VErfall, Krankenhauslivebericht, Danach -Kortisonstoßtherapie bei MS Schub 2002

8. Oktober 2002, Dienstagnachmittag
Krankenhausstille im leeren Zimmer.
Krankenhauslärm auf dem Flur, der durch die Ritzen in der Tür hereingelangt.
Öde.
Das Treiben ebbt ab.
Der Versuch nachzudenken -scheitert.
Schwere Müdigkeit auf den Schultern und den Augenlidern.
Schlafen, nicht denken, nicht fühlen müssen.
Aber nein; massives Hämmern im rechten Arm.
Die Infusion zu rasant in den Organismus geleitet.
Alles rächt sich irgendwann.
Schon der erste Tag schier unerträglich. Doch noch 4 weitere.
...und dann? Noch mehr?
Kleine Unendlichkeit auf kleinem Raum.
Die Spastik tat weh, nun ist mir schlecht.
Aber es ist egal, es ist vorbei, erstmal überwunden, einen Bruchteil des kostbaren Lebens mit Schmerzen zugebracht.
Stillschweigend, ohne mich zu beklagen, ohne dass es jemand gesehen hat, gleichgültig.
Ertragen.
Was bleibt ist diese Leere, die mich wieder auszufüllen beginnt.
Angewidert von dem bloßen Gedanken, meine Krankheitsgeschichte und den letzten Schubverlauf plus Symptomen auch nur noch einmal erzählen zu müssen.
Ruhe suchend in dieser Stille und Monotonie und doch nicht findend.
Sehnsucht nach einem Kaugummi oder sonstigem Süßkram.
Irgendetwas, was ich mir in den Mund schieben kann um mich zu beruhigen.
Langeweile.
Ich muss mich wohl auf den Weg machen, mir eine Fanta zu besorgen.
Aber ich bin so müde.
Ein kurzes Stück wird zur Tortur.
Zurück in der Leere -sie ist warm geworden.
In der warmen Leere, mit der untergehenden Sonne im Gesicht, schmeckt die Fanta noch bitterer.
,,Aufgeben“, blitzt es in meinem Gehirn auf; und ist doch zu müde um den Gedanken zu denken, legt ihn sich aber als Allzeitslösung parat..
,,Morgen Physiotherapie“ -aufgeben.
,,Wenn das Kortison nicht anschlägt ist eine intravenöse Chemotherapie fällig“ -aufgeben und Angst.
..es wird wirken wie immer ...meistens.. zumindest -aufgeben und Angst und Unsicherheit.
Aber alles bleibt dann noch vom großen EGAL überschattet, was mir noch mehr Angst macht. Das EGAL verschafft sich auch Zugriff zu ‘‘heiligen“ Bereichen.
Es ist plötzlich alles irgendwie egal, Leben, Liebe, Zuneigung, Tod...
Und doch jedes Mal dasselbe.
17:16
Abendbrot.
Angst zuviel zu essen und dann zuzunehmen.
Ich glaube, ich werde depressiv.


9. Oktober 2002, Mittwoch frühmorgens
Noch nicht mal vier; hier schließlich nichts ungewöhnliches.
Zuerst waren es 30 Minuten Phasen, die ich durchschlafen konnte, dann nur noch 15, dann 10 und dann lediglich 5 mit Ewigkeiten des grausamen Wachens und Wälzens dazwischen.
Die Nachtflasche, um die Trockenheit des Kortisons zu überstehen, ist fast leer, daneben der Morgenurin-Becher noch leer.
Ständig kam irgendein Geist hereingeweht und lugte um die Ecke um zu sehen, ob die Bibi noch da ist und vielleicht noch atmet, bei allem Überfluss sogar schläft.
WIE DENN?
Die Wachminuten wurden zusehends zu Nachdenkminuten.
Der Chefarzt kam gestern an mein Bett stolziert und warf wieder einen herabwürdigenden Blick irgendwo von GANZ HOCH oben wie einen Felsen auf meinen kleinen, lädierten Körper herab und zerschmetterte diesen mit einem ungläubigen: ,,UUUUUNNddd?!“
Und was?
Und dann fragte er doch tatsächlich, was ich schon wieder hier machen würde. NICHT nett, NICHT mitfühlend, NICHT bemitleidend, sondern ziemlich unfreundlich und abwertend.
,,UNNDDD waaaaruum meinen sie schon wieder einen Schub zu haben (Sie Simulantin -zwischen den Zeilen und vom Gesicht abgelesen)?“
KOTZ!!!!
Er als Mann von Welt muss er das ja schließlich beurteilen können; auf den ERSTEN Blick in meine dämliche Visage und auf den ERSTEN Riecher meines verlogenen Gestankes.
Mein Schädel dröhnt, schon in freudiger Erwartung des Impfstoffes.
Ach was beschwer ich mich überhaupt über Dinge, die immer wieder kehren und somit Alltag sind...
Sie wären nur leichter zu ertragen wäre frau nicht so allein....
Erst 4:23.
Meine Beine fühlen sich erneut nach erhöhter Muskelspannung an. So wie ein ewig anhaltender Trommelwirbel, auf den einfach kein Tusch folgen will, in diesem Fall kein Krampf
Noch mal schlafen?
Waschen, anziehen und ne Fanta kaufen um dann den bitteren Geschmack genießend auf die letzte Nachtpersonalsattacke warten. Irgendwann um halb 6?
Unentschiedenheit.
Meine Finger riechen nach Zahnarztpraxis.
Die Babykanüle, bzw. der damit gelegte Zugang schmerzte gestern Abend ordnungsgemäß, was das Legen eines neuen für die heutige Infusion vorankündete.. Oh Freude :o(
Ich versuchs noch mal mit Schlafen, na dann viel GLÜCK....

Kein Schlaf, nur stilles ins Kissen weinen.
Und in Gedanken ganz nah bei dir.
7:30
Aufstehen, waschen, anziehen, warten, Frühstück entgegen nehmen, kcal zählen während die zweite Infusion an den Start geht, eine Semmel essen, den Kaffee übersüßen, nachfühlen ob mein Körper satt ist, denn meine Seele ist es nicht, die zweite Semmel im Schrank verstauen, die Infusion wird zur Bluttransfusion als sich alles in der kleinen Vene staut und sich mein Blut den Weg durch den Schlauch bahnt, kurze Zusammenrottung von Pflegern an meinem Bett, bis alles wieder richtig rum läuft, versuchen, mein Gemüt etwas anzuheben, und doch kommen mir nach jedem Lächeln wieder nur bittere Tränen und schlussendlich wieder nur warten.
Wann geht die Tür wieder unsanft auf und die Visite kommt hereingeschneit?
Wer wird diese heute durchführen?
Wird sich das Problem Kinderbeihilfe heute lösen?
Walter, der Infusionsständer, steht zwar schon etwas länger hier rum, aber Antworten hat er auch keine für mich.

Wohl um halb 10.
Viel Zeit.
10:17
Warten.
Eine halbe Stunde nur darauf, dass ich endlich von Schlauch und Flasche und Kanüle befreit werde.
Wieder Warten auf die Visite.
Immer wiederkehrendes Zusammenzucken beim kleinsten Geräusch auf den Gängen.
Die Nerven liegen blank, eine seltsame und eigentlich unnötige Nervosität breitet sich in meinem Körper aus.
Noch ne halbe Stunde bis zur Physiotherapie und noch immer keine Visite.
Ich werde noch die Visite versäumen und mein Mittag auch, obwohl das zweite für meinen Körper nicht so schlecht wäre. Für 66 kg sehe ich ganz schön fett aus.
Und dieses regelmäßige Auftischen von Kalorien macht mir einfach Angst.
...doch sind es nicht jedes Mal die selben Gedanken? Warum schreib ich sie überhaupt nieder?....
..weil ich allein bin und so gleich zum Alleinunterhalter aufsteige.
Nun ist sie wieder da, diese gefühlslose Leere, ohne Sehnsucht, ohne Trauer, ohne Tränen, ohne allem.
Nur ich und in mir scheinbar nichts.
Visite kurz vor 11. Nicht sehr produktiv, aber mit einigem Gelächter und Geschmunzel.
Ich musste so wenigstens die ganze und ohnehin leidige Litanei nicht erneut runterratschen.
Eine Fahrt in den Scanner steht mir noch bevor, um meine Knochendichte zu messen und eine Therapie gegen Osteoporose mit ziemlich kompliziert einzunehmenden Tabletten.
Es folgte Physiotherapie. Und plötzlich sprudelte es wieder aus mir heraus.
Die Therapeutin meinte, ich könne mir ja für den Aufenthalt hier einen Rollstuhl ausleihen Nur hab ich wieder Angst davor, dass ich mich selbst unterfordern würde, dass ich es doch eigentlich nicht nötig hätte.
Es zerreißt mich einfach.
Ich habe Angst, dass sie glauben könnte, es ginge mir viel schlechter als dem eigentlich der Fall ist.
Oder hat sie es schon richtig eingeschätzt?
Was weiß ich schon über mich, wann etwas Über- und wann Unterforderung ist, wann etwas nun wirklich so weh tut, dass ich mich beklagen darf.
Brauch ich den Rollstuhl, ist es Quatsch, könnte ich mir mal was Gutes tun oder soll ich mich einfach nur zusammenreißen....
Ich könnte heulen, weil ich die Antwort nicht kenne und eigentlich gehen und stehen kann... Warum muss es so schwer sein.
Aber wie oft sehe ich mich dieser Frage konfrontiert?
Ich hab einfach Angst davor. Es ist blöd.
DENNOCH ... ich hab mich nach vorne zum Rollstuhlparkplatz gewagt und mir einen geschnappt. Bzw. eine Schwester hat mir einen geschnappt. Und so absolvierte ich meine erste selbständige Fahrt durch den Flur, ohne Personal, Essenswagen und sonstiges umzufahren.
Ich konnte es mir aber nicht verkneifen, mitzuteilen, wie dämlich ich mir doch vorkäme.
Aber angenehmer war es auf in jedem Fall, auch einfacher.
Mehr Schlangenlinien fahren als gehen kann ich wohl auch nicht.
Wäre ich zu Hause, würde ich das etwas befremdende Ding auch nur für längere Strecken nutzen.
Hab ich wirklich nicht übertrieben? Brauch ich ihn wirklich?
Hach, ich möchte an Ort und Stelle zerplatzen.
Denn eigentlich würde ich es auch so nach unten schaffen, auch wieder rauf, wohl auch die Treppen hoch und darauf folgende Krämpfe oder Schmerzen müssen deswegen auch nicht zu 100% eintreten.
Eine Bestätigung hab ich zumindest: die Physiotherapeutin stellte eine Spastik am rechten Bein fest. Das beruhigt mich, also bilde ich mir nicht alles ein wie mir oft, meist von mir selbst, vermittelt wird.
Dennoch, das wird zur Zerreißprobe mit meiner Umwelt und vor allem mit mir selbst.
Vielleicht sollt ich dem Ding einen provisorischen Namen geben: Hexenbesen der B-Klasse.
Na dann: „BimmBimm!“
Die Gedanken hören dennoch nicht auf herumzuwirbeln und mich zu verunsichern.
Wieder warten. Was wohl das schlimmste ist.
Irgendwie hab ich das Gefühl dass hier mehr versprochen als gehalten wird.
Wohl kein Gespräch wegen der Kinderbeihilfe. Noch mehr Sorgen, wieder Aufschub, noch mehr Steine im Magen. Noch mehr warten mit noch mehr Ungewissheit.
14:00
Ab geht’s mit Fahrtwind um den Ohren gen Röntgenstation.
Rein in die Röhre.
Dem Röntgenmenschen war es peinlicher mich zu bitten, die Unterhose ein Stück runterzuschieben als mir, dieses zu tun.
Kurz für 1-2 Minuten durchleuchten, durch scannen, was auch immer.
Rein in die Kabine mich wieder anziehen. Die Tür verschließt von außen, und ich bin fertig, doch es kommt keiner um mich wieder raus zu lassen. Nach ein wenig warten vernehme ich dann meinen Namen auf dem Flur, und ich versuche die zweite Tür, und siehe da, da komm ich raus und werde da schon gesucht.
Kleines Krankenhausabenteuer.
Nette Abwechslung.
Wieder Warten.
Vielleicht passiert ja doch noch was Unverhofftes.


