VErfall, Krankenhauslivebericht, Danach -Kortisonstoßtherapie bei MS Schub 1999

 

11. April 1999, Sonntagmorgen

Den gesamten Abend habe ich damit verbracht im Bett zu liegen. Obwohl sich das Fenster nur einen Spalt öffnen lässt, war der Raum erfüllt von Geräuschen, die vom angrenzenden Wäldchen herüber kamen. Vögel zwitschern, auch meine geliebte Amsel konnte ich vernehmen.. Also lag ich da im Bett, starrte die Flasche mit dem Natriumchlorid, in dem das Kortison gelöst war, an. Ich war fasziniert oder schon eher hypnotisiert von den Luftperlen, die sich in Mosaikform an der Oberfläche der Flüssigkeit ansammelten. Dann versuchte ich angespannt ein Bläschen sein kurzes Leben hindurch visuell zu begleiten. Aber es fällt mir seit einer Woche schwer mich auf Geschriebenes zu konzentrieren. Meine Hand zuckt immer ganz plötzlich und ich erschrecke vor einer eigenen Körperaktion. Gestern versuchte ich auch etwas zu lesen, doch selbst dieses Vorhaben erwies sich nach den ersten 5 Seiten als reines Desaster. Ich bekomme Kopfschmerzen, also sinnlos. Das Kortison hat seine Wirkung schon gleich nach dem Anhängen gezeigt, und zwar im negativen Sinne. Mit jedem Tropfen dieser Flüssigkeit, die in meinen Arm kroch, entstand ein unausstehlicher, Ekelerregender Geschmack in meinem Gaumen. Unerträglich. Und als die Infusionsflasche so gut wie leer war, war mir bereits so übel, dass ich das Joghurt fast nicht mehr runter bekam, schmeckte nach nichts und doch mit bitterem Nachgeschmack. Doch damit hatte ich gerechnet. Gewöhnt, vom ersten Mal, bin ich es zwar nicht, aber ich wusste ja was kommt.

Also mit Besuch hätte ich nicht mehr gerechnet, aber er kam. Meine Cousine Claudia war so frei.

 

Soeben, nebenbei erwähnt es ist 9 Uhr, ist mir die 2te Kortisoninfusion großzügigerweise vergönnt worden. Und wieder muss ich die Tröpfchen beobachten. Und meine Beobachtung bringt mich zu der Schlussfolgerung, dass das eine lange, verdammt lange Tortur wird. Neben mir steht dann schon die nächste Infusionsflasche, wieder schmerzstillendes Mittel. Ich habe jetzt ja eigentlich keine Schmerzen, aber höchstwahrscheinlich sind das noch die Wirkungen des Mittels von gestern Nachmittag. Also lass ich auch das über mich ergehen. Angeblich ist die Visite ja bereits unterwegs, also heißt es warten...

20:00

Vor mir steht eine neue Nacht, sie ist jung und ich fühl mich alt. Den ganzen Tag mit Tabletten und Infusionen zugedröhnt worden. Darüber musste ich doch grübeln und war gleichzeitig fasziniert was für enorme Dosen der menschliche Körper einigermaßen „gut“ übersteht. Wenn man bedenkt, dass ich heute Beruhigungsmittel und Schlaftabletten reingestopft bekommen habe, reagiert mein Körper recht widersprüchlich. Ich bin so richtig schön aufgekratzt. Nach dem Mittagessen setzte die Wirkung der Beruhigungstablette bereits ein, doch kaum erschien meine beste Freundin mit meiner Mutter im Zimmer, ging’s rund. Von Depressionen keine Spur!...

Außer der Sorge die mich seit gestern so sehr plagt. Worum es geht? Ich habe Angst, Sebastian wird sich irgendwann von meiner Krankheit überfordert fühlen und mich verlassen. Auch als ich ihn heute um 18:30 anrief musst ich ihm meine belastenden Gedanken zum Ausdruck bringen. Den gesamten Nachtmittag hatte ich damit zugebracht, SMS an meinen Liebsten zu schicken. Alarmstufe rot war angesagt, denn hätte mich jemand erwischt, hier im Zimmer mit Handy rumzuwerkeln, wäre das Tel wohl oder übel geflogen. Doch es kam keine Antwort, erst abends. Ich war froh seine Stimme zu hören und er war recht entrüstet als ich ihm von meiner „Liebesverlusttheorie dank MS“ erzählte.

