VErfall, Krankenhauslivebericht, Danach -Kortisonstoßtherapie bei MS Schub 2001

27. Mai 2001, Sonntagabend
18 Uhr, die erste Kortisoninfusion tröpfelt schleichend in meinen Organismus und macht sich dort breit. Gleich nach den ersten Minuten schmeckt der Kaugummi nicht mehr und ich werde ihn wohl bald ausspucken, bevor mir von diesem eigenartigen Geschmack noch übel wird.
Untergebracht in einem Einzelzimmer mit Dusche und WC, blicke ich voller Enthusiasmus auf fast eine Woche ,,Urlaub" im LKH Oberwart. Ausspannen vom Stress der letzten Tage.... bitternötige Ruhe.
Hier kann sich wenigstens keiner von meinem Getippe gestört fühlen und ich liebe es ja auch, Zeit mit mir alleine zu verbringen um nachzudenken und meinem Körper endlich mal die Ruhe zu gönnen, nach der er schon so lange schreit.
Nun kommt doch noch die Sonne raus und blinzelt schüchtern durchs Fenster ins Krankenzimmer Nummer 12 herein und streut gelbe Lichtflecken in den Raum und auf mein Gesicht. Es wird ein lauer Abend werden, und wahrscheinlich auch ein langer. In Gedanken hänge ich dem gestrigen Abend noch nach, als ich da meine letzten Kräfte versammelte und ins Ziel sprintete, umgeben von anfeuernden Menschen und einem Applaus, der für Sekunden nur mir allein galt. Es hat mir unendlich gut getan, egal, wie sehr ich meiner Gesundheit damit auch geschadet habe... Mein Ego hat das gebraucht, als eine Art weiterer Aufschwung für meinen Weg in die Zukunft, den ich nun endgültig alleine beschreite und bestimme.
Ich war glücklich, überglücklich als ich die letzten Meter ins Ziel lief. Die Kraft verließ mich bereits, doch als ich das Publikum mich anfeuern hörte waren die Schmerzen vergessen und ich schwebte.... Ich würde jedem abraten es mir gleichzutun, doch ich.., ich musste es einfach machen. Mein Weg führte an dieser Hürde nicht vorbei, ich habe mir vorherbestimmt, dass ich da drüber muss, damit mein kleines Selbstvertrauen auf eine weitere Meisterleistung, und das war es ja in meinem Fall, zurückgreifen kann. Ich bin stolz auf MICH! Ob ich mir nun wegen der Gehstörungen Sorgen machen soll, sei dahingestellt. Im Moment ist es mir aber egal, denn ich habe etwas ,,Großes,, vollbracht. Diese Erfahrung zu machen war es mir wert, denn ich habe das Gefühl, dass es noch bedeutender für mich sein wird, als es nach außen hin erscheinen mag. Und das ist doch das, was zählt....

....die letzten paar Meter, ich spüre nichts mehr, ich atme kaum noch, die Kopfhörer in den Ohren, mein Lieblingslied... und dann die klatschenden Zuschauer und die Zurufe... und am Ende, ein Mensch mit dem man seine Liebe teilt und der so stolz auf einen ist.... eins mit mir selbst, für einen Augenblick des Glücks..
Ja, ich möchte fast sagen, dass ich gestern selig war. Die ganze Anspannung löste sich explosionsartig  in ein Gefühl tiefster Freude auf als ich durchs Ziel lief; es glich einer Neugeburt und ich tat den ersten Atemzug und wusste: DU LEBST!
Diese Empfindung ist immer noch in mir und breitet sich dort wohlig warm aus und macht mich zutiefst glücklich, egal wie oft diese Aktion auch noch auf Kopfschütteln und Unverständnis stoßen mag. Ich tat es für niemanden! Ich tat es für mich ganz allein!
Nach dem Abendspaziergang frage ich mich erneut, ob mir mein derzeitiger Gesundheitszustand Sorgen bereitet. Doch noch vehementer drängt sich mir die Frage auf, ob ich es schaffen werde, hier nicht zuzunehmen, ohne erbrechen zu müssen, ohne krankhaft das Essen zu verweigern, ohne ein paar Tage Sport treiben zu können. Meine Spaziergänge kann mir ohnehin niemand nehmen, bis auf meine Krankheit, mit deren einhergehenden Problemen es sich zu Zeit doch noch recht gut leben, aber vor allem gehen lässt. OK, da sind Schmerzen, die eigentlich ein Signal sein sollten, da ist die Tatsache, dass sich meine Beine sehr steif anfühlen und ich deswegen leicht humple. Aber ich denke mir: ,,Was soll’s? Gestern ging’s dir auch nicht viel besser und du hast am Stadtlauf teilgenommen und die 7,62km trotz Missempfindungen, Schmerzen und schrecklicher Hitze in einer für deine Ansprüche verdammt guten Zeit absolviert!,,
Die Sonne ist bereits hinter den Wäldern, die ich von meinem Zimmer aus sehen kann, verschwunden. ...küsste im Vorüberziehen den Horizont und wanderte unbeirrt weiter, ließ diesen mit gesenktem Haupt zurück, indessen Gesicht die Schatten immer länger wurden.... Ich fühle mich schwer, mein Gaumen schmeckt nach Blei, und doch noch nicht vollends mit Müdigkeit bedeckt, die zum Schlaf führen würde.
Ich weiß nicht, was ich empfinde. Angst? Angst zuzunehmen? Angst dabei tatenlos zusehen zu müssen? Angst, dass es sich danach nicht mehr ändern wird? Angst, es könnte sich so einpendeln! Angst, dass ich es nicht akzeptieren kann! Angst, dass die Tortur von neuem beginnt... Aber ich darf dabei eines nicht außer Acht lassen: ,,Es ,,beginnt,, nicht, ich lasse es beginnen!,, Vielleicht hilft mir das etwas bei der Bewältigung des Problems, das schon viel zu lange einen Platz als unantastbare Tatsache in meinem Leben hatte. Gestern war doch ein großer Schritt, warum sollte ich die Änderung nicht wollen und auch durchführen, wenn ich mir doch schon einen kleinen Einblick in dieses neue Leben verschafft habe, und es demnach auch nichts NEUES und UNERREICHBARES mehr für mich sein sollte. Ich war mittendrin im glorreichen Anfang. Ich bin es immer noch, nur der Schritt in Richtung Selbstzerstörung ist kurz. Aber ist es nicht schön, etwas Unbekanntes zu erforschen, zwar den längeren, aber sicherlich auch erfolgreicheren und besseren Weg einzuschlagen? Ich spüre, wie sich mein Inneres geändert, ja, ich möchte fast meinen, erhellt hat. Also muss ich mich entscheiden: ,,Ein Schritt nach rechts, oder zwei nach links...,,
Die Frösche halten ihr Konzert ab wie bei meinem aller ersten Aufenthalt hier, was mich ein wenig in Melancholie verfallen lässt. An diese Zeit der Ungewissheit zurück zu denken, machte mich schon seit jeher traurig, vielleicht ein Zeichen, dass ich mit meiner Krankheit noch längst nicht vollständig abgeschlossen habe, und es wie eine Flamme immer wieder aufflackert wenn ein Windhauch vorüber zieht. Aber wie soll man es verarbeiten, wenn jedes Mal aufs Neue etwas Unbekanntes und Angsteinflößendes hinzukommt, das aufs Neue eindringliche und noch undurchdachte Fragen aufwirft. Vielleicht wird unter der ,,damit-klar-kommen-Arbeit,, auch ein sich ständig mit neuen Fragen konfrontieren verstanden. Wäre es mir egal, wäre ich wohl ein seltsamer Mensch. Ich kann auch nicht behaupten, dass diese Entwicklung einfach sang- und klanglos an mir vorüberzieht. Die Krankenhausaufenthalte zwingen mich regelrecht dazu, über meine Zukunft nachzudenken, ohne dabei nun irgendwelche schwarzmalerischen Prognosen anstellen zu wollen, die mich dann nur in ein depressives Loch fallen lassen; diesen Fehler habe ich schon viel zu oft begangen. Nur eines beunruhigt mich doch sehr: ,, Bin ich mir meiner Sache einfach zu sicher? Also der Meinung, dass nach der Therapie wieder alles so gut wird wie vor dem Schub, weil mich das die Erfahrung nun mit der Zeit gelehrt hat?“ Aber wer kann mir schon sagen, was ich denken soll, und was nicht. Ich weiß es selbst am besten, denn die Antworten liegen in mir selbst. Doch ich muss mich auf die Suche begeben, in meiner Seele, was man nun auch immer darunter verstehen mag, forschen. Zielloses umsehen... Aber das stimmt so wohl nicht vollständig. Was war das gestern? Ziellos? Ohne Antwort? Nein, ich hatte diese für mich gefunden und nicht nur ein reelles Ziel erreicht. Ich denke daran, und bin glücklich. Also wenn ich hier eine Antwort gefunden habe, warum sollten hier nicht noch mehr zu finden sein. Was bin ich bloß für ein komischer Kauz? Und während ich mich das frage, muss ich doch innerlich lächeln. Ein unheilbarer Frühjahrsoptimist? Hm, aber es fällt mir doch auf, dass ich es noch nie so intensiv wie jetzt gespürt habe, was doch als positives Zeichen zu deuten ist. Vielleicht wird der nächste Winter nicht so schwer für mich, wie es die letzten waren. Ich denke immer nur an morgen, und vergesse dabei wohl, das Heute zu leben und zu erleben, mit allen mir noch zur Verfügung stehenden Sinnen.
Ich habe Angst vor dem Tod.. dieses Gefühl hatte ich noch nie, und es ist herrlich, denn nun weiß ich, was ,,leben,, bedeutet. Aber wie lange noch? Spielt es eine Rolle? Jetzt ist nun mal jetzt und nicht irgendwann!


