim Essen. Und, und, und...
Arg.
Im
Zimmer mit zwei älteren Damen, beide irgendwie verwirrt, die eine
sogar mit Demenz. Diese fiebert auch noch und randaliert die ganze
Nacht, die andere schnarcht ohrenbetäubend. Der letzte Gang aufs Klo
endet für mich angepinkelt vor der Kloschüssel und hab NIX gespürt.
Auf
der Suche nach einer neuen Unterhose kipp ich wieder um und sitze
LANGE auf dem Boden, jeglicher Aufstehversuch scheitert. Und wenn ich
im Bett liege, vermag ich mich nicht mal mehr umzudrehen.
Cool...
Und
heute?
Fette
Kopfschmerzen.
Eine
Liste schreiben, was ich noch brauche.
Bad:
3
Tücher
Haarbürste
Zahnpasta
Haarspange
Packung
Binden
Unterhosen
u. Socken
Biomaris
Duschgel
Bei
jeder Bewegung quietscht das Bett der Dame rechts in der Ecke.
Kopfschmerzen werden immer „angenehmer“.
7:30
Der
Waschtrupp fertig, es kostete mich sehr viel zu fragen, ob mir jemand
die Haare machen könnte/würde. Der mickrigen Freiheit und
Unabhängigkeit, die ich mir so mühevoll und jahrelang erkämpft
hatte, komplett beraubt. In wenigen Tagen von 31 runter auf drei
Jahre...
Sie
rückte mit Kamm und Handschuhen an. Und dachte nur: „DIE Haare
soll die Arme anfassen?“.
Fragte
nach Shampoo und Handtuch. Wie peinlich, sie musste nochmals rennen.
Ich dachte, sie hätte das auf ihrem Wagen...
Nun
auch noch Kortison...
Den
linken Arm muss ich ausgestreckt halten, vollkommen lahmgelegt.
Und
dieses Ärmel hochschieben und Arm so liegen lassen?
10:09
Alles
fertig: Frühstück, Cortison, mit den Zimmergenossinnen sprechen,
die heute sehr gesprächig waren, Zähneputzen, Anrufe.
Achja,
Visite. Das am Vortag angesprochene Thema Borreliose erneut auf die
Bettkante bringen und nun das Foto vom Fleck am Computer zeigen.
Super
(mein neues Lieblingswort)! Nachher gibt’s noch Antibiotika und das
für 3 Wochen, in denen ich die Sonne meiden soll.
TOLL!
WIE meine Mutter! Weil wir ja IMMER dasselbe haben müssen...
Sebastian
erzählte, die Wiese sei voll mit toten Grünfinken. DIESE KATZEN!!
Oder
eine Epidemie??
10:45
Endlich
die Haare gemacht.
Peinlich.
Und
noch an gestern denken müssen, all das Entsetzen meine Arme
betreffend. Noch mehr Entsetzen, als ich das Wort „Kinderkacke“
in den Mund nehme. Die Pflegerin heute Morgen beim Blutdruckmessen:
„Was haben SIE denn da gemacht?“.
„Mich
unendlich „lieb“ gehabt.“. Wenn der rechte Arm schon derartig
heftige Reaktionen auslöst... dieser elende Kinderkram!!
18:38
Viel
passiert, kann es aber nicht niederschreiben.
Zweimal
umgekippt, das zweite Mal allein im Klo und mit dem Gesicht, bzw. dem
Mund auf die Klobrille geknallt.
Wäre
ich allein, würde ich ein Video machen. Die Damen würden ohnehin
glauben, ich telefoniere.
Seb
um 1 da, mit rollstuhl ins kafe
Meine
Eltern kommen, nicht so schlimm, neutraler raum
mutter
will morgen wieder – auch nicht schlimm
frage:krieg
ich wirklich korti – geschmack gleichbleibend
dann
gespräch
danach
mit mölli, wieder vom bett fallen und nicht aufstehen
Beim
abendessen arzt gefragt: mich geirrt, seit 2 oder drei wochen fleck
-würde für neuroboreliose reichen
montag
lumbal, soll sagen, brauch ich nicht, antibiothka müssten wirken.
Periode
– jetzt ich und tampon!
Abendwäsche
spiegel:
kein puppengesicht, keine steroidakne
nach
23
markus
film über junkie gesehen, den ersten über todkranke junge frau
nicht erttragen
Montag
wegen augenarzt fragen!!!
draußen
singt amsel´, absurd
nicht
müde, klo, hardcorebinde aus Reagal filzen, in spiegel starren,
immer noch nicht denken können
doch
irgendwie traurig
doch
korti?
3.
mai
depri,
trauern
4.
juni
zimmer
voll
morgen
nach Hause, nicht besser -seit gestern abend rechter fuß verkrampft
beim gehen
Bild:
schwarz? maden, schmeißfliegen, knochen?
Torso,
mund zugenäht, kruzifix, arme und beine abgerissen, unterleib auch
weg, nackt
Stempel
auf stirn „Stempel“
Titel:
abgestempelt?
5.
Juni
gewaschen,
umgezogen, wieder stinken
6.
Juni 2012, Mittwoch 8:00, Zu Hause und doch im Nichts...
In
vielen einzelnen Bechern meinen Kaffee zubereiten. Eine Tablette
intus, es folgen noch 7 Stück.
Mich
bemühen, mit beiden Händen „vollwertig“ zu tippen. Der rechte
Arm schlottert. Das Vibrieren geht über in den gesamten Körper.
Kortison Ahoi!
Der
Befund... In meiner „Kortisonlaune“ falsch interpretiert?
Wiederfinden konnte ich mich mit meinen Problemen in der rechten
Körperhälfte nicht. Was ist mit der Aufnahmeuntersuchung? Mit der
starken Spastik in den rechten Gliedmaßen? Dem übersteigerten
Babinskireflex? HA? Na?? WAS???
Oder einfach den Befund vom
Dienstag „kopiert“? Über all dem schwebend das böse Wort
„Konversion“??? DAS wäre doch auch ein Titel für das Bild! Wenn
ich wieder malen kann... Irgendwann... Hoffe ich.
Neuroborreliose:
Wäre dies sogar ein kleineres Übel? Informationen gleich Null,
Herrn Google fragen...
Hm,
Mister Wikipedia äußert sich auch nicht zu den Aussichten. „Sollte
unter dem Doxycylin besser werden.“, Aussage des Arztes.
Erste
Übung morgens im Bett: den Daumen ausstrecken.
Nicht
mehr so „bettlägrig“, kann mich selbst wieder besser umdrehen
und aufrichten.
Abends
dennoch vorm Klo fast umgekippt und mich angepinkelt.
Umsehen.
Die
Wände wieder weiß.
Für
meine Begriffe: Unordnung.
Für
Sebastian geordnetes Chaos.
Oh,
ich hab die Blumen meiner Mutter stehen gelassen...
Aber
die ellenlangen Strohhalme für die Wasserflaschen mitgenommen. Ich
denke eben praktisch. Nicht so „schöngeistig“.
Überfordert
von all den „Wunderheilerangeboten“, derer ich mich nun nach der
Vernissage kaum erwehren kann, und eigentlich WILL ich NICHT!!!
LASST
MICH IN RUHE!!! Nicht WIEDER und WIEDER nachhaken, so renitent sein,
ich hab keine Kraft mehr!
Über
40 Nachrichten auf Facebook. „Hätte man das nicht abstellen
können, während ich weg war?“.
So
vieles nervt.
Vor
allem als meine Mutter abends noch vorbei kam und meine Körpersprache
nicht ausreichte, um klar zu machen, dass ich meine Ruhe will.
BRAUCHE... Nicht reden, nicht zuhören; Friede und Freude und
Eierkuchen in von Vogelgesang geschwängerter Stille. MEHR NICHT!!!
WAS
beschwer' ich mich eigentlich? So „musste“ ich mich wenigstens
nicht telefonisch „zurückmelden“.
Back
to the roots:
Die
Puppe kommt vom Puppendoktor und sitzt nun wieder „wehrlos“ und
regungslos in dem Puppenhäuschen, das nicht IHRES ist. Nur
„Statist“, Gegenstand, „Gebrauchsgegenstand“...
Hel
kommt.
Im
Traum so viele tote, sterbende, versehrte Tiere. Unheimlich. Und der
Vorwurf meiner Mutter, dass ich ihr abends nicht in ihren „Sorgen“
adäquat beigestanden war. Kein Mitleid, kein Mitgefühl, tot... Doch
das schlechte Gewissen im Traum kam „gut an“. Ich möchte fast
sagen: „Intensiv!“.