Ach Gott; wie sehr ich ihn liebe... Doch jetzt ist wohl Schluss... Also die Schlaftabletten haben’s in sich. Mir fallen die Augen schon zu und ich schreibe blind weiter, wie man unschwer erkennen kann. Also gebe ich es auf. In der Hoffnung wenigstens heute Nacht zur ersehnten Ruhe zu kommen.


 

12. April, Montag 15:45 -LKH

Die Nacht verlief recht „leer“. Ich kann mich an rein gar nichts mehr erinnern, also die Schlaftabletten hatten einen vollen Erfolg in meinem Körper. Bereits am Vormittag versuchten meine 2 Zimmergenossinnen und ich unsre 4. im Bunde mit schwersten Depressionen mit sarkastischen Späßen aufzubauen. Gar nicht so einfach, und dabei versteh ich sie doch so unwahrscheinlich gut. Die Unlust, was dem Nachgehen meiner bulimischen Aktivitäten betrifft, verfliegt leider wieder. Das Frühstück war schon Ekelerregend. Und das Mittagessen mied ich nach dem ersten Kennenlernbeschnuppern. Alleine beim Ansehen wurde mir schon übel. Tante und Onkel saßen etwas verzweifelt daneben und schauten mich, dann sich hilflos an. Wir schafften es bis ins Buffet, wo mir eine Cola spendiert wurde. Ich nippte nur kurz daran, erschauderte von einem Ekel gepackt und fiel mit dem Kopf auf die Tischplatte, unfähig aufrecht zu sitzen. Die Tabletten hatten wirklich das bestmögliche gegeben. Jetzt, nach einem kurzen Schläfchen, geht es wieder einigermaßen und ich würge einen Apfel hinunter. Die Cola war ohnehin nicht lange dort wo sie eigentlich hingehört. Aber was soll’s! Als Entschuldigung könnte ich ja sagen: ,,Mir war soooo schlecht!", was ja nicht mal gelogen ist.

 