28. Mai 2001, Montagmorgen

Dieser Tag begann mehr als früh. Meine Blase hetzte mich bereits um halb 5 Uhr früh aus dem Bett, an ein erneutes Einschlafen war gar nicht mehr zu denken, so sehr ich mich auch anstrengte. In meinem Kopf wütete ein Wortgefecht von einem Thema zum anderen. Also lag ich eine gute Stunde wach um mich dann in einem hoffnungslosen Versuch der Kunst widmete, der aber schon von Anfang an zum Scheitern verdammt war.
Als die Dame von der Verwaltung hereingeschneit kam, merkte ich wieder mal knallhart, wie wenig ich doch von meiner Familie weiß. Aber was soll’s? Sollte ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Ich denk gar nicht daran. Dieses habe ich fürs Frühstück verschwendet, denn es gab nur zwei Weißsemmeln, Teebutter und Marmelade, und ich habe weiß Gott wie lange mit mir gehadert, überhaupt einen Happen zu essen. Mein knurrender Magen hat gesiegt. Aber, ach wie bitter schmeckt das Essen doch, wenn man es sich selbst eigentlich verbietet... mitschuldig natürlich auch die Magenschutztabletten und das Cortison. Jetzt in der letzten halben Stunde ging’s hier ohnehin Schlag auf Schlag. Zuerst eine neue Zimmergenossin, dann 10 Minuten darauf wird noch ein Bett samt Besitzerin einquartiert... also so viel zum Thema ,,Urlaub,,. Dann gleich die nächste Kortisoninfusion und erneutes Kämpfen mit dem blöden Tropf, der wie sein Name es eigentlich voraussagt, wie immer nicht tropfen will.
Nun sieht die neue Situation so aus, dass wir zu dritt ein äußerst enges Dasein in einem Zweibettzimmer fristen, in der Hoffnung, uns nicht gegenseitig den Sauerstoff wegzunehmen. Die Fenster lassen sich wie eh und je nur einen Spalt öffnen, aber in Notsituationen stellt man seine Grundbedürfnisse ohnehin zwangsläufig zurück. Ergo: Nur noch einmal die Minute einatmen, zum Ausatmen begebe man sich rücksichtsvoll an den Fensterspalt und entledige sich dort seiner Schadstoffe. Mein Sarkasmus wird unweigerlich mit Nahrung versorgt, was ich als gutes Zeichen deuten will. Es hindert mich am Versinken in meinen Problemen, an dem ich schon gestern nahe dran war. Vor allem das Einschlafen wird dadurch verhindert, vielleicht klappt es heute besser, da ich ja von Einschlafmitstreiterinnen umgeben bin, von denen vielleicht eine versuchen wird, mich mit ihrer Schnarcharie in den Schlaf zu wiegen. Hauptsache, sie haben aus Platzmangel ,,meinen,, Tisch nicht aus dem Krankenzimmer entfernt, dient doch diese Sitzhaltung auf dem Bett mit dem Laptop auf dem Schoß eher der Verspannung meiner Nackenmuskulatur. Das Mittagessen dürfte auch bald angefahren kommen, ist es doch der einzige Zeitvertreib, den man hier hat: ,, Auf das Essen warten“. Dieses Thema habe ich aber schon bei jedem Krankenhausaufenthalt behandelt, somit beschränke ich mich auf die Gewissensbisse, die die  Nahrungsaufnahme mit sich bringt. Ich fühle mich jetzt schon so fett, aber die Angelegenheit wird erst heiter werden, wenn das Kortison in Kombination mit den Litern Mineralwasser, die ich vernichte, seine aufschwemmende Wirkung zeigt. Gar nicht daran zu denken, wenn ich hier abgewogen werde und schwerer als zu Hause bin. Ich glaube, das würde unweigerlich zur Nahrungsverweigerung führen, auch noch begünstigt durch die permanente Übelkeit. Ich will mich selbst nicht länger kasteien müssen! Wenn es so einfach wäre, aus meinem ,,neuen,, Alltag wieder vollständig raus zu kommen.
Mittagessen ist da und wartet auf seinen Verzehrer, das kann sich aber noch in die Länge ziehen, wenn der Arzt ,,meinen,, Tisch nicht bald samt Papierkram räumt.
Lecker, es gab Würfelrindsuppe, Spinat, zu 50% aus Fett bestehende Kartoffelpuffer und die andere Hälfte vom Ei in Form von Rührei, die es gestern hart gekocht bereits auf dem Salat zu finden gab. Ich befürchte schon, die selbe Tortur wie in Deutschland noch mal durchmachen zu müssen: Vorgestern gekochtes Ei, heute Rührei, morgen die alten Eier von vorgestern in einer leckeren Kreation namens ,,Senf-Ei“, übermorgen Eierschaum zum Dessert, über-übermorgen Eierpfannkuchen...  Zum Glück muss ich hier nicht 2 Wochen bleiben.
Ich habe einen zweiten Spaziergang gewagt, und mich erneut der Gefahr ausgesetzt, entweder einen Gehörschaden oder einen Hitzekoller zu bekommen. Warum einen Hitzekoller, ist wohl klar. Schon beim Durchschreiten des Ausgangstors erschlägt einen eine Hitzewand.  Gehörschaden deswegen, weil nebenan eine Pädagogikschule ist, deren Fenster gänzlich offen waren, und ungefähr 6 ambitionierte kleine Flötenspielanfänger jeweils an einem anderen Lied fleißig und falsch übten. Gruselig.
Drei Verdauungsspaziergänge sollten in meinem Zustand genug Sport für einen Tag sein, habe ich doch vehement den Aufzug gemieden und mich jede Treppe, die ich erspähen konnte, hoch und runter gekämpft. Ich bin eben stur, und das macht mich zur Zeit glücklich.