Mhhh...
SCHÖÖNNN...
Mich
ohnehin schlecht fühlen, schon während sie noch da saß und ich sie
„ignorierte“. Und als sie ging, der Wunsch nach meinen Klingen.
Mit welcher Hand, welche Körperpartie auch immer!!!
Immer
noch schlottern. Die Finger rechts flinker, aber werden spastisch
beim Tippen und schmerzen etwas, je mehr sie sich zusammenziehen.
Abwarten.
Nicht
denken können.
Der
Himmel grau. Etwas Wind. Der Holler blüht. Wie der Wiesensalbei.
Sommerliche Süßgräser recken ihre Ähren aus dem verworrenen Grün.
Der
Rücken verspannt. Die Grillen HOCHschwanger. „Tschriep
tschriep...“.
Sebastian
wird immer besser beim Haare Machen. Der Oberlehrerinnen-Haarknoten
sitzt bombenfest.
Wie
soll mein Tag aussehen?
Sofa?
Liegen?
NICHTS?
Oder
einfach diese Stille, die WORTLOSIGKEIT in mich aufsaugen, kein
Schnarchen, kein nächtliches Gestammel, kein Anbrüllen von einer
schwerhörigen Demenzkranken, die gefühlt komplett in unsre Obhut
überging und wieder und wieder dieselben Geschichten zu hören...
Die
Verabschiedung, die Guten Wünsche... das war ALLES EHRLICH gemeint,
auch die leichte Wehmut beim Abschied. Aber...
Martha
wieder vor der Tür. Hab mir vorgenommen, dieses Spielchen heute
nicht mitzuspielen!
Sorry
Katze!
Kurz
vor 9.
Ich
stinke.
Im
letzten Traum im Krankenhaus quälte ich mich durch diverse
Supermärkte, amerikanischer Standard, überdimensional,
Baumarktflair, auf der Suche nach einem Duschgel, das stark genug
riechen würde, um diesen Kortisonmief abzuwaschen. Kaum ein Regal
angesteuert, wurde ich weg delegiert und das Gehen wurde doch immer
schwerfälliger.
Oben
ist die Tür auf und knallt immer wieder gegen den Türstock, ohne
irgendwann ins Schloss zu fallen, weil sie vom Aufbleiben dermaßen
verzogen ist. Vollholz eben. Nervt.
ALLES
nervt!!!
Aber
mich freuen, dass das Tippen heute wieder besser geht.
Waage?
Hab ich nicht „gewagt“. SO VIEL GEFRESSEN!!!
Augenarzt:
so gesprächig, als wäre ich der erste Mensch an diesem Tag, mit dem
er sich auf ähnlichem Level unterhalten konnte. Die Augen in
Ordnung, kein „Makulaödem“.
Dass
ich meines Hochdeutsch wegen im Krankenhaus von irgendeinem Besuch
nach „Kärnten“ gesteckt wurde, verwirrte mich etwas. Aber noch
besser als diese eine ältere Lady Anno Dazumal, bei irgendeinem
Aufenthalt, die damals gar vermutete, ich käme aus Ungarn!!!
Entnervt,
etwas „Verrücktes“ unternehmen...
Treppe
hoch und die vermaledeite Tür schließen.
Schwächeschmerz
in den Beinen, noch mehr Schlottern.
Sitzen,
raus sehen. Stinken. Duschen? Wieder? WIE oft noch? Und womit??? Wenn
mir sogar im Traum DAS ULTIMATIVE „Gegenmittel“ verwehrt
bleibt???
Geduscht,
mit Sebastians Duschgel. Doch beim Anziehen vom Hemd, schon wieder
schwitzen.
Entnervt,
weil das Telefon während dem Waschen dreimal klingelt. Sebastian
beim 4. Versuch noch entnervter: „Wo bist du???“.
Seine
schon seit gestern vorhandene Entnervung und meine überspannten
Antennen -das kommt nicht gut.
So.
Jetzt hat es sich AUSgetippt...
7.
Juni 2012, Donnerstag kurz vor 8, Kollaps...
Ich
höre das Sofa meinen Namen säuseln...
In
den Kaffee starren.
Unsre
Grünfinken sind krank. Warum auch immer. Und treten der Reihe nach
ab. Allen andren geht es aber gut. Man bekommt den Eindruck, die
Finken fressen sich zu Tode!!! Maßloses Stopfen! Bis zum Exitus!
Der
Körper schlottert. Die linke Körperhälfte entspannt sich zumindest
die Parästhesie betreffend langsam wieder und lässt sich anfassen.
Sebastian
scherzte im Bett: „Und morgen gehst du laufen!“.
Ächz.
Verjüngungskur
mit Steroidakne. Stinken für den Weltfrieden. Ich muss wieder
duschen.
Nachher,
später, irgendwann...
Zeternde
Buntspechte, Flugzeug, Magen flau.
Wer
erschießt mich?
Als
wir nachts IRGENDWANN ins Bett krochen und ich noch „flott“ aufs
Klo ging, kollabierte mein Kreislauf, mein Magen drehte sich um. Ich
sah zu, so rasch als möglich ins Bett zu kommen, wo ich dann lag, in
Klamotten, und heiß- kalte Schauer „duschten“ den ganzen Körper,
jagten hoch und runter, kalter Schweiß auf der Stirn. Cool...
Bäh...
Mir
wie leider immer meine eigenen Reime draus basteln. Die Anämie
wieder einmal? Die Tage im Krankenhaus ohne das Eisenpräparat? Und
nun die Periode, seit Tagen, in DEN Ausmaßen einer Kupferspirale
mehr als würdig?
Mir
ist schlecht. Wieder kalte Schweißperlen auf der Stirn.
„Ich
bin zu alt für diesen Scheiß!“, ein Serienzitat während dem
Abklappern nachts im Bett von mir gegeben.
Eindeutig.
Nicht
bereit für Besuch. Denke ich mal. Erst recht nicht in DEM Zustand:
stinkend, miefend, schweißnass und hab ich stinkend schon erwähnt?
Martha
neben mir stört das allem Anschein nach nicht. Der Arm schlottert
und die Schnitte lugen unter den zu kurzen Ärmeln hervor. Mir egal,
er hat doch bei der Untersuchung ohnehin schon alles „gesehen“.
Und längst wieder am Verblassen.
Drei
junge Kohlmeisen, noch ganz bleich auf dem Kopf, hüpfen auf dem
Tisch herum. Nein. DENEN fehlt definitiv nichts.
Meinen
Giftcocktail runter würgen. Da fehlt noch was... Das Antibiotikum.
Mag nicht aufstehen.
Junge
Blaumeise auf dem Tisch und Hel auf dem Dach. Alle frisch und munter.
Meisen
auf dem Boden, doch beide Katzen im Haus. Das entspannt ein wenig.
Achje...
den Magenschutz hab ich auch vergessen...
Aufstehen,
runterwürgen, Schwindel, Sofa ruft immer noch...
Arm
schlottert noch mehr. Aber das Tippen heute noch flüssiger.
Hab
das Bedürfnis, mich auszuruhen und DANN... ja, dann...
„irgendwann“...
In
die Gänge kommen?
Geh
dich waschen, du bist ja widerlich!!!
Ja,
ja...
Hab
geschlafen, hab gedöst, mir die Wiederholung der wiederholten
Wiederwiederholung angesehen, gegessen, obwohl mir schlecht war, viel
getrunken, obwohl der Durst dadurch nur noch stärker wurde. Der
Zeichenblock neben mir auf dem Sofa blieb unangetastet. Da war dieses
Bild, ein „Bühnenbild“, aber ich konnte nicht. Und abends dann
war die Hand erneut so geschwächt, dass es ohnehin schade ums Papier
gewesen wäre.
Ein
Mann vom Fach hat gestern eins meiner Bilder auf Facebook „in seine
Einzelteile zerlegt“. Einerseits fühlte ich mich geschmeichelt,
dass es seine Aufmerksamkeit erweckt hatte, andrerseits konnte ich
mit der „Kritik“ nicht umgehen. Was heißt hier „Für die
Spannung im Bild ist das zweite Rechteck nicht nötig.“?
Ich
„wehrte“ mich: „Von Bildaufbau hab ich doch gar keine Ahnung,
noch von Farbkomposition. In meinen Bildern geht es auch nur darum,
was meine Seele sagen will.“.