10. Oktober 2002, Donnerstagmorgen
3:00

Aufwachen, zum ich weiß nicht wie vielten Male.
Die Schwester kommt zum dritten Mal diese Nacht rein, um zu sehen, ob auch alles in Ordnung ist.
„Können sie nicht schlafen?“
Nein, nicht mehr.
Meine Martermaschinerie im Hirn kommt ratternd in die Gänge und kaut alles was mir Angst macht und besprochen werden müsste immer wieder aufs sorgfältigste durch. Sätze werden parat gelegt, die dann ohnehin nicht ausgesprochen werden, bzw. können.
Ich kann nicht mehr warten. Es lässt mich nicht zur Ruhe kommen.
Nun bin ich schon hier, warum kann es nicht endlich geklärt werden, damit ich wenigstens ein bisschen Ruhe bekommen kann, abgesehen davon, dass noch andere Ängste darauf warten, verarbeitet zu werden.
Der damit verbundene allmorgendliche Druck in der Magengegend stellt sich nun auch ein, damit das Bild komplett ist.
Warten.
Es ist unheimlich still auf dem Flur.
Alle Frühaufwacher mit Bettpfannen versorgt.
Wieder ein schlechtes Gewissen wegen dem Rollstuhl, als ob ich was ganz schlimmes und verbotenes tun würde, wenn ich mich da reinsetze.
(Aber ich muss gestehen, dass es sogar Spaß macht, einem Sport gleichkommt und auch der Genugtuung, endlich wieder flotter von A-B zu gelangen. Und dann dieses erleichternde Gefühl, ein wenig gestanden zu haben, oder ein Stück gegangen zu sein, um dann erschöpft in das Ding zu sinken, aber dennoch vom Fleck zu kommen.... ich bin gespalten. Und irgendwie verspüre ich die Sehnsucht nach Bestätigung in dem was ich tue und lasse.)
Ich weiß gar nicht, was ich mich so habe, was das betrifft.
Letzten Endes durfte ich genügend MS-Kranke kennen lernen, die einen Rollstuhl für weitere Strecken nutzen, aber auch gehen und stehen können.... dennoch, irgendwie wird das nicht zum Trost.
Nicht, dass ich mich gegen dieses „Ding“ zur Wehr setzen würde, aber das schlechte Gewissen, als faul befunden zu werden, ist nun mal allgegenwärtig.
Drecksego!
3:15
Aufstehen, waschen, Toilette, anziehen, Lähmungscheck (es scheint sich gebessert zu haben, wohl den Krampflösern zu verdanken oder einfach der Tatsache, dass ich hier nicht mit den Anforderungen des Haushaltsführens konfrontiert bin), weiter das Hirn und das Gewissen mit unnachgiebigen Fragen zermartern, den Rücken wund kratzen weil diese dämliche Missempfindung wieder mal zur Stelle ist, wieder Fragen über Fragen (ich weiß, dass sich das ganze nun ins unerträgliche steigern wird, bis es endlich zu diesem Gespräch kommt) (vielleicht sollte ich ab jetzt jeden hier aufkreuzenden Arzt mit dieser Problematik vertraut machen, bis es auch mal an das Ohr der gewünschten Ärztin dringt), ich hab Blut in der Nase und die Nacht trotz Avonex recht heil überstanden.
4:30
Magenschmerzen.
Nervenflattern wie vor einer alles entscheidenden Schularbeit, für die nicht gelernt wurde.
Ich fühle mich nach Nägelabkauen, Fressen, Kotzen, Verstümmeln, Schreien, Kopf gegen die Wand schlagen.
Warum hört mich denn keiner?
Die Stille frisst alles auf.
Und wenn keine Stille herrscht, ist es der heranrollende Trubel, der alles unter sich begräbt.
Es ist sinnlos.
Vielleicht sollte ich mich zur Ambulanz begeben und um eine im Kalender verzeichnete Audienz bitten.
Ist doch zum Kotzen.
Kurz nach 4:30
Zeit für ne Fanta, doch wieder diese Hemmung den Rollstuhl zu benutzen.
„Beweg deinen faulen Arsch selber, du VERSUCHST ES JA NICHT MALLL!“ donnert es durch meinen Schädel.
Etwas Genugtuung, wenn ich hier im Zimmer etwas auf und ab laufe? Wohl kaum, aber ich werde es dennoch tun.
Ich werde es so lange tun, bis ich Schmerzen bekomme, das Bein spastisch wird oder das Knie einfach wegknickt, damit mein schlechtes Gewissen endlich das Maul hält, fürs erste...
5:00
Zurück mit Fanta und frischem Wasservorrat um mein Blut zu wässern für das Legen einer neuen Kanüle.
Meine Beine kribbeln vom Gehen, meine Arme vom Rollern. Ich kam mir wieder sehr dumm und faul und was meinem Hirn halt noch so an abwertenden Beschimpfungen einfällt, vor...
Kann man diesen Zellhaufen nicht einfach ausschalten?
Ich hab Angst wegen der Arbeitsunfähigkeit zu fragen, Angst zu fragen, ob ich für zu Hause auch einen Rollstuhl anfordern kann, eigentlich nur Angst mich mit diesen Fragen lächerlich zu machen und elegant auf die Schnauze zu fallen.
Die Fanta schmeckt fade, kaum Kohlensäure mehr drin.
Radio anmachen, schon wieder dieses Lied, ich kann's nicht mehr hören -konnt' ich das je? Schrecklich.
Noch 2 Stunden bis hier ein wenig Bewegung reinkommt.
Mir ist kalt, aber ich hab das Bett schon gemacht.
So wird das nie was mit den Venen.
Warten.
Mein Gesicht ist angeschwollen und sieht hässlich aus, wie ein vor Trockenheit abblätterndes Portrait, auch der Rest meines Körpers ist mit Wassereinlagerungen geschwängert.
Meine Augen werden nie trocken...
6:00
Stundenzählen wie Minuten.
Es ist stockdunkel, mein Gesicht spiegelt sich in der Fensterscheibe wieder.
Eine einsame, blasse Fratze ohne Halt im Hier und Jetzt.
Ein Tag mehr in diesem Zimmer, eine Narbe mehr.
Ein stattlicher Narbengarten bildet einen schwarzen Fleck auf meiner Seele, der nur noch am wuchern ist.
Narbengewebe schmerzt wie eine Wunde.
...das Beste draus machen... dass ich nicht lache!!!!!
Erst der dritte Tag und der ist erst am ankriechen, noch nicht mal die Hälfte geschafft und noch einiges zu ertragen.
Immer und immer wieder krampft sich mein Brustkorb zusammen und schnürt mir die Kehle zu.
Ich will schreien, muss weinen, doch kein Laut kommt mir über die Lippen.
Ich ersticke an diesem gar so sterilen Raum.
Ich spüre wie mein Kehlkopf Laute bildet, doch Schallwellen existieren hier nicht und es bleibt still.
1 Stunde bis zum Frühstück... toll...
Meine Fratze verblasst zusehends auf der Fensterscheibe, stirbt wie ein Teil von mir.
Es wird Tag.
Ein neuer Tag mit neuen Chancen, meinen Fragen und Ängsten Gehör zu verschaffen.
Ich werde wieder scheitern.
Chancen sind etwas für Gewinner.
Für mich ein Stückchen vom großen Moll.
7:15
Noch kein Leben.
Literweise Wasser schlucken.
„Na? Der Tag kann doch gar nicht schöner beginnen als Bibis "Babypubsvenen" zu suchen!“
Mir verdreht sich schon wieder alles was so an Eingeweiden in meinem Unterleib rumgammelt.
8:00
Flasche hängt, das wird mein neuer "Lieblings-zugangs-lege-arzt"!
Schon der zweite Treffer auf den 1. Stich.
Physiotherapie am Nachmittag.
8:20
Fiebermessen, Stoffwechselgeplauder und wieder Restharnsono oder so.
...und wieder warten mit Ewigkeiten dazwischen...
8:45
Restharn messen -0 -was will frau mehr.
9:30
Eine Zimmergenossin zieht ein, glücklich und zufrieden sieht sie nicht aus. Na ja, Krankenhaus eben.
Flasche leer und endlich Wasser für die Magnesiumbrause.
Nervennahrung für meine verspannten Muckis.
9:45
HALLELUJA!!!! ICH KÖÖNNTEEE HEULEN VOR ERLEICHTERUNG!!!!!
Endlich bin ich mein Anliegen los, es sieht gut aus.
Ich wurde sogar nach Hilfen für zu Hause gefragt. Rollstuhlbeantragung läuft.
AchACHACHACH!!! :o)
10:00
Ich hab grad erfahren dass ich länger bleiben muss wegen der Physio und dass ich nicht mal mehr versichert bin. AAHHHHH!!!!!!
Hoffentlich geht alles gut.. bittebittebittebitte!!!!
Der stressige Tag in Kurzfassung:
Rollstuhlfutzi kam, ich hab mir einen ausgesucht, Kostenvoranschlag und dann beantragen (wie ich mich kenne bekomme ich den Rollstuhl dann, wenn es mir wieder blendend geht).
Der Fehler wegen der Kinderbeihilfe wurde aufgedeckt und hat sich hoffentlich bald gegessen, war ja nicht so schön zu erfahren, dass ich plötzlich gar nicht mehr versichert sein sollte.
Therapiewechsel von Avoex auf eine Chemo, alle 6-8 Wochen in Oberwart ambulant und Mitte November REHA-Klinik.
SO viel auf einmal, ich werde sicherlich deswegen nicht schlafen können heute Nacht.
Wieder Gewissensbisse wegen dem Rollstuhl, nun hab ich ja auch noch einen beantragt und ich versuche mir klarzumachen, dass das in Ordnung ist und ich ihn immer wieder benötigen kann.
Dass ich ihn benutzen darf wenn ich mir schwer tue, dass ich mich dann so nicht überanstrenge, was doch in letzter Zeit ohnehin nur schlechte Auswirkungen hatte.
Mir klar machen, dass mein Leben nicht aus ständigem Fordern und Überanstrengen bestehen darf, NICHT mehr.
Ich es mir in nötigen Situationen auch mal leichter machen darf.
Ich DARF es mir einfach zugestehen...
...doch wenn es so einfach wäre...