Ich habe den Arzt bei der Abendvisite nach meinen Befunden aus Deutschland nochmals befragt. Meine Mutter hatte mich damals angerufen, und gesagt, man habe sie verständigt, dass der zweite Liquor positiv war. Seltsam ist nun aber, dass in den Befunden die hier sind, nichts davon steht. Des weiteren habe ich ihn noch nach der Größe der Wahrscheinlichkeit befragt, mit der meine Mutter ebenfalls an MS erkrankt ist. Zuerst sagte er, er wisse es nicht, meinte denn aber noch nachdrücklich, dass es das wohl sicher nicht sein wird, als ich ihm meine derzeitigen Probleme mit meiner Mutter deswegen schilderte.
Ich werde aber versuchen mich deswegen nicht wieder stundenlang wach zuhalten und meine Nachtruhe mit hin- und herwälzen zubringen. Ich fühle mich einfach nur gut und happy, das ist doch nichts abwegiges, obwohl zum Teil von mir eigentlich ein anderes Verhalten in meinem doch soooo ,,tragischen,, Zustand erwartet wird, aber den Gefallen, also in Selbstmitleid zu verfallen, tu ich mir nicht, und auch sonst keinem anderen. Hehe! Das kommt vielleicht noch ganz von allein, aber ich hoffe es natürlich nicht. Aber dieser euphorische Gemütszustand ist ja schon so schön, dass er kaum noch zu ertragen ist.
Ich weiß nur eins: Ich trinke gerade den 13. Liter, mir ist bestialisch heiß und mein Gaumen wird nach jedem Schluck Wasser noch trockener. Meine Finger sind auch schon ein wenig angeschwollen und sind das erste Indiz, dass ich hier am Donnerstag in Form eines Michelinmännchens rausgerollt werden kann. Selbst bei dem Gedanken muss ich kichern. Beruhigend war heute auch noch die Diagnose des Chefarztes, dass obwohl sich meine Beine so steif anfühlen, der Tonus nicht erhöht ist, es sich somit wirklich nur um Gefühlsstörungen handelt. Ich hatte doch schon tatsächlich Angst aufzuwachen und zwei steife und vor allem unbewegliche Beine an mir dranhängen zu haben. Ein widerlicher Gedanke. Aber wie heute schon viel zu oft wiederholt: Ich fühle mich psychisch blendend!
Ich vergönne es mir selbst. Aber mir graut schon vor dem ersten Besuch meiner Mutter und meines Vaters natürlich. Ich hoffe noch inständig, dass sie morgen nicht darauf besteht, mit Sebastian hochzufahren. Ich wäre schon gern mit ihm allein, es gibt ja auch noch einige Dinge zu besprechen, die nur uns beide was angehen. Und in der Nähe meiner Mutter geht das leider nicht.
Es wird ein langer und unerträglich schwüler Abend. Aber, einziger Vorteil, meine Beine tun nicht sonderlich weh. Ich fand meinen Vergleich heute wieder mehr als treffend, als ich bei der Visite meinte, das sei kein Strumpfgefühl mehr, sondern fühlt sich eher danach an, als trüge ich 20 dicke Omastrumpfhosen übereinander, oder als hätte ich eine Fettschicht angelegt wie ein Wal. Breites Grinsen! Ich bin so schrecklich gut gelaunt dass ich schon meine, zu viel zu plappern, wie ein Wasserfall... Aber auch das ist nichts abwegiges, bei den Mineralwassermassen die meinen Organismus im heutigen Tag passiert haben.
Achja, bevor ich es vergesse, welch` glorreiche Aussage heute noch meine Lippen passierte: ,, Ich WILL leben!“ Ja, das habe ich tatsächlich gesagt. Was hat man mir bloß anstelle des Kortisons eingeflößt, oder fangen die Antidepressiva an zu wirken? Oder ist es doch alleine mein Verdienst, worauf ich auch noch zusätzlich zu all den in den letzten Tagen vorgefallenen Dingen stolz sein kann...,,... status quo vadis... ich und du... quo vadis... steht’s dem Leben zu....“ summe ich in Gedanken, die Kopfhörer in den Ohren und werde langsam von einer Müdigkeit übermannt. Wann war ich das letzte mal so fröhlich? Wann war ich das letzte mal über einen so langen Zeitraum so optimistisch und glücklich? Wann bin ich das letzte mal mit einem Lächeln im Gesicht zu Bett gegangen, wann mit einem erwacht? Wann habe ich mich als Frau gefühlt, angenommen und akzeptiert? ...und das in einer doch recht verzwickten Situation, wie ich schon sagte: ,,Ein komisches Käuzchen!“ Aber zur Zeit doch liebenswert, oder? Zumindest fühle ich mich so, da ich all die Freude auch ausstrahle und überallhin mit mir trage und verbreite. Die Schwestern waren hier noch nie so nett wie in den letzten beiden Tagen, und ich spekulierte schon, es könnten ja Drogen verteilt worden sein, so wie es mit Sicherheit unter dem Personal in der Psychiatrie der Fall war. Oder lag es wirklich an mir? Nein, glaube ich nicht. Egal wie depressiv ich auch war, ich war immer freundlich zu meinem Umfeld, das werde ich mir nicht auch noch anlasten.
AUS MIT DEN SCHULDZUWEISUNGEN!
NEUANFANG, DIESE ENDLICH ABZUSCHÜTTELN!
JUCHU!

...was ist bloß mit mir los? Wieder stilles Kichern...