Ich war wohl oder übel eine Spur zu gutgelaunt, man kann wohl sagen, extrem überdreht. Und ich war mir darüber im klaren, dass das ganze wieder in Depressionen enden wird, wo sonst. Ich höre gerade meine komponierten Klavierstücke, die auch nicht gerade dazu beitragen, dass sich meine Stimmungslange etwas anhebt. Warum ich bloß so traurig bin? Ich habe meinen liebsten Sebastian angerufen. Und wieder das Thema von gestern angeschnitten. Nämlich meine Ängste, dass ihm die Tatsache meiner Erkrankung irgendwann über den Kopf wachsen wird. Also stand ich da in der Halle beim Telefonautomaten und es war mir egal, ob nun Leute um mich rum waren, ich ließ meinen Gefühlen einfach freien Lauf. Also stand ich da, den Hörer dicht ans Ohr gepresst und weinte einfach drauf los. Es musste einfach raus. Ich kam mir so allein und verlassen vor. Einsam. Im Stich gelassen, obwohl er doch bei mir war und versuchte mich zu trösten, aber das half nicht viel. Ich kehrte mit Tränen in den Augen in mein Zimmer zurück, wo mich meine Bettnachbarin mit skeptischen Blicken begrüßte, mich aufforderte, mich zu ihr zu setzen. Und das Gespräch hat gut getan. Dennoch weiß ich, dass ich heute Nacht weinen werde, den Frust aus mir rauslassen, all die belastenden Dinge in Form von Tränen zum Ausdruck bringen, in der innigen Hoffnung, dadurch etwas Erleichterung zu erlangen. Ich komme mir so widerwärtig vor..., und frage mich, was so ein netter, gesunder, junger Mann mit so einem „Krüppel“ (oder zumindest „BALD-Krüppel) zu tun haben will. Es schmerzt mich, dass ich an seiner Liebe zweifle, aber ich kann ihn nicht verstehen. Und diese Unwissenheit ängstigt mich, noch mehr als die existentiellen Fragen, was einst kommen wird, wie tief ich sinken werde. Meine Augen sind heiß, rot, brennen von den warmen Tränen. Nichts scheint mehr einen Sinn zu haben, ja, ich komme mir sinnlos vor... Und langsam merke ich wieder, dass die Schlaftablette zu wirken beginnt. Nichts hat einen Sinn mehr, außer meine riesige Liebe zu meinem einzigen Herzenshüter, den ich „nie“ verlieren will. So, jetzt habe ich dieses Wort zum ersten Mal gesagt: NIE! War ja gar nicht so schwer, vielleicht sogar ne Spur zu einfach, worin die eigentliche Gefahr der Unterschätzung dieses Wortes liegt. Ich hoffe, ich mache nicht den selben Fehler und noch mehr hoffe ich, dass er ihn nicht begeht. Wie kann ich bloß meine Ängste in Worte packen?  Es fällt mir so schwer eine neue Umschreibung zu finden, gebe ich ja doch immer nur dasselbe von mir. Jetzt geht es aber wirklich dem Ende zu, ich kann die Augen kaum noch offen halten und den Bleistift zu halten und zu führen wird zum höchst anstrengenden Unterfangen... Also Zeit Schluss zu machen und morgen weiter über meine Probleme nachzudenken, es wird Zeit zu gehen, die Gedanken zur Seite zu legen...


 

13. April, Dienstag -LKH

Jetzt stelle ich mir wieder ernsthaft die Frage, ob sterben nicht besser sei, die Gelegenheit wäre da. Perfekt, sozusagen, und das alles nur wegen einer kleinen Lappalie, aber auf die ich nicht gefasst war. JA, stopft mich ruhig mit Antidepressiva voll und marschiert dann fröhlich aus dem Zimmer, in der Meinung, jetzt was Gutes getan zu haben und somit hat sich die ganze Sache schon erledigt. Seid ihr so blind? Oder seid ihr es erst durch eure monotone Arbeit geworden? Es war zwar nur eine Kleinigkeit, aber das reichte vollends aus, um mich erneut aus der Bahn zu werfen. Erhalte ich jemals eine Bestätigung, etwas gut gemacht zu haben? NEIN! Kritik ist das einzige was ich von euch großzügigerweise so als Randbemerkung geschenkt bekomme. Ich habe nicht das Recht euch zu hassen, aber langsam lässt sich das nicht mehr vermeiden. Die Eskalation steht kurz bevor. Was hätte ich mir nicht schon alles antun können, aber nicht um mir zu schaden, sondern eurem ehrenvollen Ruf! Wie herzlose Maschinen trottet ihr durch die toten Hallen, ja, so tot wie ihr. Besteht dort wo Tod ist irgendwie die Chance, dass etwas aufblüht? Kaum. Wer möchte schon gern allein in diesem trostlosen Umfeld umherirren, auf der Suche nach etwas, was hier schon längst nicht mehr existiert. Die Möglichkeiten wären da, verdammt nah... Eine Schachtel Tabletten, wie leicht sie doch den Magen erreichen und sich dort entfalten, ob nun zum Guten oder zum Schlechten. Das spielt dann keine Rolle mehr. Und ob ihr es mir glaubt oder nicht, ich bin knapp davor..

JA, verrückt ist sie, wegen dieser kleinen, nichts bedeutenden Angelegenheit.