11. Oktober 2002, Freitagmorgen
7:30
Zugang noch nicht verstopft, der junge Mann hat aber auch ein Glück und er ist ein Glück für mich.
Bittere Medizin.
8:00
Das Frühstück ebenfalls bitter. Die schönen Semmeln...
Abgeschlagenheit und schwächlich auf den Beinen, selbst wenn es nach dem Aufwachen immer rosiger aussieht.
Die Beine sind steif und fühlen sich geschwollen an.
Das Stehen schmerzt etwas unangenehm.
8:30
Blasensono.
Mittlerweile könnte ich mir das schon selbst machen, nachdem es zig Azubinen gestern und vorgestern jedes Mal erklärt wurde.
Resultat: 0ml
Tja, wenigstens etwas an, bzw. in meinem Körper funktioniert.
9:00
Warten auf die Visite.
Den Tisch beim Abhängen kurzfristig mit Blut-Corti-Mix eingesaut, nachdem dieser erst vor 15 Minuten einer desinfizierenden Wischung unterzogen wurde.
Und weil's so schön blubberte und spritzte auch noch meinen Wickelrock.
So macht Krankenhaus Spaß -wenn schon keinen Fernseher mit Äktschnschei..., dann gleich selber produzieren und für Abwechslung sorgen.
Eisengeruch.
Sich mit Kleinigkeiten rumschlagen wie z.B. Rockzipfel schwimmenderweise im Klo.
Warten.
11:00
Toll.
Noch die ganze Woche hier bleiben.
Mein Gemüt sinkt immer weiter in die Tiefe der grausamen Unendlichkeit und Trostlosigkeit.
12:15
Kurzes Spazierenrollern mit Fanta holen.
Und dem Versichern, wie tapfer ich doch sei.
Ich weiß nicht ob ich das bin.
Vielleicht bin ich doch einfach nur faul? Achachach...
So schlimm ist es ja nun wirklich nicht und ich weiß, dass es wieder besser wird, bald schon.
Nur eines weiß ich nicht: ....ob es noch jemals so sein wird wie es mal war.
Ich sollte auch nicht darüber nachdenken.
Denn die Antwort kennt mensch einfach nicht.
Also Fanta trinken und auf die Physiotherapeutin warten und nachfühlen, wie meine Beine sich unwohl fühlen.
14:30
Fast eine Stunde sich mit Kleinstbewegungen abquälen und sich darüber ärgern, dass so winzige Bewegungen einfach nicht funktionieren wollen.
Aber es geht wieder erheblich besser, nur leider bemerke ich das bei meiner Abgeschlagenheit kaum.
Und meine Depression drückt auch ordentlich, auch wenn man sie mir noch nicht an der Nasenspitze ablesen kann. Und auch sonst bleibt alles irgendwie auf halbem Wege im Halse stecken.
Es wird ein langatmiges Wochenende, ohne jegliche Betätigung.
Langeweile.
Warten.
Warten aufs einsam sein.
15:20
Endlich so weit.
Einsam sein.
...und in ein tiefes Loch rein gestoßen werden...
Gar nichts mehr erwarten, einfach da sein.
Das Gefühl der Einsamkeit breitet sich aus wie ein trügerisch angenehm warmes Gefühl in meinem Körper.
Doch es wird weh tun.
Und es tut schon weh.
Warum, für wen Seufzen, es wird ohnehin verhallen...
2 ½ Stunden bis zum Abendessen, aber warum schreib ich das auf?
Weil ich nur mich zum reden hab?
Ich würd' jetzt gerne Kringelstrümpfe stricken, wenigstens irgendetwas Produktives machen.
Im Radio ist von Schnee die Rede und ich sitz hier allein.
16:30
Letzte Blasensono für heute -0ml.
Es regnet, kein Rausrollern, neue, kalte Fanta.
Warten auf das Abendessen und die Visite, Besuchshoffnungen begraben.
Radio kämpft gegen die Stille an.
Ich fühl mich müde und schlapp und die Beine kleben am Boden beim Gehen.
Also gehe ich nicht und nächste Woche beginnt dann das Training auf einer funkelnagelneuen und sauteuren Geheimwaffe: „DEM HEIMTRAINER“.
Die erste NaCl-Spritze ist leer, eine Art Meeresbrise für die ausgetrockneten Atemwege.
Eine Stunde oder mehr wird hier zum Bald oder Gleich, eine Art ausgesprochener Trost und Hoffnung in dem trostlosen Krankenhausalltag.
Die nächste Flasche Mineralwasser wird aufgemacht und in Kürze geleert sein.
Regenmusik zu Regenwetter.
Einsames dahinphilosophieren im Kopf.
Einsetzen von Missempfindung -Kratzen gegen Langeweile.
17:00
Warten aufs Abendessen.
Ein wenig Neugierde, denn wer weiß, was kommt.
17:15
Doch noch Besuch, ein kurzer Moment der überschwänglichen Freude.
Er ist da, aber doch so weit weg.
Ich bin völlig aufgelöst.
19:15
Einsamer als je zuvor.
20:11
Die Tränen und die roten Augen weggewaschen.
Meine Füße und Gelenke sind unübersehbar angeschwollen und fühlen sich auch so an.
Alles ist dick an mir, vor allem mein Bauch.
Solche Wassereinlagerungen hatte ich schon lange nicht mehr. Seufz...
Oder ich bin einfach nur fett! FETT FETT FETT!!!!! Na? Endlich in meinem scheiß Hirn angekommen? Ich hasse mich!!!!
Ich möchte mit dem Kopf gegen die Wand schlagen bis es weh tut, bis es blutet.
Und doch lass ich alles irgendwie über mich ergehen, ohne etwas zu sagen, denn irgendwie ist es mir egal, meine Seele paralysiert.
Anwidernd fröhliche Werbung dröhnt aus dem Radio.
Und wieder ein grottenschlechtes, Brechreiz provozierendes, "Mitgröhl-Cover" in den Charts.
Ich hoffe, ich kann bald schlafen und all das findet sein Ende.
Und ich kann im Schlaf vergessen und aufhören zu denken.
Müdigkeit, du Süße, Gute, wo bleibst du?
Deck mich zu und lass mich schlafen.
Beende diesen Marathontag.
Und verlass mich bitte nicht bis morgen früh, lass du mich bitte nicht auch allein.
Nicht so wie alles andre, das mir langsam aus den Händen gleitet.
HEUL doch endlich du DÄMLICHE Tussi!!!!
Aber dieses Gefühl der Gleichgültigkeit hindert mich bei jedem Versuch daran.
Und setzt mir wieder diesen bescheuerten, nichtsaussagenden Gesichtsausdruck auf....
Ich möchte mir die Fresse blutig schlagen, diese Maske abkratzen!!!!
Nein, ich bin nicht aggressiv, ÜBERHAUPT NICHT!!!!
WIESO AUCH, ES MACHT DOCH EINEN RIIIIEEESSENN SPASS HIER!!!!!
Morgen hoffentlich die Kanüle raus und endlich duschen, mich rein waschen, mir vielleicht auch das HIRN wieder frei waschen.
...ein schlechtes Cover reicht dem nächsten die billige Hand...
Ich bin wütend und will nicht verstehen wie man diesen Mist verkaufen kann.
Noch eines...
Ich merke, wie diese Technokacke mit seinem Happy-Hippo-Bass mir das Hirn zukleistert.
Mein Schädel dröhnt von den Heulversuchen.
Doch da ist nur diese weiße Wand vor mir, die mich anglotzt und alles schluckt.
„Bist du noch immer nicht satt? Wand DU?“
Endlich zurücklehnen, langsam gehen lassen, während noch alles doppelt vor meinen Augen rotiert, die Müdigkeit auf mich gleiten lassen, schlafen, Frieden...