29. Mai 2001, Dienstagmorgen

Schmerz Teil 2 hat soeben begonnen. Erwacht um 5 Uhr mit einem Brummschädel und Zahnschmerzen, wahrscheinlich gestern doch etwas zu tief ins Glas geschaut.
Denn noch vor dem Frühstück die Korti-Infusion, die sich schmerzhaft tröpfchenweiße in meine Vene zwängte, die leider bereits total verstopft war und es zu einem Stau auf der Ost-venen-tangente kam. Nun nach dem Frühstück mit neuer Kanüle bestückt geht der üble Spaß weiter und mir wurde schon versichert, dass ich heute blass bin und gar nicht so gesund aussehe. Also im passenden ,,Outfit,, zu meiner Gesundheitslage, total im Krankenhaustrend.
Das Frühstück heute war schon erheiternder als das gestrige, da ich endlich mein Vollkornbrot und meine Diätmargarine bekommen habe und ohne schlechtes Gewissen schlemmen konnte.
Ich dachte heute früh eine Besserung des Zustandes meiner lädierten Beine festgestellt zu haben, aber nun stellte sich heraus, dass sich nichts geändert hat und ich vorher wahrscheinlich mehr mit meinem Mineralwasserkater beschäftigt war, als mich auch noch auf meine Extremitäten zu konzentrieren.
So ein Infusionsständer ist schon eine tolle Erfindung, wahrscheinlich eigentlich konzipiert, damit die alten Leute im Krankenhaus sich nicht so einsam fühlen, jemanden haben, den sie immer hinter sich herziehen können, und der sich nur selten, z.B. bei einer kleinen Schwelle, sträubt zu folgen, aber dann auch vehement. Meine guten Zurufe halfen nichts, Walter (so hab ich ihn genannt) weigerte sich, mir in die Toilette zur Verrichtung meiner Notdurft zu folgen. Ich weiß nicht, warum er sich so angestellt hat, als ob er nun auch noch zu Schamgefühl befähigt sei. Vielleicht ein neueres Modell. Also war er nicht willig, so braucht ich Gewalt und schleuderte ihn mit einem Backflip über die Badezimmerschwelle hinein in die gute Stube.
So viel zu Walter, aber so einsam fühle ich mich eigentlich nicht und ich muss auch gestehen, bereits entnervt zu sein von seiner ständigen Anwesenheit.. Ne halbe Stunde noch, dann sollte ich ihn in der Ecke unbemerkt aussetzen können.
Mir ist schlecht! Mir ist speiübel! Mir ist nicht gut! Mir ist ganz blümerant... ich schreibe es lieber auf, als mein Umfeld zu penetrieren. Jetzt warte ich noch auf den Vormittagszimmerservice mit neuem Mineralwassernachschub und vielleicht nem' leckeren Diabetikerjoghurt, an dem ich dann dank Korti wieder traurigerweise nichts leckeres entdecken kann.
Noch eine kurze Zwischenbilanz zur Entwicklung der Beziehung zwischen Walter und mir: Beim zweiten Spaziergang in die Toilette zeigte sich mein getreuer Gefährte kooperativer, und überquerte bereitwilliger die Türschwelle.
Zimmerservice war da, ich hab mein Diätjogi, aber keinen Löffel. Nichts als Notstände hier.
Jetzt habe ich zwar einen Löffel, der aber so überdimensional groß ist, dass er zwar in meine große Klappe passen wird, aber wohl kaum in den Jogibecher. Ist wieder mal Improvisation, also Fingerfertigkeit gefragt.
Was haben wir bereits gestern gelernt? Zu warten... Auch wir warten erneut, was sonst, darauf, dass etwas passiert. Die Visite steht gleich an, und wenn wir fertiggewartet haben, können wir beginnen, auf was neues zu warten, nämlich aufs Mittagessen. So warten wir uns durch den Krankenhausalltag, tagein, tagaus.... gähn!
Die Schwestern sind noch immer umwerfend sympathisch –komisch! Dieser Sache muss nachgegangen werden, das ist doch nicht das Oberwart, wie ich es kennen und ,,lieben,, gelernt habe.
Abend
Kaum wurde Platz geschaffen und wir drohten schon ein Tänzchen zu wagen, wurde erneut ein drittes Bett samt Besitzer einquartiert, und erneut ringen wir um Luft. Aber nicht nur das: Auch meine Position als Nesthäkchen auf der neurologischen Station ist nun gefährdet, da der Neuzugang 5 Jahre jünger ist als ich.
Hachja, ich werde nun mal alt.
Irgendwie bin ich depressiv und auch etwas gereizt, vielleicht verursacht durch die unerträgliche Schwüle und die Übelkeit. Aber darüber will ich nun gar nicht erst nachdenken, es gibt Wichtigeres.
So, eine Stunde später hat uns diese kleine quirlige Person schon wieder verlassen ehe man sich versieht.
Und nun steht uns ein laaahaaanger Abend voraus, wie schon erwähnt. Es ist so schrecklich warm hier, ich hoffe nur, die Schlaftabletten wirken.


30.Mai 2001, Mittwochmorgen

Wieder eine Nacht heil überstanden. Die Schlaftablette hat ihren Teil dazu beigetragen, obwohl ich wie immer an der Wirkung solcher Medis zweifelte. Es war aber, so wie es Schlafmittel nun mal an sich haben, eine traumlose Nacht, und ich werde wohl den Nachmittag wieder schwitzender- und halb dösenderweise im Bett verbringen, so wie es sich für einen braven und pflichtbewussten Patienten gehört.
Ich würde gerne von einer Verbesserung meines Zustandes berichten, aber ich warte mit meiner Selbstbeurteilung noch ein wenig, bis ich wirklich wach bin, denn gestern erschien es anfangs auch zu einer Besserung gekommen zu sein, aber dem war denn doch nicht so. Aber vielleicht ein kleiner Hoffnungsfunke, denn mit dem Gehen scheint es heute besser zu klappen, aber die Empfindungsstörungen sind noch immer sehr massiv. Solange sie mich nicht so quälen wie gestern Abend, bin ich schon ein wunschlos glücklicher Patient. Es ist schon ein seltsames Gefühl auf die Toilette zu gehen, aber dann nicht zu wissen ob man schon fertig ist, wie eklig das nun auch klingen mag, aber was ist im Krankenhausalltag schon nicht mit etwas Ekel behaftet, weil man seinen Unterleib nicht spürt. Und langsam bekomme ich doch etwas Angst, muss ich mir wohl oder übel eingestehen, da es sich mit der Besserung der Symptome bei einer Kortisonstoßtherapie noch nie so lange hinausgezögert hat, in meinem Fall zumindest. Aber wenn ich in meine Tagträume verfalle laufe ich schon wieder irgendeinen Hügel im Wald hinunter, den Wind im Haar, spüre meinen Körper, spüre, wie sich meine Muskeln bewegen und mein Körper vor Energie strotzt...
Das Kortison tropft und tropft und tropft und die Flasche wird einfach nicht leer. Ja, ich werde noch zum Jammerlappen, denn die Kanüle tut schon wieder weh. Aber, in einem Moment der Unaufmerksamkeit schraube ich schon wieder am Tropfregler, oder wie auch immer dieses Teil heißt, herum, damit sich die Tröpfchen ein wenig sputen und ich mich wieder von meinem heißgeliebten Walter trennen kann, der mich
immer so blöde anglotzt, wenn ich meine Notdurft verrichten muss. Vielleicht werde ich vor Infusionsüberdruß noch zum Kochsalzlösungspoeten. Das würde dann ungefähr so klingen:
,,Urbason, es tröppelt schon
Mir wird schlecht und das zu recht
Ist es bald leer? Ich kann nicht mehr!“