Wie soll ich mich sonst ausdrücken wenn nicht in meinen Bildern? Der letzte Weg, all meine Probleme auszudrücken wäre die Entkörperung, TOD! Süße Ruhe, willst du mich nicht ereilen und mich retten aus dieser aussichtslosen Lage? Ich bin nur hin- und her gerissen und ich würde jetzt all die Tabletten schlucken, vielleicht nicht um zu sterben, eher um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Und ich bin mir darüber im klaren, so nah wie jetzt war ich meinem Vorhaben noch nie... Die Chance ist da, ich könnte sie ergreifen, aber was hält mich erneut zurück? Mein Versprechen, das ich meinem Liebsten gab? Obwohl ich ja nicht vorhabe zu sterben, es soll nur eine Art Aufschrei sein, wenn man mir das Malen schon verbietet, meinen Körper als Ausdrucksmittel verwenden, dieses Verbot können sie mir nicht auferlegen, nie und nimmer. Ich zögere zwar noch, doch der Weg zum Schrank ist kurz und die Schachtel ist noch voll, die Dosis kaum tödlich, doch wird ausreichen um Aufmerksamkeit zu erwecken.

 

Meine Zimmergenossin hatte recht  als sie sagte: „Wir sind nur Nummern auf einer Liste in diesem Haus, weiter nichts!...“.

Würde es da überhaupt auffallen, wenn plötzlich eine Nummer weniger wäre? Wohl kaum.. Also was soll’s! Ich kann tun und lassen was ich will, und das ist genau das, was ich auch machen werde!

 

In meinem durch Kortison ausgelösten depressiven Zustand kam es zu einer Eskalation mit der Oberschwester, nachdem die jungen Schwestern eins meiner Bilder sehr witzig fanden und es außen an die Zimmertür klebten. Der Chefarzt kam dann mit dem Bild in der Hand ins Zimmer geprescht wie eine angeschossene Wildsau und machte mich zur Sau, ganz, ganz klein, bis ich zertrümmert am Boden liegen blieb, weil ich in diesem Zustand nicht in der Lage war mich zu wehren.


 

16. April, Freitag -Überstellung in die Psychiatrie Graz

Hier nun der Beginn eines neuen Kapitels. Schön und gut, alle sehr nett. Und doch, 2 ½ Stunden in diesem Zimmer „gefangen“ zu sein.. Ich befürchtete beinahe schon eine Platzangstattacke zu erleiden. Oder eine weitere nahe liegende Möglichkeit wäre wohl gewesen, wild durch die Gegend zu brüllen. Meine Nerven spielen verrückt. Und ich frage mich, ob diese unangenehme Sehstörungen jetzt von den Nach...

 

Nachdem ich auf der Neuro meine Bulimie anspreche, werde ich nach Beendigung der Kortisonstoßtherapie, vollkommen zugedröhnt, in die Psychiatrie überstellt. Dort  muss ich Stunden in einem abgeschlossenen Aktenkämmerchen auf meine Aufnahme warten. Die Entzugserscheinungen der Schlaftabletten, Beruhigungsmittel und Antidepressive bewirken, dass ich beim Eintreffen in der Psychiatrie nicht mehr gehen, stehen, sehen, oder geschweige denn reden kann. Werde von den Pflegern dementsprechend wie ein grenzdebiler Schwerstfall behandelt.

 

Tief möchte ich fallen, tausend Wasser tief

Hineinpurzeln in die Gänge und Schluchten der Seele

Durch die einst noch das Leben lief

Doch dessen langer Atem verstummt mir in der Kehle.