12. Oktober 2002, Samstagmorgen
7:00
Für gewöhnlich würde ich jetzt meine Sachen packen, bis 14:00 auf den Entlassungsbrief warten und mich alsbald vom Acker machen.
Aber nicht jetzt, nicht dieses Mal.
Jetzt warte ich auf meine letzte Infusion, darauf, dass die Vene zu ist, aufs Frühstück und auf anschließendes Duschen und die Visite und auf ein langatmiges, ödes Wochenende.
Nachrichten hören, mich ärgern, die Nerven angespannt halten, es könnte jeden Moment die Tür auffliegen.
Die Zeit legt es wieder darauf an zu kriechen. Warum tut sie das nicht in schönen, festhaltewürdigen Momenten?
Was ist schon fair?
Fair; ohnehin ein Begriff, der nur eine Ausgeburt menschlicher Gefühlsduselei immer war, ist und bleiben wird.
Die Natur kennt dieses Wort nicht, und das ist manchmal auch gut so. Nur für Mensch einfach schwer nachzuvollziehen.
Die Kanüle wieder an den angestammten Platz gebracht und mit Klebestreifen an meine Handoberseite gefesselt.
Sie ist noch frei und das einwandfreie Tropfen entlockt mir ein kleines Aufatmen.
Wieder erneute Wutentladungen in Form von Kraftworten wie „Fick dich“, usw., aufgrund des in Genuss kommens von total verblödeten Werbespots.
Bitter das Aufstehen, bitter und schwer liegt auch das Kortison im Gaumen.
Blubber Blubber blubber blubblblbblbb.....
Mir ist speiübel und das Frühstück möchte wieder raus.
Die Buchstaben auf dem Bildschirm verschwimmen zusehends.
Eine Tüte Maxi-Kalz und mir kommt alles hoch.
8:00
Putzkolonne am Anrollen, allmählich glaube ich, diese Frau arbeitet 7 Tage die Woche.
Regen und warten auf Fiebermessen und Stoffwechselsmalltalk.
Doch am Wochenende verzögert sich alles noch um einiges.
Wieder die Rede von Schnee.
8:30
Wieder Blasensono.
Fieber messen.
36°C
Bad wohl noch bis 11 besetzt, die Waschbrigade wurde ausgesandt, alles was kreucht und fleucht mal ordentlich durchzuweichen.
Visite voraussichtlich um 11.
Angeblich ist das etwas später heute.
Na ja, es war die letzten Tage auch immer 11.
Aber vielleicht läuft die Zeit am Wochenende wirklich anders.
Die Kanüle raus -Schmerz, aber kein Kortison im Gewebe.
Die ersten Heulattacken, aber wieder nur leeres Grinsen meinerseits.
Seltsames Kribbeln durchzieht meinen Körper und gibt ihm das Gefühl zu schwach für all das hier zu sein.
Der Wind pfeift bedrohlich durch die Gänge und fegt alles mit sich fort.
Es ist so still auf dem Flur geworden.
Viele Eindrücke und doch nichts.
Langeweile macht krank.
Narben über Narben.
13:00
Mir ist immer noch schlecht von dem ganzen Essenskram hier.
Endlich duschen, fühl mich etwas besser, frischer und nach etwas weniger Krankenhausmief
Weg darf ich auch ab zwei.
Raus hier!!! Auch wenn nur für ne Stunde, oder weniger, egal, nur raus aus diesem Raum.
Hoffentlich kommt Sebastian.
Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich!!!!
Abwechslung, HER DAMIT!
Die 5min Nachrichten zur vollen Stunde reichen gerade so aus, um meinen Geist nicht völlig verkümmern zu lassen.
Seit 10 Minuten stampft jemand wie eine Elefantenherde am Flur hin und her und lässt die schwachen Wände erbeben.
Das Herz bebt mit und macht nervös.
Ich sitz‘ mittlerweile seit Ewigkeiten auf dem Bett, ziemlich unbequem noch dazu und führe nicht sehr produktive Selbstgespräche.
Böses Zischen durchschneidet die Stille ab und an.
Auch wenn im Geiste vertrocknet, das Kritikzentrum arbeitet noch einwandfrei.
Ich hab versucht, diesem seltsamen Gefühl der Leere ein Gesicht zu geben, um es vielleicht begreifen zu können, doch so leer wie es sich anfühlt, so weiß ist und bleibt das Blatt Papier.
Es weigert sich noch Farbe aufzunehmen, Leben wiederzuspiegeln, irgendetwas über sich zu erzählen.
Das Gefühl schweigt.
Das Bild schweigt.
Und alles bleibt unverstanden.
Und ich bleibe in diesem Zustand hängen wie in einer Art Schwerelosigkeit, kann nicht weg, kann aber auch nicht fallen, nicht gut, nicht böse, ach, was weiß ich....
Ich spüre nur eines: Es macht mich unglücklich....
Vielleicht wird es irgendwann klarer, bekommt Konturen und beginnt zu sprechen.
Und die Narben auf meiner Seele werden sich weit auftun und Tränen aus Blut weinen um zu heilen.
14:00
Nichts.
Ich hoffe, es bleibt nicht so.