Endlich... leeeeer und ich bis obenhin voll.
Weiter im Programm geht es mit Warten Warten Warten... Zimmerservice mit dem Joghurt, Visite, die immer dann rein kommt, wenn ich grad mein mit Leinsamen gespicktes Jogi vernascht habe, und mir sämtliche Körner adrett und hartnäckig auf den Zähnen kleben und beim Lächeln die Ärzte anglänzen, die Putzfrau mit ihrem inkontinenten Fido, dem Wischmop, und zu gut der letzt natürlich das Mittagessen. Nur leider fällt heute die alltäglich Spannung ,,Was liegt heute auf dem Teller, ist es schon tot?“ weg, da ich leider erfahren habe, was wir heute aufgetischt bekommen. Aber dass sich dieses Gericht noch bewegen wird ist wohl anzuzweifeln, außer es gibt neben Kichererbsen nun auch schon Springnudeln.
Die Beine fühlen sich schon wieder gruselig steif an, und ein wenig Schmerzen habe ich auch noch bekommen, so wie es sich anstandshalber geziemt, denn wie könnte ich sonst meinen Urlaub hier erklären? Urlaub, ach, morgen ist die ,,schöne,, Zeit wohl oder übel schon zu Ende und ich muss zurück in den stressigen Alltag eines Haushaltsvorstandes. Nein, an zu Hause will ich jetzt aber gar nicht erst denken, weiß Gott welches Schlachtfeld sich dort in meiner Abwesenheit, aber in Anwesenheit meines Göttergatten entwickelt hat. Diesem Schock werde ich noch früh genug ausgesetzt. Na, mit Zuständen wie in Deutschland, als ich zwei Wochen im Krankenhaus war und er zwei Wochen lang die nicht verzehrbaren Leichenteile von den Schrimps im offenen Biokübel in der Küche bei Sommertemperaturen stehen hatte, muss ich aufgrund der Tatsache, dass man hier keine rohen, frischen Schrimps erhalten kann, zum Glück nicht rechnen. Na ja, die Katze hätte sich sicher gefreut. Wunderte mich ohnehin, dass sich die Nachbarn nicht beschwert haben, da es in unserer Wohnung roch wie in einer nicht vollständig geräumten, alten, gammeligen, seit zwei Wochen geschlossenen Fischhalle –würg!
Da es ja ein Livebericht ist, möchte nur kurz die Aufmerksamkeit auf Fido lenken, der seinen inkontinenten Hintern soeben über unseren Fußboden schleift. Hoffentlich rutscht keiner aus und tut sich was...
Visite kam reingeschneit und war schon wieder weg bevor man sich überhaupt die Brille auf die Nase setzen konnte, um zu erkennen ob heute mal ein knackiger Arzt dabei war... Leider, wieder die selben Gestalten wie gestern. Und dann erneut dieser Gesichtsausdruck in Kombination mit dem vielverheißenden Satz: ,,Wir werden uns noch zusammensetzen um uns zu unterhalten..!“, so wie ich es gestern schon einmal erleben durfte. Ganz wohl war mir dabei nicht im Magen. Was ist denn los? Warum kann man das nicht normal bei der Visite besprechen? Hab ich wieder was angestellt? Stimmt irgendwas nicht mit mir? Gibt es schlechte Neuigkeiten? Geht es um meine Mutter? Kommt wieder die Frage, was ich denn nun mit meiner Zukunft anfangen will? Deswegen ist mir doch recht mulmig in der Magengegend. Kommen wieder irgendwelche Verbesserungsansätze für mein Leben von Seiten der Ärzte? Meinen die nun auch, ich bilde mir meine Schmerzen nur ein? Bekomm ich Schelte, weil ich am Stadtlauf teilgenommen hab? Worum geht es denn? WAAAHHAAAASSSS????????????
Ich bin total durcheinander deswegen, bekomme erneut Herzrasen und stressbedingte Schweißausbrüche.. Ich will gar nicht mal ins Detail gehen, was ich mir schon ausmale... Ist es so schlimm? Erwarten sie einen psychischen Zusammenbruch von mir wenn ich höre was sie mir zu sagen haben? Einen Weinausbruch? Deswegen nicht in Gegenwart meiner Zimmergenossin? Es macht mir weniger Sorgen, was mit mir ist, eher zerbreche ich mir den Kopf darüber, ob es mit meiner Mutter zu tun haben könnte, da ich dieses Thema doch letztes mal angesprochen habe. Hat sie mir was verschwiegen? Wollen sie mir etwas darüber erzählen? In Gedanken spiele ich auch noch damit, dass sie mir mitteilen könnten, dass sich meine MS verschlechtert hat, aber das schiebe ich mal elegant wieder zur Seite, denn das kann und will ich nicht glauben, dafür ging’s mir in letzter Zeit einfach zu gut. Trotzdem, diese Geheimnistuerei, und ich hoffe inständig dass es nur mir wieder so vorkommt aber dem Anschein nicht entspricht, macht mich wahnsinnig...
Kurzer Badezimmerbesuch zur Beruhigung, ein kurzer und doch gekonnter Blick in den Spiegel, bei dem sich ,,Bianca, du siehst sch... aus!“ herausstellte. Ungesunde Gesichtsfarbe, etwas asiatisch anmutend (das war nun eine völlig ,,rassenvorurteilsfreie,, Aussage, obwohl mir das Wort RASSE in Zusammenhang mit dem menschlichen Lebewesen schon im Halse stecken bleibt). Hoffentlich kann ich dann meinen Nudelauflauf essen, wenn es dort steckt. Ach ja, um mich von dem ganzen Nervendesaster etwas abzulenken, sollte ich vielleicht an das Mittagessen denken, das gleich serviert werden wird. Einen kleinen Löffel fürs vormittägliche Joghurt konnte ich nach langem Diskutieren auch erkämpfen und nun rück ich ihn erst wieder raus, wenn ich dieses Haus verlasse, sonst sitz ich morgen früh wieder mit nem' riesen Esslöffel in der einen und einem winzigen Jogibecher in der anderen Hand, und studiere krampfhaft, wie das eine zum anderen kommt, bzw. wie die beiden zusammenarbeiten könnten. Ist es nicht erstaunlich, aber vor allem schön über welche Nebensächlichkeiten sich ein Mensch doch so herzhaft freuen kann.
Da saß ich nun, mit meinem Nudelauflauf und stocherte eher lustlos darauf herum, als mit Begeisterung zu essen. Und ich bereue es jetzt schon, dass ich doch alles aufgegessen habe. Noch ein Stück, und noch eins, und noch einen Bissen, ..ach, das bisschen lässt du jetzt auch nicht mehr über, weg damit. Und nun ist mir, wie wohl bekannt, speiübel. Langsam lassen die Schwestern hier doch ihren grausamen Schweinehund raushängen. Erscheinen sie doch gerade heute genau beim Mittagessen mit dem doofen Abwiegstuhl. Mit überkreuzten Fingern und zusammengekniffenen Augen ließ ich mich vorsichtig darauf nieder. Die eine Schwester sagte kühl: ,,62kg!“, nachdem sie meinte, sie könne mich ja belügen, wenn ich es nicht so genau wissen wollte. Hat sie mich nun beschwindelt oder nicht? Noch so eine Angelegenheit, die mir Kopfzerbrechen bereitet. OK, 62, ist doch in Ordnung.. aber 62 komma wieviel? AHHHH!!!!! Nein! Das ist überhaupt nicht in Ordnung, bin eben ein nicht zufriedenstellbares Wesen. Eigentlich sollte ich doch froh sein, nicht zugenommen zu haben. Denn in Relation zu dem was ich hier an Essen aufgetischt bekomme, vergönne ich mir am Tag zu Hause höchstens ein Viertel von der Menge.
Ich sollte es einfach als gutes Zeichen deuten, ....ich hoffe doch inständig, es handelt sich dabei um ein solches.
Ein Grund mehr, ein mulmiges Gefühl im Bauch zu haben. Hinzu kommt noch das warten auf das ,,sagenumwobene,, Gespräch mit dem Chefarzt, dass ja nun heute irgendwann noch stattfinden soll. Hm... aber vorher absolviere ich noch meinen Verdauungsspaziergang, das lass ich mir nicht nehmen! Vielleicht auch ein kleines Eis in der Kantine, oder gar einen kleinen Schokoriegel, um meine armen Nerven etwas zu stärken.
Wiedergekehrt von meinem kleinen qualvollen Ausflug mit einer herrlich eiskalten Flasche Cola light, da man sich ja sonst nichts vergönnt. Rein ins Bett und erneutes Grübeln. Das Treppensteigen erscheint mit immer schwieriger, anstrengender und schmerzvoller zu werden. Aber auch da sollte ich nun einen Gedankenstrich ziehen, und aufhören, mich in Sachen zu verrennen, die wahrscheinlich gar nicht so schlimm sind, wie ich Pessimistin sie sehe und erlebe. Hach, läge dieses ominöse Gespräch doch schon hinter mir, dann ging’s mir besser und ich könnte gemütlich noch ein wenig Schlaf nachholen, solange es hier im Zimmer so angenehm kühl ist, oder der angedrohte Besuch eintrudelt