Wiederholte
dann später wieder und wieder: „Ich male ja schlussendlich für
MICH!“.
Hm.
Gefühlt
hatte man an meine Seele ein Lineal angelegt.
Bäh...
Und
schon wird es ZU VIEL Aufmerksamkeit! Den Kopf einziehen, wie eine
alte Schildkröte.
Waschen...
8.
Juni 2012, Freitag 8:26, Guten MORGEN!!!!...
Aaaarrrgg....
Es
klingelt in meinem Schädel. Der Körper schlottert; wieder, immer
noch, was weiß ich...
Im
Traum schien doch alles so einfach: tief Luft holen und losrennen.
ALLES war gut...
Schwitzen.
Unordnung. Einen Berg Tabletten vor mir. Sonnenschein und ich darf
nicht raus. „Stubenarrest“.
Wie
gewohnt: durchgekaut und wieder ausgespuckt- so hocke ich hier und
verliere den Verstand.
Fühle
mich widerlich, BIN widerlich, um mich rum alles WIDERLICH. Im
aufgeräumten Krankenzimmer ließ es sich scheinbar besser aushalten.
Wäre
ich nur nicht angemeldet, hätte keine Arbeit, die auf mich wartet...
Druck erzeugt Gegendruck.
Nein,
der Wille, etwas zu ändern, ist noch nicht da.
SO
er sich denn ÜBERHAUPT blicken lässt.
Auf
dem Tisch eine Skizze, mein erster Zeichenversuch. „Schöne
Aussichten“!
Der
Besuch blieb mir erspart, dafür stand meine Mutter abends wieder vor
der Tür. Und als sie so erzählte, von all dem Lob, das ich geerntet
hätte, und ob ich verkaufen würde, sie: „Nein, alles schön
langsam, hab ich ihnen gesagt, ERST hängen WIR in Eisenstadt, wer
weiß wo WIR danach hängen werden?“.
WARUM
kann ich mich an diesem WIR so dermaßen „aufhängen“, wenn wir
schon beim „Thema“ sind?
Auf
der Suche nach mir SELBST, meinen Einzelteilen... Und soll diese
gefundenen Bruchstücke WIEDER teilen??
Mir
fehlt die Kraft in den Händen, um mich noch einmal in diese
Situation zu begeben. Die Sitzung reichte schon. Gereizt eben. Markus
nervte. Ich wollte nicht mehr. Aufgeben. Alles hinschmeißen...
Und
ich ließ meine Mutter eben auflaufen, obwohl sie sich den „Eintritt
ins Haus“ wieder einmal „erkauft“ hatte, mit Präsenten in den
Händen.
Ich
schwieg, sie redete.
Und
als es schon nicht mehr auszuhalten war, drückte sie mich
vorsichtig: „Ich hab dich lieb!“.
Die
Mauer zerfiel, ich nahm sie nochmals in den Arm: „Ich hab dich auch
lieb!“.
Ein
kurzer, flüchtiger Moment.
„Ich
schicke dir dann per Mail die Fragen aus der Analyse, du darfst diese
aber nicht als Angriff verstehen, ja?“.
In
meiner Suppe sitzen. Morgens im Bett im Dekolleté ein Schweißsee.
Werde wieder duschen müssen.
Was
bringt der Tag? Was macht er mit mir?
In
Happen kleine Arbeiten im Haus erledigen und versuchen, mein
„Wohlbefinden“ auf diese Art zu steigern?
Ich
bin schlecht. Ich war es, werde es immer sein und der Gedanke,
nächste Woche wieder nicht im Büro zu erscheinen, gibt dem
Stimmungsmix eine extra „strenge“ Note. Mhhh... Lecker...
WÜRG!!!!
ALLES
ist SOOO WEIT WEG!!!! Und ich hocke gefühlt im Dreck und kann meine
Arme nicht ausstrecken.
Was
„lustigerweise“ auch in Natura nicht möglich ist.
Das
Zeichnen tat nicht gut. Die Hand danach verkrampft und die Gelenke
schmerzten.
Zum
Frühstück ein paar schöne Schimpfworte für mich selbst parat???
NA?
Los! Gib's mir!!!
Arsch!
9:30
Buddha-gleich
hier wieder Platz genommen, mit einer Tasse Zitronenmelissentee aus
dem Garten.
Aufgeräumt,
draußen gegossen, drei Vogelleichen beseitigt.
Kann
mich nicht mehr bewegen.
ZU
viel verlangt.
Ernsthaft:
„WAS war Laufen noch mal genau???“.
Klartraumtechnik
wäre toll, dann könnte ich jede Nacht trainieren...
Duschen,
Zähneputzen, Sofa... Es läuft wohl wieder genau auf das hinaus!
Im
Vorbeitorkeln im Garten ein paar Wiesenerdbeeren genascht.
Sonnenschein. Trocknende Wäsche auf dem Ständer im lauen Lüftchen.
Die Trinkschalen der Vögel aufgefüllt. Bedenken, weiter zu füttern.
Sebastian -von sich aus paranoid, was das betrifft- wähnt sich schon
umzingelt von gefährlichen Seuchen. Ich sehe das alles viel
entspannter. Bin doch ohnehin schon „krank“.
Schwitzen
und eiskalte Füße.
Duschen?
Endlich?
Und
dann?...
9.
Juni 2012, Samstag 7:45, Erster Versuch...
Ein
eingeschränkt mobiler Abszess.
DAS
bin ich gerade.
Ohne
Gewicht. Ohne „Gefühl“ für den Körper. Saft- und kraftlos,
eine ausgelutschte, halb verdurstete Blume.
„Blume“??
Dass ich nicht lache!!!
Kaugummi.
Dann eben Kaugummi. Geschmacklos, fade, wertlos, unter den Tisch
geklebt.
Fängt
an zu regnen. Die Wäsche...
Hach...
Sie
musste aus Versehen schon 60°C ertragen und zwei Tage in der prallen
Sonne. Ich kann nicht. Egal. Alles egal... So lange der Wind nicht
auffrischt, müsste sie an der Hauswand sicher sein. Bis dorthin
vermochte ich sie gerade noch so zu verfrachten.
Kopfschmerzen,
schlecht und in den Kaffee starren.
Martha
meckert vor der Tür. Das Brötchen im Ofen müsste auch bald fertig
sein, also stehe ich auf, lieb wie ich bin...
Torkeln,
umkippen, die Finger am heißen Gebäck verbrennen, draußen
heimeliges Prasseln, ich nur heilfroh, wieder zu sitzen.
Ob
es besser geht...
Ich
sollte nach Auffassung diverser Menschen ständig diese Frage
beantworten.
Ja?
Nein? Keine Ahnung?
Tippen?
-Einigermaßen.
Zeichnen?
-Schwierig.
Kraft?
-Null.
Alles
gesagt?
Die
rechte Hand brauchte die Unterstützung der schwachen linken, um den
Kolben der Spritze durchdrücken zu können. Braucht eine helfende
Hand beim Heben von Gegenständen, beim Umrühren des Kaffees. Und so
weiter und so fort.
Mag
nicht mehr drüber reden.
Doch
ein Thema werde ich nicht müde, durchzukauen: Will ich SO leben?
Kann
ich?
Andere
können.
SCHÖN
für sie!
Aber
es geht verdammt noch mal nicht immer um alle anderen, es geht um
mich! Was will ICH???
SO
lange abhängig gewesen, VIEL zu lange und nun DAS!
Immer
noch die Frage stellen: 90 oder 3 Jahre alt?
Gefühlt
von der Unendlichkeit verschlungen.
Meine
Mutter rief an. Gerade, als ich mich aufs Sofa gelegt hatte. Die
Fragen, die ich ihr geschickt hatte... Sie wollte diese nun unbedingt
beantworten, dabei konnte ich gar nicht.
Eine
Mixtur aus Einsicht, Rechtfertigung und „Widerständen“.
Mit
dem Endergebnis, dass ich wieder einmal zu dem Schluss kam, Markus
sagen zu müssen, dass ich einfach NUR „hypersensibel“ bin und er
seine kostbare Zeit an mir verschwendet.
„Was
BIN ich für dich?“, eine der Fragen.
Sie:
„ALLLESS!!!“.
„Alles“
kann ganz schön VIEL für eine einzelne Person sein!