13. Oktober 2002, Sonntag wieder viel zu früh
3:50
Irgendetwas muss es ja mit der Zahl drei auf sich haben.
Augen aufschlagen um 3 und nicht mehr ans Einschlafen zu denken.
Aber die machen auch einen Lärm vor der Tür, vor allem dieser Mann, der hustet, als würde ein alter Dieselmotor nicht anspringen wollen.
Gestern im Cafe meinte ich noch, dass ich dieses Gehuste auf Dauer nicht ertragen würde, als er ein paar Tische weiter sein "Kennenlern-vorstellgebelle" anstimmte.
Nur leider musste ich ein paar Stunden später feststellen, dass oben genannter Herr seit gestern im Zimmer neben mir haust und hustet und was auch immer noch...
Ich frag mich schon wo das Nachtpersonal bleibt um nachzusehen, ob ich schlafe oder wie immer um diese Uhrzeit eben nicht.
Gleich vier und doch noch so viel Zeit bis es hier irgendetwas zu tun, zu beantworten, zu essen usw. gibt.
Und mein Hirn ist auch wieder leergefegt; als ich versuchte, noch mal einzuschlafen, sah das aber anders aus. Ratter Ratter Ratter Ratter...
Ein leicht in der Penetranz zunehmendes Gefühl im rechten Knie.
Einkaufen= Überanstrengung= nicht mehr einschlafen.
Vielleicht werde ich meine Übermüdung nutzen, um dem weißen Papier noch ein paar cm zu entlocken und diese alles verschlingende Leere auffüllen, die noch immer da ist und mir Rätsel aufgibt.
Kurz nach 4:30
Immer noch nichts.
Einen Brief geschrieben in meiner Hilflosigkeit.
Gute-Nacht-Wasser ist weggetrunken, mein Gaumen immer noch trocken, das Knie erreicht nun die Grenze, an der ich sagen würde: „Naja, wir steigern uns von unangenehm auf etwas unangenehm schmerzhaft...“
Ein Schuss NaCl in meine blutverkrustete Nase, die sich doch eigentlich durch das ständig offene Fenster, den Regen und die Kochsalzwasserkur bereits etwas erholt hatte.
...fröhlich kommt das Zeug wieder aus der Nase geblubbert wie eine leicht angeheiterte Reisegruppe nach einer Tour durch ein Salzbergwerk -Tag auf!
4:45
Kopflehne Zischenderweise hochfahren lassen, ermüdet anlehnen, schön zudecken, Beine ausstrecken um dem Treiben des Knies etwas Einhalt zu gebieten.
Bei dieser Beleuchtung sieht das Weiß nicht so bedrohlich aus, selbst die rosa Blumen auf meinem Tischchen erlangen bei diesem Licht mehr Farbe.
Doch noch Zeichnen?
Erst mal Fenster zu, nun ist mir zum ersten Mal kalt hier.
Die ganze Nacht schwitzt man hier die Matratzen durch, so dass es unten auf den Boden tröpfelt (Urlaubsanimation für nimmermüde Blasen) und dann wird es kalt. Stöhn!
Ein Schluck zuckergeschwängerten und nährstoffarmen Orangennektar.
Und zum Aufheizen eine Flasche vom Besten des Hauses, auf normaldeutsch: heißes, nach Kalk und sonstigem Undefinierbarem schmeckendes Leitungswasser.
Das gibt Magenschmerzen.
Juhuuu!
Und als Magendeko obendrauf auf die Magensuppe nen' Butterkeks.
Hübsch und so appetitlich, nicht?
Coool, der Orangensaft wurde so sorgfältig von allem orangigem gefiltert und gereinigt, dass er nur noch nach Zucker schmeckt.
Wie es in der Ethno-Bier-Werbung immer so schön heißt: „ Das Reinheitsgebot von anno dazumal (im Hintergrund alpine Weltmusik, an sich nichts schlimmes) schuf der Mensch...“
Jetzt ist es amtlich: Ich bin verrückt!
Magen macht brummbrumm und urgs und gurgel und ähnliches...
Bettpfanne fliegt laut klirrend am Flur zu Boden.
...gehässig in den imaginären Damenbart zischend: „Können sie nicht schlafen Frau Samer?“...
NaCl nachladen.
Nachdenken... womit?
Wasserflasche an den Kopf halten.
Musik oder nicht Musik?
Schlafen oder nicht schlafen.
Noch nen' Butterkeks oder keine Krümel im Krankenlager?
1.Klasse oder 2. Klasse ohne Gratis-Kronen-Schund-Zeitung und glücklicher?
Trallalliiizwiitscher...
Vielleicht doch besser noch mal schlafen, immerhin noch 2 Stunde bis es hier rund geht und wieder diese gemütserhellenden Fragen, auf die man hier nicht verzichten möchte, nach Stuhlgang (EIIII), vielleicht als Extragoldbonus noch nach dem Gewicht (Jöööö FEINNN!!!!) und als Jackpott nach der Schlafqualität (SUPPIII.. vor Entzückung rotier), gestellt werden.
Bettpfannen werden gereinigt. Hier lernt man noch einiges dazu: Heiß=Laut!
..trampel..tschepper...trampel..klirr...ZZZIIIiscchhhhhhhh...usw
YEAHHH!!!! Und weil so ein Chor noch nicht vollzählig ist, stimmt noch der "Basshuster" mit ein.
..sich den dröhnenden Schädel hält...
Alles beginnt sich zu überschlagen.
Macht Schlafentzug nicht aggressiv?
Ich sollte ein Buch herausbringen: „ Die etwas andere MSch“.
...ich fühle nach... NICHTS!...
Resümee: Alles in Butter!
8:45
Du dummes Bild du!
Stundenlang könnte ich darüber brüten.
Es wird nicht mit mir sprechen.
Und das Weiß wird immer abwehrender.
Ich fühle nach und nach und nach, aber da ist nichts, das Bild schweigt und ich könnte nur heulen, weil ich es nicht als Schlüssel benutzen kann.
Ich könnte es nur noch zerreißen, verbrennen, wegwerfen, darauf rumtrampeln, doch irgendetwas hindert mich daran.
Also, es bleibt und ich verstehe weiterhin nicht.
Stricken, zweiter Versuch eine Mütze für mich zu machen.
9:30
Eine Bettnachbarin kommt mit dem Notarzt.
Eine alte Dame mit grau-weißem Haar und einem kleinen Pferdeschwanz.
Total aufgelöst, verwirrt und verzweifelt.
Ich werde zum Tröster und überwinde meine Kontaktscheuheit .
Ich fühle immer noch nichts, nur eine schwere Last auf meinen Schultern.
10:30
Eine Stunde trösten, meine Beine können nicht mehr, aber sie scheint sich etwas beruhigt zu haben, vielleicht kann sie ja ein wenig schlafen.
Ich komme mir albern vor, bei der anstehenden Visite nun noch über mich zu reden.
Ich hätte fast mitgeweint.
14:00
Immer wieder fängt sie an zu weinen, ich weiß gar nicht mehr was ich machen soll, außer betröppelt drein gucken, mit schlechtem Gewissen meinen Kuchen runterwürgen und immer wieder zu ihr rüber sehen, damit sie merkt, dass ich Kenntnis von ihr nehme.
Am liebsten würde ich aufstehen und wegrennen.
Und den Kuchen mitnehmen.
Trotz all dieser kleinen und großen Tragödien hab ich's nun zum ersten Mal geschafft ne Bibimüsse zu stricken, die gut aussieht und passt. Die von gestern musste ich mit etwas Wehmut wieder auftrennen. Schade um die Arbeit.
Jetzt fehlt mir nur noch ne Häkelnadel zu meinem Glück und ich könnte mir mein neuestes Kunstwerk gleich auf den Kopf pflanzen.
Schade, werde wieder improvisieren müssen, bis es nicht mehr geht und dann aufgeben.
Geschafft ....mit dem Betthaken für die Infusionsflasche.
15:15
Ahhh.. wenn alle weiterhin so mit der alten Frau rumbrüllen, krieg ich nen' Koller.
Zum Glück ist meine Bibimüsse fertig und schützt mich ein wenig.
Ich muss mir mit anhören wie der selbe Dialog immer und immer wieder in tönender Lautstärke durchgekaut, bzw. -brüllt wird.
Achweh, wenn das die ganze Nacht so weitergehen soll....
Ich hab mich schon nach unten gequält, nur um dem Szenarium zu entfliehen.
Schmerz, das nächste mal roll ich.
...rolling, rolling, rollinggg....
Ich dreh DURCH!!!!!
Ich will dieses Theater hier gar nicht erst wiederkäuen.
Ja... doch... es war schon schön so allein im Zimmer.
Mit Schlaf ist nun wohl endgültig Schluss.
15:45
Noch immer kein Ende des Dramas in Sicht.
16:00
Zurück von einer Runde rollern.
Meine Beine stellen sich so unbequem an, dass sie sogar beim Rollern weh tun.
Der Anblick dieser Frau versetzt mich in ein Dauer-dejavue, als würde ich sie schon seit langem kennen.
Kribbeln.
Warten tu ich heut auf Garnix mehr.
Viel Stuss und doch eine zusammenhängende Endlosschleife....
19:30
Ich bin wieder allein, die alte Dame in ein andres Zimmer verfrachtet, ich fühle mich erleichtert.
Wieder dieses dumme Bild anstarren.
Ich verspüre das Bedürfnis über das Gesicht zu streichen.
Und es tut gut, als würde ich gestreichelt werden.
Und langsam bricht ein Schmerz aus mir heraus, aus der Figur heraus und es wird noch stiller als zuvor.
Aber ich unterdrücke meine Tränen.
Würde ich sie auf dieses Weiß tropfen lassen, würde es sich beugen und Wellen schlagen und eine Verbindung zulassen.
Aber ich tu es nicht.
Bin ich noch gar nicht bereit die Sprache des Bildes zu sprechen?
Die Musik wühlt mich auf.
Mit der Figur schreien, weinen, halten und gehalten werden...
Endlich raus...
...aber nein...
Bis zum Hals, dass mir die Brust zerspringen will; der Figur geht es genau so, ich spüre wie schwer sie atmet, ihr die Luft wegbleibt und sie keinen Ton herausbekommt.
Wie ich.
Wir sind eins und doch so zerrissen.
Ich will sie trösten, meine Seele trösten.
Aber sie ist so weit entfernt und meine Nähe bleibt Kälte.
Vielleicht schmerzt es deswegen so sehr, denn ich habe mir meine Seele, nackt und schutzlos wie sie ist, dargelegt und kann in ihr schmerzverzerrtes Antlitz blicken.
Und es macht mir Angst.
Ich will weinen, lasse es aber immer noch nicht zu.
Keine Geborgenheit um sich darin zu öffnen.
Wir werden warten.


14. Oktober 2002, Montagmorgen (alles Übel muss so beginnen)
6:45
„Na? Gut geschlafen?“
KNARZ!
Was beschwer ich mich überhaupt, geschlafen hab ich nun ja wirklich.
Ob die Station nun mit Donnerkrachen um 2 Uhr morgens umgestaltet wird, fällt auch nicht mehr ins Gewicht.
Angeblich ist einer irgendwie ausm Bett geplumpst.
Herr Morbus Scheuermann hat sich gestern auch gemeldet, hatte mir schon Sorgen gemacht, weil er sich noch nicht über den Zustand der Matratze hier beschwert hat und meckern tut er doch so gern.
Mit Fanta gegen die morgendlichen Magenschmerzen ankämpfen
....haha! Nimm das du Schurke!!! -glucks!...
Meine Beine hatten gestern wieder Tanzabend, ich hoffe, es kommt heute nicht erneut zu irgendwelchen unangenehmen Ausschreitungen.
Obwohl... so nachgefühlt... könnte die Party heute in die Verlängerung gehen.
Leibniz Butterkeks -soll ich mal die Zähne zählen?
Die Luft ist hier tatsächlich so trocken, dass die Kekse in der offenen Packung nicht weicher sondern nur noch härter werden.
Außerdem hat sich die berühmt-berüchtigte Fenstersperre gelöst und das Fenster lässt sich jeden Tag ein Stück mehr öffnen.
Ein Example statuieren und mal ne Runde aus dem Fenster hübben?