Donnerstag in aller Herrgottsfrüh, 31. Mai 2001

Wieder um 5 Uhr aus dem geheiligten Schlaf gerissen von einer mehr als von Wassergüssen malträtierten Blase, die nach Erleichterung schrie. Schlafen, was ist das? Sicherlich nicht dieser ,,dreh mich mal so, nein doch besser so, oder doch anders?“ -Zustand. Aber was soll’s, ich muss ja ohnehin bald los und mein Göttergättchen telefonisch davon in Kenntnis setzen, dass er mich heute abholt! SO! Aus Basta!
Grade jetzt wenn es interessant wird, werde ich nach Hause verbannt, haben wohl Angst, ich könnte dem einzigen jünglichen Pfleger auf dieser Station was zu Leide tun.
as sagenumwobene, und vor allem meine Nerven schon im voraus strapazierende Gespräch hat gestern Abend trotz zeitlicher ,,Spätvorankündigung“ nicht mehr stattgefunden. Also darf ich heute erneut bei jeder Bewegung unserer Türklinke notorisch zusammenzucken. Hoffentlich werfen sie mich nicht bereits am Vormittag aus meinem Bettchen, denn bis ich abgeholt werden kann, wird noch einige Zeit vergehen, und die Schlaftablette wird sicherlich auch noch zu einem zweiten Schlag ausholen, der mich danieder liegen lassen wird.
Um das ganze hier nur kurz Revue passieren zu lassen: Es war zum ersten mal richtig angenehm, vor allem aber deswegen, weil ich gezwungen war, meinen Körper rasten zu lassen, was ihm und meiner kleinen Seele wohl sehr gut getan hat. Zeit zum Nachdenken, ohne wieder aufs Neue in Depressionen zu verfallen. OK, ich gestehe, ich stand einmal kurz am Abgrund und hab in das schwarze Loch voll Neugier hineingespäht, um vielleicht irgendwo in einer dunklen Ritze ein paar interessante, düstere, noch nicht durchdachte Fragen und Zweifel zu entdecken. Aber hier draußen im Sonnenschein gefällt es meinem verkümmerten Ego besser, also tu ich ihm den Gefallen, gebe ein wenig Substral dazu, fang mir ein kleine Wolke vom Himmel, wring sie drüber aus, und hoffe, dass es zu sprießen beginnt und prachtvoll heranwachsen wird. ,,Pflanzen brauchen Liebe und S...“ –keine Schleichwerbung jetzt, bitte!
Aber wie ein kleines Blümchen komme ich mir selber ohnehin vor, vielleicht ein mickriges Gänseblümchen, das mal so groß werden will wie eine Margerite, die ihr weiß gekröntes Köpfchen hoch in den sommerlichen Himmel hinausreckt, der Sonne entgegen, den Morgentau von den ersten wärmenden Lichtstrahlen trocknen lässt... (und darauf wartet, dass die Straßenverwaltung kommt um mich straßenrandpflegender- und verschönenderweise abmäht und mir den Garaus macht).
Wie geht’s mir heute? Muss ich das um 6 Uhr früh bereits wissen?
Meine Beine sind noch ganz schlaftrunken und noch zu faul um negativ auf sich aufmerksam zu machen.

,,Hurra! Wir leben noch!...tamtamtam..!“ grölen meine Gebeine lautstark beim ersten Morgenspaziergang, und das sehr "gefühlsbetont,,.
,,Wie geht es Ihnen heute..! CUT!“ Das kann man sich getrost sparen.

Morgensport ,,Die Jagd nach der weißen Tablette“ :
Hinabgestürzt in die Tiefe, verschollen irgendwo zwischen Kissengebirge und Bettschranktal. So krieche ich aufopfernderweise am Boden rum und stöber' wie ein Archäologe jeden cm des sandgelben Bodens nach dem vermissten Schatz, der sogenannten Schmerztablette meiner Leidensgefährtin, und anstatt mich gewisser Hilfsmittel zu bedienen, wie zum Beispiel meiner Brille, stürze ich mich waghalsig wie ich nun mal bin, Hals über Kopf ins Abenteuer. Und tatsächlich, trotz schlechter Ausrüstung kann ich das wertvolle Kleinod entdecken und bergen. Na, da war die Freude aber groß, vermutete sie doch schon heute  ,,nur,, 7 Tabletten zum Frühstück vertilgen zu können, ich aber habe ihr wohl oder übel den Vormittag gerettet.
Dacht ich erst, es kömmt nicht mehr, doch meine Hoffnungen wurden nun doch am letzten Tag hier nicht enttäuscht: DIE KANÜLENDESASTER-SAISON IST ERÖFFNET!!!
Zuerst wollte mein Körper die letzte Kortisoninfusion nicht mehr und spuckte es elegant an der Leitungseintrittstelle wieder aus, wie ich es schon prophezeit hatte, doch man hat mir nicht geglaubt. Und nun bin ich doch ein Mensch, der mit Leib und Seele für die Müllvermeidung eintritt, und dann werden hier zwei frische Nadeln an mir verschwendet. Was hat sich mein kecker Körper da bloß wieder mal gedacht? Vielleicht: ,, HEHE! Vielleicht siehst du mich arme kleine Vene, aber Einlass gewähren werde ich dir auf keinen Fall!!“. Gedacht, getan! Nadel rein bis zu Hälfte, und dann das AUS für die Leitungssetzung. Alles steht still, Stau, es geht nix mehr, wohl ein Unfall passiert, die Venenstraße ist zu, verstopft. Ein zweiter Anlauf. Es wird der Versuch gestartet, über eine Ausweichstelle ans Ziel zu gelangen. NIX DA! Die selbe Tragödie, wieder kein vorankommen...
Jetzt trinke ich den Ärzten zuliebe schon zum Frühstück einen Liter Mineral, und dann klappt es noch immer nicht. Der arme Arzt, schon zu so früher Stunde mit Frust beladen zu werden, muss schon ein harter Job sein.
Na gut, dann trinke ich eben nun noch einen Liter, warte, dass er noch mal kommt, in der Hoffnung, der Venenstau hat sich aufgelöst und es gibt wieder ein problemloses Vorankommen. So was witziges habe ich wirklich noch nicht erlebt, muss ich lachen. Ich befürchte ja, dass das Mineral, das ich in den letzten Tagen wassersturzähnlich in mich kippen habe lassen, so mineralstoffhältig war, dass ich nun innerlich verkalkt bin und es deswegen nicht möglich ist, die Nadel vollständig einzuführen.
Wir werden sehen, der dritte Versuch dürfte bald stattfinden.