17.April
Schon witzig, wohin man in seinem Leben überall verschlagen wird. Also würde ich das Leben mal als Abenteuer bezeichnen. Na gut , das ist allgemein bekannt und keine besondere philosophische Erkenntnis, die von mir stammt. Aber es war schon eine Anstrengung, diese Lebensweisheit zu entdecken, und weiß Gott, wie oft ich sie noch verlieren werde. Aber ich bin trotz der Umstände in einer recht angenehmen Stimmungslage; verwundert mich eigentlich.. Aber naja, war ja nicht anders zu erwarten, hab ja jetzt einen PC bei mir... uiuiuiui.... Suchtmittel... Nunja, das war ja wohl auch allgemein bekannt, wie mein erster Ausspruch . Aber ich hab's jetzt eigentlich drei Wochen ohne diese Technik ausgehalten.. Bin gut, gell? Ja, Eigenlob stinkt... Na und? Was stinkt in unserer heutigen Gesellschaft schon nicht. Und jetzt könnte ich mich Theoretischerweise in eine gesellschaftskritische Analyse verstricken... Aber dabei würde nicht nur mir der Kopf rauchen. Und was ich nun nötig habe, ist RUUUUUhheee.... Psstt! Ts, leicht gesagt in einem Krankenhaus... Noch leichter gesagt in einer Psychiatrie. Ich habe ja bereits angedroht, irgendwann mit dem Kopf gegen die Tischplatte zu schlagen, aber es wäre in dieser Umgebung wohl nicht sehr ratsam dieses ansonsten von meinem Umfeld bereits akzeptierte Verhaltensmuster an den Tag zu legen. Sonst geht es wohl ab mit mir in die geschlossene Abteilung, und so leid mir die bereits dort Ansässigen auch tun, sehe ich alles schwärzer als es ist. Nämlich mit tiefschwarzem Humor. Den verträgt wohl nicht jeder.
Aber nun zurück zur geschlossenen Anstalt. Und hier gleich ein Beispiel wie gemein ich sein kann: Also wenn ich dort rein komme, kann ich mit der bereits erwähnten "bereits-Insassin" um die Wette bellen oder mit ihr Indianer und Cowboy spielen, für die nötigen Hintergrundgeräusche, um ein gewisses "WildWestflair" zu erzeugen, hat sie schon gesorgt. Sei es nun das Gekläffe eines Schakals, oder die Schmerzensschreie eines am Marterpfahl Sterbenden. Nun ein weiterer Ausspruch meinerseits, der von mir stammen könnte, es aber zu meinem Bedauern nicht tut. Was? Wo war ich? Jetzt hab ich tatsächlich vergessen was ich eigentlich sagen wollte... ,,Das Leben ist schon hart genug um nicht darüber zu lachen",.öhm, ja, also der Satz stammt jetzt wirklich von mir, reine Improvisationskunst. Oder gab's ihn doch vorhin schon?Aber, aber!! Wer wird sich denn darüber schon groß den Kopf zerbrechen. Ich hab wie schon erwähnt keine Lust auf all zu große Kopfarbeit, denn sonst würde ich vor lauter Übereifer gleich auf das anfangs angeschnittene Thema über unsere lieben Mitmenschen zurückgreifen. Jetzt greif ich mal kurz zur Schokolade, um mein ohnehin schon abartiges Denken wieder anzuregen. Aber das einzige was mir dabei einfällt ist, Noisetteschokolade esse ich so schnell nimmer mehr, schmeckt irgendwie nach Zahnarzt (hehehe, woher ich bloß weiß wie Zahnarzt schmeckt?!). Also kann ich mir die weitere Auswertung über den Geschmack dieser Speise sparen, wenn ich schon sage: Zahnarzt!!!!!! Da ist das wohl hinfällig! Achja, Essen, das ist so eine Thematik. Also was hier als vegetarisch deklariert wird, enthält mit Sicherheit Fleisch. Guter Witz, nicht? Wünscht', es wär' einer. Also habe ich mich verständlicherweise voll Gier auf die mitgebrachten Vorräte meiner Eltern gestürzt. Und genau so verständlich ist es wohl, dass ich jetzt ein etwas mulmiges Gefühl in der Magengegend habe. Aber Hauptsache satt. Die etwas unangenehmen Nebenwirkungen steck ich doch leicht weg. (Das sag ich und halte mir die Hand vors grün angelaufene Gesicht)
Also nun bin ich auf der Suche nach amüsanten Anektoden, die sich in dieser Anstalt zugetragen haben. Dabei fühle ich mich irgendwie wie ein sensationsgeiler Reporter und ich muss sagen, ein gutes Gefühl (nun ein höhnischer Lacher meinerseits). Und jetzt kommt das, was kommen musste. Ich muss jetzt mal etwas Dampf ablassen, wie man so schön in der "Teeniesprache" sagt. Kurz überlegen, wer das erste Opfer meiner Meckerattacke wird. Naja, wir haben da die Auswahl zwischen dem Krankenhauspersonal, den Ärzten, den Anstaltsinsassen oder irgendwelchen eher unwichtigen Persönlichkeiten in meinem Spitalsleben. Also die Schwestern spielen da ja sicher eine sehr enorme Rolle. Nun der Ausschnitt aus einem kurzem Gespräch, dass mir wieder Lebensmut geben sollte: ,,Ich komme mit der Krankheit nicht klar und ich halte es hier wirklich nicht mehr aus... Glaub' kaum , dass mir die Atmosphäre hier helfen wird.''.
Dazu die Schwester extra einfühlsam: ,,Ja aber schauen sie, sie werden mit dieser Krankheit nun vielleicht 30-40 Jahre lang leben...''.
DANKE!!!! Für einen Nichtbetroffenen erscheint das sicherlich nichts Schlimmes zu sein, doch als Betroffener entwickelt man eine gewisse Spitzfindigkeit für solche Aussagen.... Man kann das ja zweideutig auslegen und wenn ich extrem depressiv wäre, würde ich das gleich so auslegen, dass mein Leben nach der genannten Anzahl der Jahre so lebensunwert ist, dass ich verdammt bin zu sterben. Aber zum Glück nehme ich das mit Humor, denn sonst wäre ich heute schon recht erschüttert gewesen. Naja, es gibt viele Leute die glauben, MS endet tödlich. Und ich sollte nun wirklich beginnen eine Liste zu führen, wie oft ich das gefragt werde. Einem Fragenden hab ich sogar mal gratuliert: ,,Ist diese Krankheit, öhm..., tödlich?".  ,,Gratuliere! Du hast den großen Preis bei unserem Ratefragequiz abgeschossen! Du bist der 20. Frager dieser Frage! Jubiläum! Jeder 10. ist Sieger!....". Schon fies, wie ich mit meinen doch so einfühlsamen Mitmenschen umgehe. Doch mich amüsiert diese Angelegenheit köstlich. Könnt mich jedes Mal kaputtlachen. Oder dann wird mir die Frage gestellt , ob es sich bei der MS um Knochenschwund handelt. Diese Meinung scheint ja weit verbreitet zu sein. Neeee!!! Irrtum!!.Ohh, ich plustere mich ja jedes Mal schon auf, wenn es um die Krankheit geht. Ja, man kann sagen, ich bin stolz zu dieser Elitegruppe der 8000 Österreicher zu gehören. Wenigstens etwas Gutes sehe ich in der Sache und ich bin ja schon enorm stolz auf mich, dass ich mich nicht verkrieche und mein Laster mit Würde trage. Naja, gut, bedingt durch die Müdigkeit meist eher hinterdrein schleife. Aber ich lass es nicht los. Nenene, meine kleine Eigenheit. Also wirklich, jetzt rede ich ja schon wieder von was ganz anderem.... Ich war ja grad vorhin noch bei den Schwestern.