2. Stock?
Doch, das könnte effektvoll werden.
Direkt auf den Rettungsparkplatz klatschen.
Cool.
Ach, ne, heute darf ich ja mit dem Super-mega-geilen Trainingsgerät spielen.
Und der Hunger aufs Frühstück vergeht mir grad mal so nebenbei.
Hab ich zugenommen?
Schwabbelnd die kcal der Fanta zählen...
Gestern Abend, wie aus heiterem Himmel, hat das Korti dann noch beschlossen zum letzten, alles vernichtenden Schlag auszuholen.
Die Haut spannt, mein Nacken wohl wieder geschwollen und alles entzündet.
Mir is schlecht.
Wo bleibt das dumme Frühstück?
Warum hab ich beide Semmeln gegessen?
Vorwürfe, Zittern der Beine, Erklärungen, Warten.
Ekel im Magen und Gaumen, Herzrasen, Unruhe.
Als Vorbote meldet sich doch jedes Mal die Haut und dann tscheppert es den Rest des Körpers mal ordnungsgemäß nach allen Spielregeln des Entzugs durch.
8:30
Irgendwie ist heute alles noch ein wenig langsamer.
Alles muss erst wieder in die Gänge kommen.
Eine Stunde noch bis die Physiotherapeutin heute das erste Mal erscheinen wird.
Es beutelt mich ganz gewaltig, draußen herrscht auch so ein Lärm; wie eine Schnur bis zum Reißen angespannt, warte ich auf die erlösende Explosion.
Schmerz und Müdigkeit.
9:00
Neue Zimmergenossin.
Zwei Azubinen mit Lehrerin müssen lernen, das Aufnahmegespräch zu führen.
Die armen Mäuse.
Anstatt die Fragen kurz und prägnant zu beantworten erzählt sie hier ihre ganze Lebensstory.
Die brauchen nun schon doppelt so lange, wie bei mir das Gespräch gedauert hat.
Und haben erst drei Fragen durch.
Na ja, meine Berufswahl wäre es nicht.
Gleich gibt es legga Abführmittel.
19:00
Ich kann nicht mehr!!!!!
Ich bleibe nicht noch länger, ich will auch nicht zu dieser beschissenen Reha.
Es ist mir egal, die Schmerzen meiner Seele stärker.
Ich will nicht mehr leiden, ich will nicht ohne Liebe sein, ich will alles erledigt wissen, ich will hier raus!!!!
Wie soll ich die nächsten Wochen überstehen?
Es haben schon zu viele Dauertrennungen stattgefunden.
Nicht noch eine.
Nicht eine ohne Ende.
Meine Seele bis aufs innerste verletzt und vernarbt.
Noch mehr Schnitte.. ABER ES IST KEIN PLATZ MEHR!!!!!!!
Ich will es rausschreien, diesem plumpen Unverständnis ein Ende setzen.
Seele SCHREI!!!!!
Ich schaffe es nicht, ich WILL es überhaupt nicht schaffen, es tut schon zu sehr weh.
Was sind die Schmerzen eines Zellhaufens gegen Seelenqualen?
Aber das versteht ja keiner von den feinen Herrschaften hier.
ICH KÖNNTE KOTZEN und ich werde wohl wieder....
Ich möchte durchdrehen, ich lass mich hier nicht gefangen halten.
Warum ist keiner da, warum bin ich allein, warum nimmt die Ungewissheit kein Ende, warum will man mir das unter dem Deckmantel, das Beste für mich zu wollen, antun?
Lasst mich in Ruhe, ALLESAMT!!!!
Ich scheiß auf eure Hilfe!!!!!
Ich will doch nur zurückkriechen in meine kleine Geborgenheit und Wärme um zu heilen.
Frieden....
Naaatürlich Herr DR, ich bleib diese ganze Woche noch und die nächste auch noch, weil es so schön ist und warte darauf vielleicht irgendwann die Chemo beginnen zu dürfen.
Hier wird wieder Willkür ausgeübt und über Köpfe hinweg entschieden.
Ich bin nicht euer SPIELBALL!!!!
Ihr versteht gar nichts.
Es wird eine lange Nacht.
Ich fühle wieder.
Hass und Wut und Verzweiflung.
Tränenreich.
Er geht und ich sterbe jedes Mal aufs neue.
Und ich werde nicht dasitzen und mir einreden, dass die Zeit vergeht.
Ich werde tot sein.
Und je länger desto eher wird meine Seele ersticken müssen.


15. Oktober 2002, Dienstagmorgen
6:45
Aufgewühlte, durchwühlte Nacht.
Die Gleichgültigkeit versucht sich erneut wie eine alles verschleiernde Nebelwand über meine Gefühle zu schieben.
Ich lasse mir viel gefallen, zu viel, nun ist Schluss.
Ich bin ein Individuum mit einem Eigenbestimmungsrecht.
Ich bin mit Aufnahme in dieses Krankenhaus nicht in das Eigentum dessen übergegangen.
Ich werde meine Meinung heute äußern, sollen sie mich doch für verrückt halten, sollen sie mir doch wieder unter psychischer Status „realitätsfremd und anpassungsgestört“ eintragen, es ist mir egal.
Ich lasse mich nicht in einen viel zu kleinen, eckigen Karton zwängen, wenn meine Bedürfnisse größer und rund sind.
Ja, ich fühle.
Immer noch Wut und auch Angst, dass ich einfach kein Gehör finden werde.
Oder sonst etwas eintritt, was alles wieder umwirft.
Mir ist schlecht.
Der Gedanke, nicht ernst genommen zu werden, widert mich an.
Warum behandelt man uns so?
Warum wird der Patient, sobald er seine Wünsche äußert, zur kleinen Vormittagsunterhaltung für die Ärzte?
Und warum werden keine konkreten Auskünfte gegeben?
Vertrauensarzt, dass ich nicht lache!
So was möchte ich mal gesehen und erlebt haben.
Lieber leide ich große Schmerzen und kann vielleicht nicht gehen, als dass meine Seele wieder und wieder in tausend Scherben zerschmettert wird.
„Man gewöhnt sich daran!“
JA, vielleicht gefühlskranke, gesellschaftsangepasste Nichtfühler.
Ich bin aber ein Gefühlsmensch, wie ein großes buntes Bild, ich ertrage keine schwarzen Striche.
Es ist schon so vieles kaputt gegangen, keine Schäden mehr.
ICH bestimme, was ich machen kann, was ich zulassen kann, was mir schadet, was ich vermeiden will, wie ich heile und wie schnell.
Und sonst NIEMAND!!!!
Nehmt mir das Recht über meinen Körper und ich werde euch zeigen, dass er mir gehört.
Bevor ich ihn euch überlasse zerstöre ich ihn lieber.
Ja, ich bin gekommen um Hilfe entgegenzunehmen, aber ich bestimme auch, wann diese Hilfe endet.
Schweigen, Warten, keine Antworten, Frust und Angst.
...wie jedes Mal, als ob ich hier jemandem etwas schuldig wäre außer mir...
Der Lärm draußen erinnert mich an Wismar.
Sommer 99.
Weg, weit weg von all dem hier,
Andere Luft, andere Leute, vor allem keine, die einen „einsperren“ wollen.
Jeder Tag kostbar.
Und ich höre sie wieder, diese dämlichen Floskeln: „ Da musst du durch!“, „Zähne zusammenbeißen!“, „Du schaffst das schon!“, „Geht auch vorbei!“.....
Die MS ist kein schwerwiegendes PROBLEM für mich, es wird nur von andren für mich zu einem gemacht.
DA liegt das Problem.
Komische Welt.
8:15
Nach dem verspäteten Frühstück sieht die Welt gleich NICHT besser aus.
Betten machen.
Ich hatte es ordentlich und faltenfrei gemacht.
Nun ist es ein Chaos.
9:00
Warten und Mandarinen essen.
Die ätherischen Öle der Schale erfrischen die Luft und machen das ganze etwas angenehmer.
Im Zimmer über uns rennt jemand unruhig mit Stöckelschuhen auf und ab.
Nervosität bahnt sich an.
Die Fingernägel müssen wieder mal herhalten.
Unruhiges, rhythmisches Hin- und Herwippen.
Lärm auf dem Flur.
Toilette.
Händewaschen.
1 Mandarine.
Über kcal und Fettgehalt nachdenken.
Wut erneut in mir aufschäumen spüren.
Geistig in Kampfstellung gehen.
Bauch fühlen und beschämt in Hinblick auf die Physio einziehen.
Warten.
Ein Einweggespräch alla „Ja, aaabberr..“ erwartend.
Wieder Wippen.
Dem Getrampel lauschen.
Schnaufen.
Apfelsaft trinken.
Seele möchte einen Keks haben, Körper aber nicht.
Seele bettelt, Körper bleibt unnachgiebig.
Schweres Herzklopfen.
Lärm am Flur.
9:45
Visite.
Verbale Mauern aufbauen.
Heulen.
Mich entblößen.
Mir blöd vorkommen.
Wohl kein Verständnis, Hauptsache Abstand.
Ruhe.
Aufs Klo verkriechen?
Beruhigen.
Gesagtes durch den Kopf gehen lassen.
Noch ein Gespräch, was gibt es noch zu erklären?
Trennung ist gleich Seelentod.
Wie viele Tode kann eine Seele sterben bis sie nicht mehr aufwacht?
Ja, ich klammere, aber es ist zur Zeit mein einziger Halt am Leben.
Schwer atmen, die Luft wiegt Tonnen.
Warten.
Wieder Seele bloßstellen?
Mir anhören, ich solle doch wieder ne Therapie beginnen.
Und wer soll das zahlen?
Meine Seele heilt, doch so viele Rückschläge kann selbst sie nicht bewältigen.
Es braucht alles seine Zeit.
Zeit muss man geben.
Ich nehme mir die Zeit zu verarbeiten und mm für mm zu bewältigen.
Doch das rechnet mir keiner an.
10:30
Noch immer nicht beruhigt.
Seele bekommt ihren Keks.
Seele bekommt noch einen Gummibär.
Heute darf sie das haben, was sie möchte.
Freu mich auf die Therapie -raus hier!
Haut um die Nägel wegkauen.
Bauch nachfühlen -fette SAU!
14:00
Fertig therapiert, war ziemlich anstrengend.
Mir ist auch sehr heiß.
Schweißausbrüche.
Gespräch geführt.
Etwas das Gefühl bekommen verstanden zu werden.
Und nicht mehr so unter Druck gesetzt zu werden, bzw. im Dunkeln stehen gelassen zu werden.
Ein leichtes Gefühl des Triumphes; ich hab das durchgesetzt was ich möchte.
Trotzdem irgendwie ausgezogen.
Kuchen runterschlingen, mir fett vorkommen.
Mein Körper ist eklig geworden, ich möchte nicht die Therapeutin sein.
Trotz allem kratz ich noch die letzten Kuchenkrümel aus der Schüssel raus.
Ekel.
Wieder abwiegen.
Immer noch 66.
Sei nun dahingestellt ob das nun gut oder schlecht ist.
Aber ich fühl mich gerade nach Fressen.
Langeweile.
Reinplumpsen in dieses dunkle Loch.