Bald... haha, nun ist dieser Zwischenfall schon mindesten ne Stunde her, und er ist nicht wiedergekommen. Wahrscheinlich sitzt er nun drüben im Ärztezimmer in einem stillen Winkel und flennt, weil ich seinem Stolz natürlich ganz unabsichtlich einen Knacks verpasst habe. Ja ja, an mir ist noch jeder so gute Arzt gescheitert, aber bitte! Wenn man auf meine Warnungen nicht hört, müssen sie es eben selbst ausprobieren und mal gehörig auf die Nase fliegen.
Aber nicht nur das ist vorgefallen, auch eine noch größere Tragödie hat sich ereignet. Mein kleiner, süßer, so hart erkämpfter Joghurtlöffel hat mich heute verlassen, bzw. war ich nicht ganz unschuldig daran. Ließ ihn in einem Moment der Unachtsamkeit alleine auf dem Frühstückstablett zurück und schon war er dahin. Das hatte zur Folge, dass ich erneut bei der Jogipause mit einem überdimensional großen Suppenlöffel herumexperimentieren musste, bis ich nach langen Studien endlich herausgefunden hatte, in welchem Winkel sich der Löffel in den schmalen Becher stecken lässt. HEUREKA!
Und was ist nun mit dem angedrohten Gespräch? 
Ohoh.... soeben war die Visite da, und mir wurde nochmals versichert: ,,Wir reden heute noch!“
Danke, die restliche Zeit die mir hier noch bleibt, wird mir mit etwas Nervosität zusätzlich versüßt. Und was ist mit dem Kortison? Müssen sie jetzt erst ausknobeln, wer die Ehre hat, mich pieksen zu müssen? Mein Beileid im voraus. Na ja, viel gibt es sonst leider nicht mehr zu erzählen, außer dass es nun in kürze wieder Mittag gibt, und das Joghurt noch nicht mal im Magen angelangt ist. Essen Essen Essen, bäh...
Und Wasser kann ich nun auch keines mehr sehen. Wär’ ich wirklich ein Gänseblümchen, wär’ ich schon ersoffen, und den Aufwand mit der Wolke hätte ich mir auch sparen können.
Treppen runter, die andere wieder hoch kämpfen, ein Genuss. Und dann meint der Arzt noch so viel versprechend, dass es heute schon besser ginge... ja,  ,,geht,, aber die Schmerzen dabei kann er wohl kaum sehen, und ich komme mir recht veralbert vor, wenn sie mich vor und zurück und vor und zurück und noch mal gehen lassen, und mich angucken, als hätten sie einen hoffnungslosen Fall von einem Simulanten vor sich. Vielleicht gibt das ,,Gespräch,, mehr Aufschluss über das ganze Theater, weil ich mir nun doch schön langsam nicht ganz ernst genommen vorkomme.
Er hat all seinen Mut zusammengerafft, wie ein tapferer Recke, der sich todesmutig ein letztes mal auf den Feuer speienden Drachen stürzt, und hat einen letzten Versuch gestartet. Also nach dem dritten Liter Mineral und mit einer Babynadel konnte nun wirklich nichts mehr schief gehen, und so rinnt soeben meine letzte Dosis an kostbaren Drogen in meine Blutbahn. Sogar ein Lächeln konnte dieses Erfolgserlebnis dem doch so seriös dreinschauenden Menschen entlocken, sogar entschuldigt hat er sich für die blauen Flecken, die er mir unnötigerweise noch verpasst hat. Vielleicht war es auch Schadenfreude...
Ja, Walter und ich, was hätte ich bloß ohne ihn gemacht? Ist er mir doch am Ende noch richtig ans Herz gewachsen, er wird mir wohl ein wenig fehlen.
Das Mittagsmenu schmeckte dank der parallel zum Essensvorgang laufenden Kortiinfusion herrlich nach Galle. In der Hoffnung, dass sich der bittere Geschmack noch legen wird, habe ich mir meinen Marmorkuchen beiseite gestellt, giere ihn geifernd an und kann ihn doch nicht genießen. Aber ich kann ihn mir ja alle paar Minuten unter die Nase halten um etwas Genuss daran zu haben.
Ich werde plötzlich auch schrecklich müde, aber ich kann doch nicht schlafen, das ,,Gespräch“ ist doch auch noch hinter mich zu bringen. Pfui, ich mag nicht. Will schlafen... schlaaaaafennn....  