Ein anderer Tag, ein anderes Kapitel. Oder wie ich so schön zu sagen pflege: Heute geht's weiter bunt gemischt! Zuerst will ich mir die Frage stellen, wann meinen Zimmergenossinnen mein Getippe auf die Nerven geht. Bis jetzt haben sie es ja noch recht gut überstanden, aber heute kommt der Härtetest. Hehehe.. Gestern war ich ca. 2 Stunden mit diesem Ding hier beschäftigt, aber heute geht's rund. Denn jetzt ist es gerade 8 Uhr früh und ich habe vor, hier lange zu sitzen.Und außerdem stehen heute keine sonderlichen Aktivitäten an. Natürlich außer den Grundbedürfnissen wie Toilette und Nahrungsaufnahme. Das man aber auch am Computer praktizieren. Wie ein Businessman mit Laptop auf dem Schoß auf dem Klosette hockend. Nein, also das muss wirklich nicht sein. Eines ist noch recht interessant zu beobachten, nämlich die Reaktionen der Leute um mich rum, wenn sie dieses Wunderwerk der Technik erblicken. Große Kulleraugen, wie die eines Kindes beim Anblick des Weihnachtsbaumes, offener Mund (zum Glück haben die Mücken zur Zeit noch nicht Hochsaison, denn sonst würde es wohl zur ungewollten Eiweißaufnahme kommen) und dann ein unglaubwürdiges: ,,Oh.....ein.....ein....öhm.....Computer!``. Ja, schon wunderbar was die Technik alles hervorbringt. Ich empfinde es ja als schön, dass hier mit Herzen und nicht mit Maschinen gearbeitet wird. Aber ist es nicht verwunderlich, dass auf der ganzen Station kein PC zu finden ist? Eine Schwester wollte mir gleich beweisen, dass selbst sie über etwas Computerwissen verfügt und sagte, stolz auf das Aufladegerät zeigend: ,,Ahhhh.....ein Adapter!!``.  Uii, toll! Na das war eine Entdeckung, stell dir vor, so was gibt es tatsächlich und sie ist diejenige Eine, die dieses Zauberding als erste hier zu Gesicht bekommt. Schnell zum Oberarzt rennen und ihm von der Entdeckung erzählen. Dabei ist dieses Ding hier bereits ein Methusalem und ärgert mich mehr als sonst was. Aber nach mehrmaligem ein- und ausschalten, kommt auch der stattliche Dattergreis in Schwung. Naja, weniger in Schwung... Seine Funktionstätigkeit gleicht eher einem unbeholfenem Gehopse auf einem von Arthritis geplagten Bein auf glühenden Kohlen. Aber ich bin zufrieden, besser als gar nichts. Jedenfalls besser als rum zu sitzen und den Ärger in sich fressen. Also tätschle ich das niedliche ratternde Kasterl und lob ihn, wenn er endlich nach 12 Versuchen es geschafft hat, das gewünschte in der jeweiligen Datei abzuspeichern. Jaja, jetzt red ich groß. Aber ich muss mir ja selber eingestehen, dass ich so gut wie nichts von Computern verstehe und das bisschen, was ich weiß, hab ich mir in 2 Semestern Informatikunterricht schwer erkämpft, in dem wir gerade noch lernten wie man diese Dinger anwirft und wieder zum Stillstand bringt. Aber auf eines bin ich ja ganz stolz, nämlich dass ich weiß, wie man die Festplatte formatieren kann, sprich: Das Gegenüber kaltblütig killt!! Nennen wir es Ausschlachten!