16. Oktober 2002, Mittwochmorgen
6:45
Grüße aus dem Krankenhaus.
Mit der Zeit gewöhnt mensch sich tatsächlich daran, dass das Wort Durchschlafen samt Bedeutung hier nicht existieren kann.
Wurde irgendwann aus Sparmaßnahmen aus dem Inventar genommen.
Aufstehen und schon geht das Warten los.
Mindestens 45min bis zum Frühstück.
GÄHN.


17. Oktober 2002, Donnerstagnachmittag
16:00

Die Minuten verstreichen nur sehr mühsam und eigentlich wird auch nichts erwartet außer dem Abendessen.
Ein seltsamer Geburtstag.
Erreicht wohl die selbe Qualität wie meiner.
So allein zu Hause, keine Freunde, kein Kuchen... nichts.
Er ist beschäftigt, vielleicht zu sehr um es zu merken.
Schade, ich finde es traurig.
Morgen gehe ich endlich nach Hause.
Ich fühle mich seltsam bei dem Gedanken, irgendwie sogar ein wenig haltlos.
Eingerissene Mauern wieder aufbauen.
Ich habe Angst vor der Anstrengung und vor dem Frust, der mit dem Hausbau verbunden ist und nun noch so weit weg erscheint.
Wieder die selbe Litanei, wieder die selben Signale, wieder das selbe Verhalten.
Es kotzt mich an.
Ach, hätte ich doch das Geld, ich hätte alles machen lassen ohne ein einziges Zutun meiner Eltern.
Wir könnten beruhigter den Bau beobachten, beruhigter einziehen und beruhigter drin wohnen. Wenn das mal kein großer Fehler war....


28. Oktober 2002, Montagmittag
11:30

Um 8:30 hier angekommen, stundenlang gewartet.
Blutabnehmdesaster.
4 Stiche.
Ne Leitung die jetzt weh tut.
Wieder Religionsdebatten. Ich glaube, es wäre für mein Überleben besser zu schweigen, denn irgendwie ernte ich doch jedes Mal suspekte Blicke auf mein Outing Atheist zu sein.
HUHuuuuu... ja, es wird Halloween...
Und als die Schwester noch 31ten als Entlassungsdatum angab, nicht wie auf der Neuro versprochen 30ter, wurde mir schon wieder schlecht und mein Krankenhauskoller vom letzten Aufenthalt stellte sich anwidernder- und entnervterweise ein.
Na toll!!!
Zimmer mit zwei Genossinnen.
Noch keine Kontaktaufnahme stattgefunden, abgesehen von ein paar durch den ekelerregend nach Krankenhaus stinkenden Raum geschleuderte Floskeln.
Ich hoffe, ich überlebe das.
Der Einstieg war ja schon mal nicht so unbedingt berauschend.
Mund halten, den Depressionen hingeben und nicht auffallen.
Zum ersten Mal, dass ich mir wünsche, auf der Neuro zu sein.
11:40
Langsam frage ich mich, ob die Sitten auf der Station anders sind als auf der Neuro, noch kein Mittagessen.
Warten.
Na wenn DAS nicht eine WUNDERBARE Art ist, den Aufenthalt hier zu beginnen.
Ich fühl mich jetzt schon völlig angekotzt.
..und die Zeit will nicht verstreichen...
Und er fährt... und ich kann die letzten Nächte nicht bei ihm sein...
Zerreißprobe.
Und den letzten Tag wollen sie mir auch noch nehmen?
Ich will schreien um dieser Ungewissheit zu entfliehen.
Aber die Stille und die Leere haben mich mit Eintritt in diese Hallen mit einem Haps verschlungen.
12:00
Mittag, doch noch.
Wieder jemand, der Blut von mir möchte.
Lage checken und dann davon rauschen, den Chef fragen, was nun zu tun sei.
Wieder warten.
Heute gab's Dany plus Sahne.
Hab ich noch nie bekommen.
Das Warten wird versüßt.
Also Warten.
An mein Herz denken.
Seufzen.
Den Becher Versüßung noch verschonen.
In Gedanken Bahnhofsszene Klappe die Xte durchdenken.
Mal Heulend, mal lächelnd, unentschieden.
Vielleicht wird es hektisch.
Positiv für das Endergebnis oder nicht?
Ach was, geheult wird so oder so.
Scheiße.
Unerträglicher Gedanke, so wie die Tatsache, ständig mit alten pflegebedürftigen und schwerkranken Menschen konfrontiert zu sein.
Da würde ich dann lieber jetzt jung durch meine eigene Hand sterben als so zu enden.
Nein, ich ertrage es nicht mehr.
12:30
Gespräch mit dem Arzt.
Falsche Informationen.
Alles durcheinander.
Alles gestaltet sich plötzlich schwieriger.
Ich hoffe, ich kann eine Lösung finden.
Total durcheinander.
Hauptsache ich bin bei seiner Abfahrt zu Hause.
Der gesamte Körper angespannt.
Pudding.
Ich bekomme Angst.
Der Körper zittert fast unmerklich.
Dämliche Schlagermusik aus dem Radio meiner Zimmergenossin.
Ich möchte explodieren.
Kopfhörer in die Ohren und die Musik auf maximale Lautstärke.
Ich bin sauer, wütend weil ich mit falschen Informationen gefüttert wurde.
Ich möchte meinen Zorn bündeln und auf jemanden richten.
Der Arzt war einfach zu nett.
Kotzen, sagt mein Hirn.
Abschlachten, brüllt es hinterdrein.
Wieder ein Moment mehr, in dem nichts läuft wie geplant und mir das Gefühl des Gefangensein vermittelt.
Nicht gekotzt, nicht geschnitten, soll ich mich loben?
13:00
Der erste Tag, ein langer Tag.
Diese Kotzmusik dringt an den Kopfhörern vorbei in meine Ohren.
Geht’s vielleicht noch lauter?
Autoaggression.
Wie wunderbar, jetzt eine gefährlich schimmernde Rasierklinge zwischen meinen Fingern zu spüren, sie in mein Fleisch sinken zu lassen, bis mein Körper weinen kann.
Ihr findet keine Vene?
Ich könnte euch zeigen, wie schön mein Körper bluten kann...!!!!
Irgend ein Ding implantieren.
Meinen ohnehin schon nicht sonderlich liebenswerten Körper noch liebensunwerter machen.
Zerrissenheit.
Einsamkeit.
Und vor allem Unzufriedenheit.
Krebs im Zimmer.
Gezwungenes Schweigen, kein Humor, kein Lachen.
Nicht mal Depression.
Nichts.
Aber das kenne ich ja schon.
Mein Zorn versandet allmählich in Gleichgültigkeit.
Das einzige was hier irgendwie Leben heuchelt ist die falsche Fröhlichkeit, die aus dem Radio dröhnt.
Der MP3-Player wettert dagegen an mit tiefen, düsteren, aber ehrlichen Klängen.
Eine halbe Stunde verstrichen, warten auf die Infusion.
Langeweile.
Warten warten warten... ich kann's nicht mehr hören!!!!
19:30
Wieder in Tränen aufgelöst.
Keine Endoxantherapie, sondern morgen eine OP.
Ich bekomme irgend so ein Portadings gesetzt, unter dem Schlüsselbein.
Das soll mir das Venendesaster in Zukunft ersparen.
MIR? Eher den Ärzten.
Mit Vollnarkose, Schlauch in den Schlund und so leckeren Sachen.
Ich hab Angst, ob es keine Fehlentscheidung war, dem ganzen zuzustimmen.
Ich hab Angst, dass ich mich dann noch mehr hasse weil ich dann noch hässlicher aussehe.
Was hab ich bloß gemacht?
Und doch ist mir nur nach Heulen zu mute, weil ich ständig an Sebastians Abfahrt denken muss.
So viele Fragen und Ängste irren durch meinen Kopf.
Die Geisterstimmung im Zimmer war auch nicht zu ändern, ich geb' es auf.
Und hülle mich nun in depressives Schweigen.
Ein gutes hat das ganze: Morgen kein Frühstück und kein Mittagessen.
Ich bin doch KRANK!!!!!!!!
Ich möchte mir den Schädel einschlagen und frage, was mein dummer Kopf da schon wieder mit sich machen lässt.
Ich hoffe schlafen zu können, damit das ganze bald sein Ende findet.
Und ich meine Zimmernachbarin nicht mehr husten hören muss.
Ich hoffe, dass ich morgen gleich einschlafe und nicht mehr viel mitbekomme.
Mich kotzen die Tage hier an.
Ich hätte doch die Ohropax einpacken sollen...
Und wieder Schmerz tief in der Brust...
Werde ich seine Abfahrt überleben?
Klar, aber dennoch macht es mir Angst.
Immer wieder das selbe Gefühl, der selbe Gedanke, die selbe Angst.
Es tut weh.
Auch das Gefühl, dass hier mit meinem Körper wieder mal gespielt wird und ich ohnmächtig zusehen muss.
Zusehen muss wie er noch hässlicher gemacht wird...