Und kaum bin ich eingedämmert, will man das ,,Gespräch,, führen. OK, bin ich ihm eben nachgetorkelt. Und ich hatte mit meiner Vermutung, was den Inhalt des Gesprächs betrifft, recht behalten. Es ging um meine psychische Verfassung. Was sollte ich da noch groß erzählen? Ist doch ohnehin immer noch das selbe Problem, obwohl ich meine es nun zu erkennen und langsam lerne, damit zu hantieren. Er meinte auch, dass die Beschwerden diesmal wohl nicht von einem Schub, sondern von dem ganzen Seelenmüll, der die letzten Tage auf mir lastete, herrühren. Eigentlich ist das ja was gut, denn es hieße auch, es gäbe keine neuen Entzündungsherde. Doch ich wusste auch gleich, worauf er als nächstes anspielen würde, nämlich dass ich meine psychische Belastung, da man sie ja nicht sehen könne, nach außen tragen würde. Ich konterte natürlich gleich, dass er nun doch hoffentlich nicht meine, ich würde simulieren. Das ist mir doch ein sehr großes Anliegen. Ich weiß welch großen Einfluss die Psyche auf den Körper und dessen Gesundheit hat, aber ich bin mir keiner Schuld bewusst, es mit Absicht hervorgerufen zu haben, es mir also solange eingetrichtert zu haben, bis es sichtbar wurde. Ja, da haben wir den Salat, nun rede ich erneut von Schuld, nein, von MEINER Schuld. Ich bin mir aber keiner bewusst, also warum macht es mich dann nun schon wieder so fertig? Habe ich was falsch aufgefasst, ist mein Gefühl, dass mir indirekt was angelastet wird, berechtigt? Er erschien ja doch recht besorgt, aber dieser schiefe Blick als ich das Thema Simulation ansprach, gefiel mir gar nicht. Und nun kommen sie wieder, die unzähligen ,,Vielleichts“, die ich mir als mögliche Antworten schon bereit gelegt habe. Darum muss ich es mir noch mal selbst bestätigen: ICH SIMULIERE NICHT.. oder? Da bin ich mir doch ganz sicher, das würde ich doch wohl wissen, wenn dem so wäre. Aber warum fühle ich mich dann schon wieder so übel? Weil ich mir selbst permanent versichert habe, dass ich nichts gemacht habe, nun aber indirekt auf eine Handlung meinerseits hingewiesen wird. Wie darf ich es nun verstehen? Ich würde am liebsten noch mal nachfragen, um die Sache ganz zu klären, damit ich nicht mehr das Gefühl habe, eventuell falsch verstanden worden zu sein. Aber nun ist es schon zu spät, und ich bleibe zurück mit dieser ungewissen Leere in mir, die keinen Funken Freude zulässt. Warum lass ich mich bloß so leicht beeinflussen? Warum so leicht aufwühlen? ICH HASSE ES WENN FRAGEN OFFEN BLEIBEN FÜR SPEKULATIONEN!!!!! Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Die Zeiten des Runterschluckens sind vorbei, die Zeiten des Vergessens kommen für mich nicht in Frage, dafür messe ich dem ganzen zu große Bedeutung zu. Aber ist mein Weg der richtige, wenn es meine Gefühlswelt so heftig übereinander wirft? Gibt es einen rechten Weg? Und mein Weg, den ich für mich als den guten befinde, könnte der nicht einfach für ,,mich“ in Ordnung sein? Individuell auf mich und meine Probleme und Bedürfnisse abgestimmt? Warum muss ich mich ständig fragen, was gut und böse ist, warum ständig über mich selbst und mein Handeln richten und Urteil sprechen? Geht es anderen auch so? Ich will mich mögen, mich akzeptieren, mit allen Fehlern, so wie ich auch im Stande bin, andere zu akzeptieren, auch wenn es manchmal schwer fällt. Aber es funktioniert doch, warum fällt es mir dann mit etwas, das mir doch am nächsten liegt, also ich selbst, so unendlich schwer? Ist mir jemand böse? Meinen sie, ich ziehe hier ein Schauspiel ab, brauche die Opferrolle? Ich will kein Mitleid, aber sehr wohl Anerkennung, für das, was ich in letzter Zeit großes vollbracht habe. Riesen Schritte Richtung Zukunft, oder etwa nicht? Lächerlichkeiten, Kleinigkeiten, Nichtigkeiten, ich weiß ja, aber nicht für mich. He, ich kann stolz auf mich sein, in Anbetracht des Druckes dem ich nun lange genug standgehalten habe, ohne es zu einer Eskalation kommen zu lassen. Ich kann es verhindern, ich weiß es jetzt. Nur zwingen kann ich mich nicht, genau so wenig, wie ich im Stande wäre,  jemand anders nun mir nichts dir nichts nach meinem Willen einmal rumzuwirbeln und somit von Grund auf zu verändern. Vielleicht sollte ich Parallelen von diesem Beispiel zu mir ziehen, um objektiver an diese ,,Arbeit“ herangehen zu können, ohne daran zu verzweifeln, weil man es zu verbissen vorantreiben will. Warum muss ich mir nun Schuldzuweisungen gefallen lassen, wenn ich schon genug Schuld unnötigerweise mit mir herumgetragen habe. Warum sagt man zum einen, man will mir helfen und nur das Beste für mich, und andererseits werde ich bezichtigt, stur zu sein, weil ich den Weg eingeschlagen habe, der zur Zeit die einzige vernünftige Option für mich ist, und der als Schritt in eine positive Zukunft der einfachste ist. Wie soll das funktionieren, wie kann ich es verstehen? Mir erscheint es, dass man nur Gutes für mich will, mir aber nicht zugetraut wird, dass ich selbst entscheiden kann, welche Richtung einzuschlagen ist, und krampfhaft versucht wird, mich mit Schuldzuweisungen soweit zu verunsichern, dass ich mich von meiner Entscheidung abbringen lasse und den Weg, den andere für mich vorgesehen haben, einschlage. Eigentlich eine clevere Taktik.. aber falle ich wieder darauf rein? NEIN! Na gut, dann bin ich in euren Augen eben stur. Aber was hat der Begriff ,,Starrsinn“ mit ,,Sein Leben selbst in die Hände nehmen“ zu tun? Handelt es sich hierbei nicht um Sturköpfigkeit der anderen, weil sie einfach nicht akzeptieren wollen, dass ich ICH bin und nicht sie, und demnach MEIN Leben führen will, und nicht eine Episode ihres Daseins spielen will. Aber das darf ich ja nicht annehmen, ich doch nicht, was bilde ich mir eigentlich ein bei jemand anderem Schuld zu suchen, heißt es doch, man solle zuerst über sich selbst richten......             und wenn ich das nun lange genug getan habe? Das Ruder nun herumreiße? Es wage, meine Augen mal nach außen von mir weg wandern zu lassen? Sind 20 Jahre nicht genug? Ein Mörder bekommt nicht mal soviel aufgebrummt. Sie ist da, diese Aufbruchsstimmung, aber wie kann ich mich in meinem Handeln bekräftigt fühlen, wenn es ständig kritisiert wird und mir immer und immer wieder abgesprochen wird, selbst über eine Sache urteilen zu können oder auf meine eigenen Gefühle vertrauen zu können? Und mich nicht nur auf die anderer stützen, weil meine ja  angeblich nicht REELL sind, wie mein Umfeld meint. Es regt mich auf, es macht mich zornig, und diese Wut macht mich unendlich stark! Ich bin nicht gefühlsgestört, das weiß ich, denn ich habe so viel Zeit damit verbracht, mich selbst zu erforschen und kennen zu lernen. Wie können sich nun andere anmaßen, zu wissen, dass ihre Meinung besser für mich ist, wenn sie sich mit Sicherheit selbst noch nicht mal kennen? Ist es nicht so, dass in unserer Gesellschaft permanent propagiert wird, sich über solche Angelegenheiten nicht den Kopf zu zerbrechen? Woher stammt dieser Grundgedanke, mir ihr Denken aufzuzwingen, wenn ich ihnen doch eigentlich einen Schritt, nämlich den der Selbsterkenntnis, voraus bin? Sie meinen wohl sich zu kennen, doch die Mängel, die ich ständig entdecke zeugen mehr als nur von innerlicher Unreife, selbst wenn sie über mehr Lebenserfahrung verfügen als ich. Ja, vielleicht fange ich gerade erst an wie ein kleines Kind gehen zu lernen, während sich mein Umfeld meiner Meinung nach apathisch seinem bewegungslosen Zustand hingibt und darin dahinvegetiert ohne sich noch weiterzuentwickeln. Ich mache bereits die ersten Schritte, und vielleicht.. bald, werde ich das erstemal laufen. Darf ich darüber urteilen? Über die festgefahrenen Schemata, die sie in Zyklen durchleben und dabei nicht merken, dass sie sich im Kreis drehen? Je mehr Schritte ich dazu lerne, desto weiter kann ich aus dem Kreis ausbrechen. Ich weiß es, ich kann es, ich WILL es! Aber ich werde nun aufhören zu urteilen, weil ich mich dann auf die selbe Ebene stelle, auf der ich nicht verharren will. Nur wie damit umgehen? Ich kann sie nicht ändern, ich will es auch nicht, und ich will nicht geändert werden. Dazu bin nur ICH GANZ ALLEIN befähigt, und sonst niemand, und das sollten sie endlich begreifen... obwohl ich das bezweifle, denn wie gesagt: Für sie liegen die Probleme bei mir ganz allein...


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