Eine
dreiviertel Stunde. Mit dem Endergebnis, dass ich mich -hätte ich
nicht das durchsichtige, weiße Hemd angehabt- am liebsten
aufgeschlitzt hätte.
Weil
du nicht DAS zu hören bekommen hast, was du wolltest???
„Du
warst doch so ein offenes, fröhliches Kind...“.
„Ich
hab mich dennoch in den Schlaf geheult.“.
„Wann
denn? Das wäre mir doch aufgefallen!“.
Hm...
Die
Erinnerungen verblassen, ich fange an, an mir selbst zu zweifeln.
„Hypersensibel“,
„vererbt“...
Einen
gewissen Kaufzwang mit meiner Selbstverletzung vergleichen.
Wieder:
hm...
Waren
wir uns nun NAH oder noch ferner als sonst?
Ich
blieb liegen, tatenlos. Musterte nur kurz meinen Bauch, den ich auch
noch zerlegen hätte können.
Sebastian
kam, wir fuhren einkaufen. Wie bei einem kleinen Kind der Papa musste
er mir die Haare richten, bei den Schuhen helfen, warten, bis ich zum
Auto kam.
Meine
Mutter meinte ja, sie würde ständig angesprochen werden, wegen der
Ausstellung, den Bildern.
Zu
mir sagte niemand was. Nur wie immer in diesem Zustand das Gefühl
nicht loswerden, angeglotzt zu werden.
Zweimal
„werden“ hintereinander. HÄSSLICH!
An
meinem Brötchen herum kauen. Magen entspannt sich nicht.
Ein
beschwerlicher Weg durch die Regale, fast 70 Euro für Lebensmittel
und vor allem auch Getränke.
Glücklich?
Nein.
Abends
eine neue Zeichnung...
Das,
was das „Telefonat“ mit mir „gemacht“ hatte.
Markus
abends zu meinen Bedenken: „Du bist SO WAS von PTB!“.
Der
Test so eindeutig...
Und
wenn ich da „übertrieben“, mich „rein gesteigert“ habe?
Punkt
0!!
WIEDER
von VORNE anfangen!
Mit
der alt bekannten Erkenntnis: „ICH BIN SCHLECHT!“.
Tote
Vögel, ÜBERALL tote Vögel. So deprimierend. Das war doch letztes
Jahr nicht so!!! Oder?
Jeden
Handgriff mit Bedacht ausführen und mir selbst motivierend Mut zu
sprechen: „DAS ist gerade eine Übung!“.
Auf
Regen folgt wieder Sonne, mein Schädel bekommt Risse.
Und
nun auch noch DAS: Wurde auf einer Kunstseite auf Facebook erst auf
der Liste der zu wählenden Kuratorinnen genannt und NUN auch noch
mit 8 anderen GEWÄHLT.
ICH!!!
Hallo?
ICH????
Ich
hab doch KEINE Ahnung von NICHTS!!!
Außer
davon, dass ich schon WIEDER stinke!
ICH
soll MITentscheiden, was auf die neue Seite kommt und was nicht?
ICH??? Was „Kunst ist und was nicht“??????
HIMMEL!!!!
Ich,
die kleine verkrüppelte Maus, die NIRGENDS anecken will NOCH
„darf“!!!
Erschießt
mich bitte jemand?
ENDLICH?
„Dafür“
hätte ich mich gestern abends nur in den Wald schleppen müssen, so
ein Jägerarsch ballerte da mehrmals herum.
Am
Grundzustand ändert sich nichts. Mir ist schlecht, schwindelig und
ich fühle irgendwie NICHTS.
Hallo???
Lebst du noch???
Vom
Gestank her könnte man durchaus Rückschlüsse auf dessen Gegenteil
ziehen.
Wieder
duschen. Mit Sebastians Herrenduschgel.
Was
wird das für ein Tag?
Mal
ehrlich: Es ist mir doch eigentlich SCHEISS egal!
Also,
warum wieder und wieder fragen?
Nachdenken.
Sollte
ich mein „Nähzimmer“ endlich zum Physiozimmer umgestalten?
LOHNT
sich das ÜBERHAUPT?
Der
Raum ist eigentlich schön, SO wie er jetzt ist.
Aber
auch ungenutzt!
Das
Laufband da rein? Das Trampolin? Die Gymnastikmatte, den Pezziball?
Die Gummibänder???
KEINE
Ausrede mehr, die Treppe wäre im „Weg“ und würde mich davon
abhalten?
Meiner
Chefin noch eine Mail schicken. Sie möge mich nun bitte abmelden, da
ich nicht weiß, wie es weiter gehen wird...
10.
Juni 2012, Sonntag 8:45, Mit dem Feuer tanzen...
Das
Umräumen bekam mir nicht. Hab mich überfordert, die spärlichen
Kraftreserven der linken Hand nun auch Geschichte.
ALLES für den
GUTEN Zweck. Das Nähen offiziell abgehakt, alles aus dem Zimmer
geschmissen, was im Weg war, und einen Therapieraum draus gemacht.
Bis aufs Laufband. Sebastian bot den Umzug des Ungetüms mehrmals an,
aber ich musste mir selbst die Frage stellen: „Falle ich runter,
gegen welche Kante oder Wand möchte ich dann gerne knallen?“. Oben
würde ich auf meinem Hintern landen, hinter mir ausreichend
Landebahn.
Schön
und gut. Nun ist alles da, was ich bräuchte.
Gilt
nur noch auf dem Weg nach hinten die Motivation per Anhalter
mitzunehmen.
Wenn
sie denn überhaupt dort auf mich wartet...
Das
BISSCHEN Räumen und gleich wieder ein derartiger „Effekt“. Wie
soll es dann nach den Übungen aussehen?
Na,
wer weiß. Vielleicht motiviert der Einbruch der linken Hand nun die
rechte aufs Neue...
WUNSCHDENKEN!!!
Ich
sollte mir einen Strohhalm in den Kaffee stecken.
Grauer
Himmel.
Hat
den ganzen Tag geregnet. HERRLICH! So SCHÖN auf dem Sofa!
Aber
auch SO formschön kaputt gemacht, da ließ es sich gut aushalten.
Sebastian
half mir beim „Kochen“, bzw. ich fing mit den Schnibbelarbeiten
für den Salat an, er „durfte“ weiter machen.
Das
Gespräch um 1 war zäh.
Meine
Chefin antwortete dann sogar noch auf meine Mail. Werde ich „doch
gebraucht“, „erfülle einen Sinn“? Will mich nicht aufgeben,
eventuell von zu Hause aus Arbeiten erledigen. Bis ich wieder
Autofahren kann.
Wenn
denn...
Arg...
So,
lieber EHEMALIGER Amtsarzt? Ich BRAUCHE SIE NICHT, um zu WISSEN, dass
ich mich SO NICHT hinters Steuer setze!!!
Traum...
Der Traum... Wieder viele Vorwürfe meiner Mutter. Und doch wurde das
„Rumpelstilzchen“ immer stiller und die „Vernunft-Stimme“
trat an seine Stelle. Das klingt doch GUT!
Was
„fühle“ ich?
Immer
noch ein mehr oder minder mobiler Eiterprozess, um die Tatsachen mal
unbeschönt auf den Tisch zu bringen. Fett. Am Fressen. Maßlos.
Nonstop. Und irgendwie... EGAL!!! Sehe mich selbst NIE WIEDER in
engen Laufklamotten!
Specki
hat AUStrainiert!!!
Und
hinter all dem, ganz leise eine kleine, piepsende Stimme: „Und wenn
du es probierst? WAS hast du zu verlieren???“.
Und
fügt noch hinzu: „Das Gehen sah teils KATASTROPHAL aus, aber
sobald du liefst, ging es... Irgendwie...“. Komplett eingepackt,
mit Knie-, Ellenbogen- und Handgelenkschützern? Wie ein „Ritter“?
Eine
„RitterINE“?
Weiter
sinnieren.
Mir
vorkommen wie dieser Mann in dem Werbespot, der im Rollstuhl sitzt
und nach dem Telefon greift, es aber nicht anfassen kann. Dann steht
da: „Möchten Sie gerne helfen?“. Ein Hund taucht auf und hebt
ihm das Telefon auf. „Spenden Sie für einen Partnerhund“.
Hm...
Wie nennt man DAS, was er da HAT?? Auch „nur“ Schwäche?
Parese:
(ich wiederhole mich) wird definiert als leichte Ermüdbarkeit,
Schwäche bis hin zur Lähmung.
Also:
?????
Hm...