29. Oktober 2002, Dienstagmorgen
7:15
Ein grauenhafter Schlaf, Migräne am Morgen.
Immer noch fühle ich die Wut darüber, dass das heute gemacht werden soll.
Wieder andere Informationen vom Chirurgen -doch keine Monsternarkose mit Schlauch in den Hals und allem drum und dran.
Warten und Hungern.
Mal was neues.
Warten und Hungern und den anderen beim Schlemmen zusehen.
Rheumasalbe liegt in der Luft, ein düsteres Gesicht, aber ich glaube, das ist immer so.
Es war ein schöner Sonnenaufgang, die Stimmung erhellt sich dennoch nicht.
Mittlere Zimmergenossin versucht seit Stunden das Raumklima durch diverse Sprüche und Lieder und Erzählungen zu erwärmen.
Erfolg bleibt zu Hause.
Blutdruckmessen: 120:70
Fiebermessen: 36,6°
Stoffwechselsmalltalk, während andere noch essen.
Wo bleibt die Schlaftablette?
Wo das Himmelfahrtskommando?


30. Oktober 2002, Mittwochmorgen
8:00
Nein.
Ich lebe noch.
Nur die wartende Langeweile hat mich gestern gnadenlos aufgefressen und als es dann endlich los ging, war alles hektisch und es hieß: ,,SCHNELLSCHNELLLSCHNELLLLL!!!!“
Ausziehen, rein ins Krankenhaushemdchen (kann man XXXXXXL noch als Hemdchen deklarieren?).
Ab ins Bett und per Taxifahrer runter in den OP, nachdem ich eine Beruhigungstablette genommen habe, die eigentlich nur zu einem verkotzten Abendergebnis führte, aber dazu später.
Ausziehen, Haarhaube, zugedeckt mit zig grünen OP-Tüchern, durch die Patientenschleuse rein in einen Vorraum wo ich auch noch Ewigkeiten rumgammele. Dann endlich geht's los.
Ich werde festgeschnallt, mit dem EK verlinkt und an ein Sauerstoffmessgerät angeschlossen.
Ich kann piepsend meinen Herzschlag hören und spiele mit meinem Atem um das Herz mal schneller, mal langsamer schlagen zu lassen.
Vorhang vors Gesicht.
„Links oder rechts?“
öhm... ja, welche Seite kann man nicht mehr sonderlich verunstalten?
Rechts wird genommen.
Und langsam dämmert mir, dass ich das ganze live miterleben soll, denn die Tablette zeigt keine Wirkung.
Und da kommt sie schon die erste Betäubungsspritze und fühlt sich an als würde mensch mit einem spitzen Haken in mir herum bohren.
Test mit anpieksen -noch Empfindungen.
Ingesamt werden es dann vier dieser Monsterinjektionen, bis er loslegen kann.
Das Druckgefühl kann ich spüren.
Es fühlt sich an als würde er meine Haut von meinem Brustkorb ziehen und irgendwo festklammern.
Den Schnitt hab ich zum Glück nicht so mitbekommen, bzw. bin ich mir nicht sicher, ob es dann oder dann stattfand.
Und dann kommt schon der Haken und er bohrte in mir rum, um die Vene zu finden.
Ein Stich im rechten Lungenflügel, kurze Atemnot.
Neue Lokalbetäubung -Schmerz.
Erste Röntgenaufnahme, der Bildschirm steht vor meinem Gesicht und ich staune über mein Innenleben, sehe mein Herz schlagen, meine Lunge atmen.
Ich atme bewusst ein und kann sehen wie meine Lunge sich aufbläst.
Und ich sehe den Haken, mit dem der Arzt in mir rumbohrt, weniger schön.
Er schnipselt weiter..
Irgendwann setzt er den Port-a-Cath ein und redet von irgendeinem Deckel, den er nicht rein bekommt und schon fühle ich, wie er mit Gewalt auf meinen Brustkorb drückt, immer und immer wieder...
Neue Röntgenaufnahme, da ist das hässliche Ding und auch eine Klemme und eine Schere... drin vergessen?
Ich muss lachen, bekomme aber keine Luft.
Und dann näht er... Gänsehaut.
Ich sage aber nicht dass die Betäubung bereits nachlässt.
Es tut weh und ich fühle mich wie ein Braten, den man nach dem Füllen brachial zusammenflickt.
Aber ich sage nichts, zucke nicht mit der Wimper, denn die Betäubung schmerzt noch mehr; ich merke nur, dass mein Körper sich unter den grünen Tüchern anspannt bis er sich etwas abhebt.
Ich hab Migräne, aber das was um mich rumpassiert ist so interessant.
Endlich, abhängen, Vorhang weg und ich kann nur einen flüchtigen Blick auf den Schnitt werfen.
Da hängt ein ekliger Schlauch heraus.
Es macht mir Angst, denn davon war nicht die Rede.
Mir wird versichert, dass das wieder rauskommt, beruhigt bin ich heute noch nicht.
Abend endlich was zu essen, ne Kopfschmerztablette, noch ein Mittel gegen Migräne. Dann wird mir speiübel.
Um 21:00 dann noch ein Mittel gegen Übelkeit.
Mein Körper funktioniert es in Windeseile zum Brechmittel um und schon häng ich im Klo.
Pille wohl im Abfluss verschwunden.
Doch es geht mir besser und nach Ewigkeiten schlafe auch ich ein.

Also zum heutigen Tag, nein, ich lebe wirklich noch, obwohl ich mich gestern Abend nach sterben fühlte, vor allem als dann noch die Betäubung ihren Dienst quittierte und die Schmerzen meiner Kotzfreudigkeit noch Feuer gaben und meine Gesichtsfarbe wieder der eines Leichentuches ähnelte.
Ich fühl mich heute etwas steif, das ganze ist auch so festgeklebt, dass meine Schulter verspannt ist.
Und der Schlauch baumelt immer noch in meinem Dekoltee herum.
Ich hab seit ich hier bin keine Tabletten bekommen, meine Beine schmerzen, seit zwei Tagen keinen Krampflöser mehr im Organismus.
Ich versteh das nicht.
Sonst steht hier immer Ärger auf dem Programm, wenn man die Tabletten von zu Hause mitnimmt und jetzt bekomme ich hier keine.
Ich bedanke mich recht herzlich.
Kotz!
Hier ist ohnehin alles anders.
Na ja, darauf will ich jetzt auch gar nicht genauer eingehen, das mach ich dann in drei Wochen, wenn ich wieder hier bin.
Oh Freude.
Ich werde mal torkelnd im Bad verschwinden, um zu kontrollieren, ob meine Gesichtsfarbe wieder lebendigere Züge angenommen hat.
Schließlich möchte ich heute nach Hause gehen, um wenigstens noch eine Nacht mit meinem Herz zu haben.
Was heißt ich möchte... ich WERDE!!!!
Oh ja, da waren ein paar Farbpigmente zu entdecken.
Ich dachte schon, die seien heute früh in den ekligen Kaffee gefallen, der mir einfach aufs Auge gedrückt worden war.
Besuch von Tante und Onkel, kurzes Dampfablassen über meine Eltern und das Drama Haus.
Um auch mal meine Seite des Geschehens darzulegen.
9:30
Warten auf die Visite; nicht so schlimm, hab ne Schachtel Pralinen bekommen.
10:00
Visite.
Verband kommt ab.
Ich hätte geschrieen, wenn ich gekonnt hätte.
2 SCHNITTE!!!!!!!! Mindestens 5 cm lang.
Ich frage, ob das normal sei.
Der Arzt: ,,Das ist ja komisch, eigentlich nicht.. hm... da ist wohl was schief gegangen..“
AHHH, davon wurde mir gestern aber nichts gesagt.
Dann der Patientenpass: wie schon 100 mal vom Auto überfahren, zerfetzt, mies und verschmiert ausgefüllt.
Und die Wunden öffneten sich bereits an den Enden.
Streifen drüberkleben.
Und da steckte ne fette Nadel am Anfang des Schlauches in meinem Körper/ bzw. im Port.
Und die war einfach nicht rauszubekommen. Und es tat weh, als sei es ein Widerhaken.
Ne extra Klemme musste her, um sie rauszuwürgen.
Jetzt weiß ich, wie sich ein Fisch fühlen muss.
Kopfschüttelnd schmunzelnd wunderten sich Arzt und Schwester über die Freundlichkeit des Chirurgen diese Leitung gelegt zu haben, die letzten Endes doch gar keinen Sinn hatte, außer mich zu erschrecken, weil sie eklig aussah und mir Höllenschmerzen beim muskelbeanspruchenden Herausziehen zu bereiten.
Zuerst meinte der Arzt während er dran zerrte, wenn es schmerzen sollte, dürfte ich ihn schlagen.
Die Schwester bot mir selbiges bei ihrem dritten Versuch an, aber ich schlage grundsätzlich kein weibliches Wesen.
Beim 5. Versuch und mit viel Manneskraft (bzw. mit den Resten, die ein solch hagerer Arzt zu bieten hat) kam das Drecksding endlich raus.
Na toll, soll ich mich für diesen „Routineeingriffspfusch“ bedanken?


 

Nur gut, dass ich Pralinen habe und heute Nachmittag nach Hause gehe.
ZWEI fette NARBEN... mir wird schlecht.
Einziger Trost, ich konnte den Port nicht sehen.
Aber wer weiß, vielleicht ist das Gewebe noch geschwollen und entblößt den Fremdkörper in den nächsten Tagen in seiner vollen Schönheit.
Ich hoffe nur noch, dass es bald Mittag gibt, denn ich hab da so was klingeln hören, von wegen Süßspeise oder so....


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