                                       

Hehehe, unzählige Male hab ich dem Rechner damit gedroht, wenn kein Fluchen und Treten mehr half. Oder ich sagte ganz ruhig zu ihm: ,,Entweder du tust jetzt was ich von dir verlange ooooooooooooooooooooooder du fliegst elegant mit einem doppelten Rittberger beim Fenster raus.....na?".

Und das wär' ihm nicht gut bekommen, denn die Klasse befand sich im 2. Stock. Auch wenn die Drohungen nicht halfen, eines bewirkten sie doch allemal: Der Professor setzte mich doch tatsächlich vom Fenster weg und meinte, dass man auf die Frau Samer aufpassen muss. Naja, was Computer betrifft hab ich keine Skrupel. Besonders wenn es nicht meiner ist, obwohl mein Alter musste auch so einiges an verbalen und auch nonverbalen Hieben einstecken. Aber mein Neuer, das ist ja ein Schatz, der wird gehegt und gepflegt. Zuerst Hände waschen und dann erst ans Keyboard, betätigen der Maus auch erst nach Reinigen der Finger. Dieses Reinlichkeitsritual wurde ja ziemlich vernachlässigt als mein Liebster den Platz an meinem Bildschirm einnahm. Da sieht man wieder was man nicht alles für die Liebe tut. Ich erlaubte ihm ja sogar meine geheiligte 6 Gigabyte-Festplatte mit allerhand Zeug voll zu stopfen, das ich nicht brauche. Ja, so sehr liebe ich ihn, denn sonst gewähre ich kaum einem den Zugang zu meinem Baby. Natürlich außer dem Computerfachmann, aber sogar dem blicke ich voll Skepsis argwöhnisch über die Schulter. Ohje, jetzt erst wird mir bewusst....