Stirnrunzeln.
Verwirrt.
Ärzte sagen das eine, Therapeuten das andere. WEM traue ich MEHR???
Nach
all dem, was ich durch hab?
Wer
möchte raten?
Kopfschüttelnd
den Buntspechten zusehen.
Meiner
Mutter erneut eine Mail geschickt und mehrfach darum gebeten, BITTE
schriftlich zu antworten. Markus gab mir noch einen guten Grund: „Um
dir Raum für deine eigenen Interpretationen zu lassen!“.
Sie
SAGT doch ständig: „Wenn du was brauchst...“. Warum ist dann DAS
so schwer? Weil geschriebene Sätze einfach so da stehen, „schutzlos“
und ihr nicht die Möglichkeit geben, alles zu ZERREDEN, zu erklären,
sich zu rechtfertigen?
Darum
GEHT es doch gar nicht!
Es
geht nicht um SCHULD! Um Fehler!
Eine
penetrante Fliege.
Regnet
es schon wieder?
Die
Brille verschmiert.
Ich
komme bei den nächsten Entzugssymptomen an: Halsschmerzen,
Druckgefühl im Brustkorb und Rückenschmerzen.
In
mir trotz allem so eine „unheimliche“ Stille.
Was
ist das? Heilung? Frieden? Aufgegeben? Resigniert?
Die
weißen Wände ringsum schweigen mich an.
Abends
der dritte Zeichenversuch.
Hm...
11.
Juni 2012, Montag 7:12, Auf Messers Schneide...
Regen.
Wie
idyllisch.
Flugzeuge...
Diese beschissenen Flugzeuge!
Der
Holler ist schon wieder am Verblühen. Die Wiese bekommt einen
Wachstumsschub, bei all dem Nass.
Charlotte
ist gestern nach draußen gezogen. Ob es ihr gut geht?
Womit
anfangen...
Sebastian
fuhr zum Bäcker, ich ging „trainieren“. Trampolin,
Dehnungsübungen, Pezziball.
Das
Telefon klingelte. Es HÄTTE ja auch Sebastian sein können. Also
quälte ich mich einmal quer durchs Haus. Meine Mutter.
Nö!
JETZT nicht!!!
Wieder
nach hinten, weiter meine Übungen exerzieren.
Mich
SCHLECHT fühlen.
Es
bedurfte aber eines ZWEITEN Anrufversuches, um mir eine Erkenntnis zu
bescheren.
Frühstück-Mittag,
Sofa, zunächst mich mit NICHTS befassen, außer der Glotze.
Charlotte
umziehen lassen. Mehrmals in den Garten gerannt, um diverse Stöcke
und Äste zu holen. Und dann eben schon zu schwach, um mich auf den
Beinen zu halten, als ich den langen Stock durchbrechen wollte.
Kippte
um, fiel hin. Kleines Loch am Handgelenk, Schürfwunden an Ellenbogen
und Knie. Zitternd wieder aufkriechen.
Hm...
Bald
folgte Badewanne. Ich „fiel“ in diese rein und als ich dann lag,
das Gefühl nicht loswerden, NIE WIEDER aufstehen zu können. Also
lag ich da im warmen Wasser, bewegungslos und die Depri holte mich
ein. Aus der Wanne gekrochen, weiter zum Sofa.
Fernsehen.
Auf
dem kleinen Tischchen meine nagelneue GPS- Uhr... War ausgegangen,
der Akku leer.
Wie
symbolträchtig...
Man
muss fast sagen „ENDLICH“ der lang erwartete Zusammenbruch!
In
Tränen ausbrechen, in der Glotze nun auch noch ein Lied, dass ich
zum Laufen „benutzt“ hatte. So konnte ich mich erst recht nicht
wieder einkriegen. Aber ich hatte ja „Zeit“, Sebastian lange im
Bad, ich konnte mir die Augen wund flennen, er bemerkte nichts davon.
Abends.
Sofa.
Halb
9!!
Das
Telefon auf meinem Tisch, klingelte.
„Warum
gehst du nicht ran?“, Sebastian zu mir.
„Ich
MAG nicht!!“.
Natürlich,
früher oder später sah ich hinterher nach, WER es war.
Na?
Wer möchte raten?
Ich
könnte hier eine Quizshow aufziehen, nur lukrativ für MICH wäre
das dann NICHT!
Und
in mir wurde eine LAWINE losgetreten. Sebastian hatte Zahnschmerzen
und bereits die Tage zuvor signalisiert, dass er diese alte Leier
nicht mehr hören konnte. Also war ich ALLEIN in mir, MIT mir und
diesem Chaos!!!
WAS
ging mir da alles „HÜBSCHES“ durch den geisteskranken Schädel?
Mal
sehen:
Ich
wurde wohl meine gesamte Kindheit mit IHRER Angst, es könnte
jemandem etwas passieren, regelrecht GEIMPFT! Drum saß auch ich nun
HIER und hatte PANIK, es KÖNNE ja etwas SCHLIMMES sein!!!
Schwieg
mein innerer „Freund“ für eine Sekunde, fragte ich: „Welchen
Teil von „Ich brauche jetzt einfach NUR Ruhe“ kann man
MISSverstehen????“.
Nein,
NEIN!!! DAS durfte ich nicht denken!!!! WIE UNGERECHT!!! WIE
GEMEIN!!! WAS FÜR EIN MISSTÜCK ich doch BIN!!!!!
Aufschlitzen!
Jetzt, sofort!!!! AUFSCHLITZEN!!!!
Oder
nachgeben und zurück rufen.
NEIN!!!!
Geh
ins Bad und mit der nagelneuen Klinge an deinen FETTEN BAUCH!!! Das
SIEHT keiner, FÄLLT NICHT AUF!!!!
Versuchen,
diese Affirmation runter zu BETEN: „Ich KANN das aushalten! Ich
KANN das aushalten! Ich KANN das aushalten!!!!!!“.
Innerlich
am Beben. ALLES in mir SCHRIE nach Beschwichtigung, nach einem
akzeptablen Kompromiss.
Heute
allein.
Wie
SCHÖN!!
Und
im besten Falle klingelt das Telefon wieder, wenn ich um 1 meine
Sitzung habe oder sie steht vor der Tür, vorwurfsvoll: „Aber du
hast doch gesagt, du hast um 19 Uhr deine Therapie?“.
AHHHHHHH!!!!!
DAS
allein nur zu DENKEN!!!
VERBRECHEN!!!!
Auf
einem „Schlechtigkeits- Barometer“, WO würde man mich
wiederfinden???
Guten
Morgen, rechte Hand. WIE geht es dir heute?...
Keine
5 Minuten später... abgebrochen.
WARUM
BLUTET DAS NICHT??????
Sebastian
hat die letzten beiden Aspros mitgenommen...
Der
Arm ist doch warm, ich hab viel getrunken.
WAS????
WAS WILLST DU VON MIR??????
JETZT
so ein KLEINES, PUTZIGES Marcumar.... DAS wär die „Erfüllung“!!!
Im
Traum: Vorwürfe, Vorwürfe und noch mehr Vorwürfe.
Jede
Nacht. Der Kampf am Tag geht zu später Stunde in die Verlängerung
und ich verliere.
WIEDER
UND WIEDER!
Die
linke Hand ist aber eiskalt. Nochmals versuchen, mit heißem
Wasserbad davor? Diese Kinderkacke ist doch einer neuen Klinge nicht
wert!!!
LOS!!!
Abwarten.
WORAUF???
Meinen
elektronischen Posteingang checken...
Sie
hat geantwortet.
Kurz
und bündig.
Voller
Selbstkritik.
Macht
mich das am Ende nicht NOCH schlechter????
Was
sind das für seltsame Automatismen, die da ihr Spiel treiben?
WARUM
muss ICH SIE beschützen?
VOR
WAS? VOR WEM?
Ich
könnte KOTZEN!!! Hätte ich mehr als nur Tabletten intus!!!!
ALLES
der Reihe nach. Beim Arzt anrufen, meine Medis „bestellen“...
8:45
Jetzt
ist mir schlecht.
Hat
auch was.
Eintrag
im Kalender: R**
Der
Arm taub wie ein Stück HOLZ!
Das
hättest du BESSER ausnutzen müssen!!
Auf
die Mail antworten? Nicht?
Kann
ich? MAG ich?
Oder
MUSS am Ende wieder???
12.
Juni 2012, Dienstag 7:25, Briefkontakt...
Mein
Traum...
Eine
einzige Massenbeerdigung für all die schönen Dinge in meiner
Vergangenheit. Mein Bruder, den ich längst wegen den Fragen anrufen
wollte, machte mir Vorwürfe. ICH sei das Übel und würde die
Familie kaputt machen.
So
viel zum „entspannten“ Mailverkehr.
Eine
Kohlmeisengang am Häuschen, dazwischen ein aufgeplusterter Grünfink,
dahinter dichter Nebel. Draußen ein Traktor.
Herbst.
Warum
müssen die Katzen, wenn sie kotzen, dies immer vor unsrem offenen
Schlafzimmerfenster tun? „Lieblicher“ wird man kaum noch geweckt.
Ach
was! Ich war schon lange wach, seit dreiviertel 5, mit mir am Ringen.
Morgens
ganz kurz nach dem pinkeln überlegt, ob ich es „waagen“ sollte.
Ne!
Besser nicht!
Hosenschisser!
Zu
den Kohlmeisen gesellen sich nun auch noch Weidenmeisen. Der
Buntspecht.
Festgenagelt
auf meiner Bank, der Kaffee wird kalt, so ein scheiß Flugzeug stört
die Ruhe und die linke Hand fordert nun Tribut für ihren Einsatz
beim Urlaub der rechten.
Nicht
zu laut und vorschnell tönen: die Rechte scheint sich zu erholen.
Umkippen
bleibt Standard.
Simone
abends: „Deine Beine gefallen mir heute besser als letztes Mal.
Aber nicht, wie du dich hingelegt hast.“. Keine Spucke im Rumpf.
Kartoffelsack.
Sebastian
sucht seine Zahnbürste.
Kopfschmerzen.
Die abends von ihm verpasste Frisur dann doch etwas ZU streng
gewesen.
Hel
kommt, mittig fehlt eine Schwanzfeder. Zerrupft sieht sie aus.
Aufstehen, ein Ei raus werfen und Pfeifen. Auf der Terrasse ein toter
Grünfink.
Arrrggg...
Passend
zum Wetter.
Die
Zeichnung von gestern... Ich würde gerne. Soll ich es versuchen?
Farbe ist doch geduldig...
Das
Telefon klingelte mehrmals. Ich KONNTE nicht abheben!!!!
Und
irgendetwas in mir wagte zu behaupten, dass ich auch nicht WILL!
Genügend
Gesprächsstoff für die Sitzung.
Und
siehe da: eine Antwortmail.
Hatte
doch zuvor geschrieben, dass mir einfach nicht nach Reden, nach
Telefonieren ist.
Könnte
mich nun wieder an so manchem Satz „aufhängen“. Sie will mir
helfen, unabhängig zu werden?
Ich schrieb zurück: „Dazu musst
du loslassen...“.
Diese
„Umklammerung“ muss aufhören. Jedem sein eigenes Leben lassen.
So „einfach“. Niemandem was „abnehmen“ müssen oder wollen.
Und
nach meiner zweiten Antwortmail... mich wieder schlecht fühlen.
SO
ist das eben.
Soll
die Bereitschaft zu schreiben, als Fortschritt anerkennen.
Soll
„angeblich“ befähigt sein, klipp und klar meine Grenzen
abzustecken.
DAS
kommt nicht an, das glaube ich nicht, das fühlt sich FALSCH an.
MÖRDER!!!
ZU
VIEL verlangt in meinem Schreiben? ZU VIELE Vorwürfe?
Ihr
Briefchen klang so, als sei ich GANZ ALLEIN das Problem. „Dem“
man helfen muss, sich selbst zu lösen.
Hm...
Bin
ich „undankbar“? NIE zufrieden?
Oder
versuche ganz einfach gerade meine eigenen Grenzen zu finden, die es
zu verteidigen gilt?
Wenn
sie sagt, sie würde verstehen, dass ich Ruhe bräuchte und mich
mehrmals darauf hinweist: „DU meldest dich einfach, wenn du was
brauchst!“. Und mir dann nicht mal den Raum lässt, BIS ich etwas
brauche oder genug Ruhe bekommen habe, um sich SELBST WIEDER
vorzeitig zu melden.
Sprüche
von außen, wie: „Aber, sie macht sich doch Sorgen...“, ziehen
nicht mehr.
Die
Mechanismen eingefahren, funktionieren reibungslos, auch ohne darüber
nachdenken zu müssen, „schlechtes Gewissen“ ein GRUNDzustand.
Sie
meint, sie versteht das TOTAL. Ihr ging es früher auch nicht anders,
mit ihrer Mutter...
In
irgendeiner Sitzung, haben wir mich in meine Einzelteile zerlegt.
„Wem
gehört dein Unterleib?“, fragte Markus.
„...meiner
Mutter...“.
GRUSELIG.
Aber gefühlt: wahr.
Bis
4 zählen. In Dauerschleife.
Schon
mal dran gedacht, dass DU an allem SELBST SCHULD bist? NIE zufrieden
sein kannst? Immer einen Fehler aufdecken wirst? Regelrecht MUSST???
Weil du SCHLECHT BIST!!!
„Klimpern“.
Neurotisches Verhalten, dem Physiozweck dienlich...
Ha
ha...
Im
Garten eine Amsel. Singt Regen und Nebel ein melancholisches
Ständchen.
Einzelteile.
Ich bin in Einzelteile gesprengt worden. Und genau DAS will ich
malen!
Versuchen?
Kleine Leinwand? Nichts riskieren? Provozieren? Bei Scheitern den
Verlust im Rahmen halten?
Laufen...
Ich WILL laufen... Wünschte mir wieder alle Nachbarn weg, um gut
verpackt die Straße runter und wieder hoch zu wetzen.
Es
versuchen.
Ein
bisschen...
Zumindest...
Sebastian
zu Hause, in Autonähe, um mich einzusammeln.
Mir
wird schlecht...
Ich
sollte meinen Tisch aufräumen. Meine Übungen machen. Und dann, zur
Belohnung, aus dem neuen „Physioraum“ eine neue Leinwand
mitbringen. Da stehen einige rum und warten darauf, Leben oder bei
mir eben auch TOD eingehaucht zu bekommen.
Das
klingt doch gut!
13.
Juni 2012, Mittwoch 5:46, Zwischen den Zeilen?...
"Ich
glaube ,ich hab mich schlecht ausgedrückt!!! Von nun an werde ich
mich aus deinem Leben raushalten, um dir zu helfen , DU selbst zu
sein . Ich hab nie gewollt ,das dich meine Sorgen erdrücken u.
bin sehr stolz darauf .daß du dein Leben selbst in die Hand nimmst
. Verstehe dich , aber ich muß noch viel lernen .
DU schaffst es!!"
Hm...
Positiv?
Negativ?
Das
letzte Mal als sie meinte, sich „von nun an aus meinem Leben
rauszuhalten“, war sie zu TODE gekränkt und ich hatte sie gefühlt
beim Stecken meiner Grenzen auf 5 Arten umgebracht. Wie kann sich
etwas, das RICHTIG sein soll, so dermaßen FALSCH anfühlen?
Der
Pirol saß im Garten und flötete seine tropisch anmutende Melodie.
Aufstehen, nicht liegen bleiben, in Aktion treten, aktiv werden, den
kostbaren Vormittag nicht vergeuden. Nachmittags bin ich doch nicht
mehr zu gebrauchen.
Neben
mir auf dem Tisch eine Leinwand, 70 x 70cm. Billiges Modell,
verzogen, mit Dellen. Dieser Zustand wirft Fragen auf: Ist es nicht
SCHADE um die anstehenden Mühen? Oder eben sicherheitshalber NICHTS
vergeudet, sollte ich scheitern?
Regen.
Wind. Ein himmelblauer Silberstreif am Horizont.
Besser?
Nicht besser? Ich müsste wohl laufen, um es wirklich zu wissen.
An
den Küchenblock gelehnt noch eine weitere Leinwand, 70 x 80cm für
25,90 Euro. Das ist das Vierfache von dem, was das billige Teil
gekostet hat. Müsste aber ALLES noch einmal neu machen, das Versehen
der Spalten zwischen Keilrahmen und Leinwand mit Antirutschmatten
(obwohl bei den teuren Modellen eher nicht mit Dellen zu rechnen
ist), neu vermessen und mir noch einmal Gedanken über den Aufbau und
die Platzierung machen. Kein einfaches „Thema“, so viele
„Leichenteile“. Vor mir auf dem Tisch ein neuer Laufschuh. Das
Foto mit dem Unterschenkel und eben diesem Schuh, führte noch zu
kleinen Sinnkrisen, jedes Mal, wenn ich es geöffnet hatte. Abgesehen
von der Trauer, die sich einschlich:
SO
schlecht sieht das doch gar nicht aus...
Ja,
klar. VERKÜMMERT, drum im Verhältnis SCHMAL!!!
Die
neue Leinwand, hm... Wären diese Proportionen nicht besser geeignet?
Vor allem wenn der Torso hinten noch Platz finden soll? In einer
angemessenen Größe?
Kann
nicht denken, konnte gestern schon nicht rechnen. „Proportional“
und „Prozentrechnungen“ sprengten mein Hirn. So verließ ich mich
auf mein Augenmaß. Bleibt fragwürdig, ob nun alles seine richtige
Größe bekommen hat, oder ob wie auf der Zeichnung manch ein Teil ZU
groß wird.
Andrerseits
könnte man die überdimensionale, rechte Hand auch als Wink mit dem
Zaunpfahl interpretieren, der „Verlust der rechten Hand“ ein
EINSCHNEIDENDES Erlebnis.
Den
Kaffee noch einmal heiß gemacht.
Ich
hab ein wenig trainiert. Voranging die Rumpfmuskulatur, um dem Wanken
und Umkippen etwas entgegenzusetzen. Das Kippelbrett hab ich
versucht, war mir aber zu unsicher. Das Trampolin hätte mich zu viel
Kraft gekostet, die ich doch noch für mein Bild brauchte.
Das
Fotografieren meiner Einzelteile war anstrengend genug. Die
Lichtbedingungen waren jedes Mal „anders“, wie ärgerlich. Ich
lag sogar auf dem TISCH!
Den
Torso hab ich mir erspart. Keine Lust, meinen fetten, nackten Körper
zu sehen!
Der
Blick wandert unruhig von Leinwand 1 zu 2. Oder doch? Wie stehen denn
die Chancen, dass es ein Bild wird, das ich AUFGEBE?
Den
Wasserkocher holen. Verschissene Streckspasmen! Zu wenig Platz, um
mich zu bewegen und doch eng genug, um mich von einer „Stütze“
zur nächsten zu hangeln. Hätte man mir VIEL Geld in die Hand
gedrückt, hätte ich „anders“ gebaut?
Nö!
Zu
geizig! Oder eben „sparsam“. Könnten wir nicht den Raum oben mit
dem hier unten „tauschen“? DAS wäre cool! Runterbeamen!
So
vieles „behelfsmäßig“; bin über mich selbst erstaunt, wie
„gelassen“ ich das hinnehme. Werde noch „schlampig“ auf meine
alten Tage...
Die
Antwortmail meiner Mutter kam wie schon am Tag zuvor WÄHREND der
Sitzung, wie „passend“. Drohte das ganze Unterfangen doch zu
einem „Informationsbrocken aus der Nase ziehen“ -Lassen zu
verkommen. Ich hatte nichts mehr zu sagen und DENKEN? Ha! Dass ich
nicht lache...
Also,
ist sie nun positiv oder negativ? Muss ich mich bestrafen oder nicht?
Das
Gefühl nicht loswerden, sie WARTET darauf, dass ich „endlich“
anrufe. Sie „erlöse“, mich wieder vereinnahmen lassen...
Zurück
in das alte Spielchen...
Oder
mir selbst damit eine Absolution erteilen? Zu welchem Preis auch
immer?
Gut?
Schlecht? Böse?...
Kann
nicht denken. Bin es LEID, darüber NACHzudenken!
TU
WAS!!!
14.
Juni 2012, Donnerstag 6:30, Die Karten neu gemischt...
Fraglich
bleibt, ob man noch ein gutes Blatt bekommen hat.
Die
Kraft kehrt Stück für Stück in die Hand und den Arm zurück.
Abends selbst die Haare verknotet. Sah es doch nach dem Malen eher
trüb aus...
Gewicht?
-NEE!!
Blick
in den Spiegel? -Kurz und schüchtern!
Verspannungen,
Kopfschmerzen, flauer Magen.
Blauer
Himmel, rationiert, aber immerhin.
Der
Buntspecht schielt mit jedem Auge einzeln in den Schacht fürs
Futtersilo. Der Deckel wie gewohnt abmontiert. Man wartet auf mich.
Hels Ei liegt neben mir. Meine Ressourcen einteilen, Martha ist noch
ausständig und ich muss dann ohnehin aufstehen.
Meine
Seele wohl ein kleines Pulverfass, ich hab doch tatsächlich die
teure Leinwand präpariert, neu vermessen und dann eben darauf
losgelegt. Ohne mein Messverfahren wäre da NIEMALS eine ordentliche
Skizze entstanden. Doch so...? Es lief, alles funzte einwandfrei,
kein Ärgern, kein Fluchen, die Seele einfach nur ERLÖST und
DANKBAR, wieder „sprechen zu dürfen“. Keine Ungeduld, Unruhe, so
ein Selbstverständnis, als hätte ich NIE etwas anderes getan.
Unheimlich. Wie diese Dankbarkeit vor einem Jahr, dass ich wieder
laufen „durfte“?
Nicht
malen- das Todesurteil?
Martha
rein, Ei raus, nach Hel pfeifen, der Katze eine Rennzecke von der
Nase montieren, diese schafft es in der Zeit, die ich bis zum
Spülbecken benötige, den ganzen Stinkefinger hoch zu rasen, ehe sie
im Kanal landet, den Kaffee noch einmal heiß gemacht, sitzen,
gefühlt wieder viel zu spät.
Da
HAST du deine UNRUHE!!!
Ja,
danke schön.
Alle
sind „glücklich“, bis auf die Vogelschar am Häuschen und die
Zecke im Abflussrohr.
3
½ h am Bild gearbeitet. Zusammengerechnet, über den Tag. Darf ich
zufrieden sein? Sebastian wie immer: „Genial!“. Mit dem
abgetrennten Kopf begonnen. Daneben dann die ersten Leichenteile
drapiert. Oder man könnte fast von einem Arrangement sprechen.
Hel
kommt, sitzt am Waldrand und krächzt. Ein zerrupftes Zauberwesen...
Bei
der Sitzung gab es doch mal was zu besprechen, wer hätte das
gedacht. Erst über meinen eventuellen Selbstmord sinniert, dann
zurück in die Kindheit, zu meinen Eltern.
Es
war nicht Sinn der Sache anschließend erneut auf dem Sofa zu landen.
Zu Mittag hatte es Suppe gegeben, aus der Tüte und einen
abgelaufenen Obstgarten. Nach Sebastians Anruf zu Mittag, lohnte sich
auch nicht mehr zu essen. Meine Arbeitskollegen waren in seiner Firma
-vermutlich Gartenarbeit oder Putzen- und hatten ein Geschenkpaket
aus der Konditorei dabei. Dran hing ein kleines, goldenes Säckchen
mit einem Engel darin und auf dem Zettel stand: Für DICH, vom
VAMOS-Team. Die Schrift meiner Chefin. Sebastian nur amüsiert, dass
die Dame, die ihm das Präsent in die Hand drückte, sich beim IHM
bedankte und IHM alles Gute wünschte. Wohl wieder eine
Transitarbeitskraft, die ich „verpasst“ habe.
Ich
war schon beinah zu Tränen gerührt. Das hab ich doch gar nicht
verdient! Oder hab ich bei der Ausstellung so einen „elenden
Eindruck“ hinterlassen?
Es
gab also abends zum Fußballspiel Köstlichkeiten von meinen
Arbeitskollegen. Bis dahin gehungert. Wieder schlecht. Geschlafen,
nächster Halbschlaf- Trancezustand. Und NULL Erkenntnisse gewonnen.
Sebastian kam nicht. Ich ging noch mal an die Leinwand und war nun
mehr als erleichtert, die Antwortmail meiner Mutter zu sehen.
Irgendwie,
zwischen den Zeilen, klingt es so, als sei sie „angegriffen“.
Obwohl ich meine Wortwahl genau überlege. Und lässt sich nicht so
ganz auf das „Frage- Antwort- Spiel“ ein. Auf Fragen folgen
Gegenfragen. Aber es geht nicht um mich, sondern um sie. Und um
meinen Vater. Eben alles, was mich umgeben und geformt hat.
Die
Szene mit der verschlossenen Badezimmertür, und sie dahinter, nach
einem Streit mit Oma oder Vater und der Androhung, sich umzubringen.
Und ich davor, gegen die Türe hämmernd.
Wie
alt war ich?
Oder
gar nur ein Traum? Ein Kindheitstraum der zum Trauma wurde?
Sie
kann sich nicht mehr erinnern.
Ich
bin mir nicht mehr sicher, je länger ich darüber nachdenke.
Scheiß
Gedächtnis!
Ich
torkle immer noch. Drohe mehrfach umzukippen und überlege nun doch,
trotz allem, am Wochenende einen Laufversuch zu starten. Und für
Montag hab ich mich im Büro angekündigt. So ich denn wieder
Autofahren kann. Ich muss! Sollte... Hab dann einen Kontrolltermin
bei meiner Frauenärztin.
Bäh...
Noch
11 Tage Antibiotika, 11 Tage Sonne meiden...
Achje...
Scheiße!
So
viel zum Laufen.
Auf
Regen warten? Nach ALL dem Regen?
15.
Juni 2012, Freitag kurz vor 5, Mit dem Schlüssel in der Hand...
Seit
4 wach. Fine maunzte vorm offenen Fenster, meine Träume luden nicht
unbedingt zum Weiterschlafen ein, schon „hell“ und das
Vogelkonzert...
Meine
Mutter musste ins Krankenhaus, weil sie vor lauter Sorge dehydrierte.
Nun durfte ich mir Sorgen machen. Ließ mich selbst einweisen, die
Klinik ein Supermarkt und zugleich Flusslandschaft mit Äckern drum
rum. Meine Eltern besuchten mich und als mein Vater plötzlich neben
mir stand und mir dabei noch auf die Füße trat, und ich
verständlicherweise Schmerz und Schreck kund tat, er beleidigt: „WAS
soll denn jetzt daran WEH getan haben? Wir kommen rein und DU
reagierst überhaupt nicht!“, er dampfte wortwörtlich ab, nachdem
er all seinen vermeintlich durch mich stattgefundenen Kränkungen und
Verletzungen Luft gemacht hatte. Meine Mutter: „Der Mensch ist
fürchterlich!!“, doch schon wieder kurz davor, sein Verhalten zu
rechtfertigen.
Keinen
Bock mehr auf irgendwelche „Erklärungen und Rechtfertigungen“,
die letztendlich aus dem Täter das Opferlamm machen. Aufstehen. Den
Vormittag nutzen.
Sodbrennen.
Als
Sebastian abends nach Hause kam und zum Bild ein „Na, viel ist da
nicht passiert!“ von sich gab, wurde meine Unruhe dementsprechend
angeheizt.
Zuckungen...
Seit
ich wieder male...
Vorgestern
eben im Halbschlaf einen dieser Zustände, und gestern gleich ZWEI
bei vollem Bewusstsein.
Zog
mir regelrecht die Socken aus. Beim ersten Mal musste ich mich
hinsetzen, beim zweiten Mal lag ich bereits auf dem Sofa. Was es
nicht angenehmer machte.
WAS
läuft da ab? WAS sehe ich? WAS lähmt mich?
Oder
spricht meine Seele nun, da sie sich wieder Verhör verschaffen kann,
in tausenden Zungen und alle reden auf mich ein und wollen etwas
sagen? Eine Art „Reizüberflutung“? Alle Kanäle ungefiltert für
eine Minute oder so geöffnet? Kurzzeit-Autist?...
Nette
Vorstellung...
Die
Augen leer, blutunterlaufen. Wer weiß... Öffnen sie sich am Ende
des Malprozesses? Oder bleiben so „blind“? Die Haut mit all ihren
farbigen Schattierungen wirkt lebendig.
Leben
dort, wo Tod sein sollte.
Froh,
die teure Leinwand genommen zu haben. Mein Arm immer noch sehr
schwach, muss sich beim Malen abstützen können und würde in die
Billige nur NOCH MEHR Dellen reindrücken.
Wie
authentisch möchte ich sein? Müsste die Steroidakne auch noch
farblich „erwähnen“.
Momentaufnahme
oder zeitlos?
Es
war ein Fehler, vorm Malen noch so „viele“ Dinge zu erledigen.
Die Hand beleidigt und die linke ohnehin längst nicht mehr Willens,
zu kooperieren. Das Kraftkontingent ausgeschöpft. Ein „kurzer“
Maltag. 2,5 Stunden.
Kurz
und doch irgendwie mit all den Zuständen „intensiv“.
Sitzung,
Sofa, schlafen.
Wieder
und wieder über einen weiteren Malversuch nachgedacht. Doch im
„Verwerfen“ bin ich Meister...
Kotz!
Der
Abschluss nach den 2,5 h sah traurig aus, konnte den Borstenpinsel
nicht mehr halten, machte mir einerseits Angst, andrerseits hatte ich
nun einen triftigen Grund erhalten, mein Werk zu beenden. Für diesen
Tag.
Und
das WOLLTEST du doch!!!!
Abends
nach dem Essen -die Sonne schon hinter den Hügeln verschwunden- ging
ich raus in den Garten, ums Haus herum. Zauberwelt. Die große Weide
hinten ist auseinandergefallen, ein grünes Tor, irgendwie
verwunschen, in den Garten hinein. Weidenäste auf der einen und
Hollerzweige auf der andren Seite. Wie schön...
Was
für ein Paradies.
Da
konnte die Wehmut nicht weit sein, klopfte höflich an die Tür, um
mich, kaum eingetreten, mit Vorwürfen zu beladen: „DAS alles
verpasst du!!!“.
Ein
paar Walderdbeeren, ein paar schwarze Johannisbeeren naschen. Meinen
Blick im verschlingenden Teppich aus Wasserlinsen im Teich versenken.
Minutenlang. Vogelkonzert. Angenehme Temperaturen. Alles in saftigem
Grün.
Leben,
ÜBERALL LEBEN!!!
Zurück
ins Haus, aufs Sofa, vor die Glotze und mir wertlos vorkommen.
Bis
eben zum zweiten dissoziativen Zustand.
COOL!!...
Die
gesprochenen Wörter beim Fußballspiel „kannte“ ich schon,
fungierten als eine Art Schlüssel, griffen wie Zahnräder in meinen
Traum von letzter Nacht und irgendwie doch in ALL meine Träume, eine
innere Tür öffnete sich und ein Raum saugte mich in sich rein, die
vertraute „Fremde“ verschlang mich mit Haut und Haaren. Ich
wollte Sebastian bitten, mich zu beobachten, ob ich irgendetwas
Seltsames mache. Doch vermochte nicht. Ließ es über mich „ergehen“,
wieder OHNE Antworten zu bekommen, danach nur überfahren fühlen,
als hätte der Moment eine Bremsspur auf meinem Leib hinterlassen.
Eine blasse Ahnung dessen, was da drinnen auf mich wartet.
„Blass“
ist das treffende Wort. Ein verhallendes Echo, wie das leiser werden
eines bereits vorbei gedonnerten LKWs. Zu schnell, nichts gesehen,
nur gehört, und dann eben schon vorbei.
Wie
eine auf der Straße klebende Katze, die vom Tod ganz plötzlich
überrollt worden war.
Der
Blick schweift nach links, an die Wand, in die Ecke. Dort steht meine
„Straßenrandromantik“, die tote, in der Sommerhitze aufgeblähte
Katze. Steht, bzw. liegt. Unfertig. Seit bald einem halben Jahr.
Nicht umsonst dieses „Thema“ gewählt? Ist es am Ende vielleicht
sogar „DAS Thema“???
Beim
Anfall mittags war es das unterschwellig wahrgenommene Raunen des
Windes, der durchs Haus fegte.
Und
abends? Was war das Schlüsselwort? Oder wie immer die Kombination
aus mehreren Umständen, die wie ein komplizierter Schließmechanismus
ineinander griffen?
Knack!
Offen!
Für
eine gefühlt UNENDLICHE Sekunde!
Danach:
Kadaver im Wind...
Regungslos.
Arg...
Keine
Erkenntnisse.
Den
Text noch einmal Korrektur zu lesen, setzt die Reizschwelle wieder
stark herab und dieser eine Satz „Ich hab's gewusst!“ kommt ins
Spiel.
Klar,
hab's doch eben erst geschrieben, gedacht! Unwillkürliches
Gaumenschnalzen. Wie ein Baby...