Ich, ICH!!! predige von der Nützlichkeit des PCs. Oh Gott, oh Gott. Weit ist es mit mir gekommen. Nennen wir es das Endstadium. Vielleicht gehe ich noch mal so weit und absolviere einen EDV-Kursus. Aber eigentlich wollte ich ja etwas von den Schwestern hier erzählen. Nein, nein, nein.... Das ist schon wieder ein Durcheinander. Dass ich immer abschweifen muss. Kleines Laster meinerseits. Also, ich wusste ja genau wie mein Vater reagieren würde, wenn er diese Anstalt sehen würde.... Als er die Rostflecken auf den Heizkörpern erspähte und auch wie schmuddelig der Rest drum rum war, wurde er schon etwas meckernd. Doch als er dann die nette Dame aus der geschlossenen Anstalt laut aufbellen hörte, reagierte er genau so, wie ich es mir wünschte: ,,Des Dirndl blaibt ka Sekundn länga...!". (Zur Übersetzung aus dem Steirischen : Das Mädchen bleibt keine Sekunde länger!) Ja, wenn wir schon beim Steirischen sind (es folgt erneut eine Abschweifung), da war der Patriotismus meines gar so steirischen Vaters wohl angekratzt, als er sah, wie es im Krankenhaus in der Hauptstadt seines geliebten Vaterlandes zugeht. Schon schlimm genug, dass er sein Dasein in feindlichem Gebiet (= Burgenland) fristen muss. Aber das war wohl eine gar zu große Schmach... Also ich hoffe doch sehr, dass ich morgen, Montag, draußen bin aus diesem Haus. Gefällt mir gar nicht hier, wo wir schon wieder beim Thema sind. Nämlich der Atmosphäre. Alles Peace, alles Happyness, alles wird gut, positiv denken, du musst dir helfen lassen, wir wollen nur das Beste für dich, ruhig bleiben, jetzt schluckst du schön brav diese Antidepressiva und dann noch die Beruhigungstablette und zum Schluss noch diese drei Schlaftabletten und du wirst sehen, wie schön die Welt auf einmal ist....ahhhhhhhhhhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!!

Eine Horrorvorstellung, die hier zur Realität wird. Mein Misstrauen dieser Methode gegenüber rührt wohl von den meist negativen Predigen des Psycholehrers. Besser zuviel Kritik als zu wenig und wenn ich eines liebe, dann ist das Hinterfragen! Ich fühle mich hier wie in der Hippiezeit, alles ist rosa und bunt. Nur schlimm, denn die Medikamente, mit denen ich gefüttert werde, scheinen keine Wirkung zu zeigen. Anstatt mich zu beruhigen, bin ich nur noch mehr aufgekratzt. Wie eine Feder bis zum Maximum angespannt. Gerade dieses Verhalten wäre schon ein Grund mehr, mich nicht raus zu lassen. Wenn man mir zuhört, müsste man gleich eine Erhöhung der Medikamentdosis verordnen. Aber es ist ohnehin nur noch eine Frage der Zeit, bis ich die Aufnahme dieses Giftmülls völlig verweigere. Ich hoffe, für diesen Schritt bleibt mir nicht all zu viel Zeit, denn ich will morgen Abend schon in meinem eigenen Bett schlafen. Ich will heim zu meiner Mami!!!!! Jetzt gerade kommt zum ersten Mal die Sonne raus, aber auch das bringt mich nicht von meinem Plätzchen vor dem Schreibding weg. Es ist fast so, als ob ich alle meine Gedanken festhalten müsste, obwohl ich mir darüber im Klaren bin, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist. Aber ich versuche hier mein Bestes, kann also keiner behaupten, dass ich nur faul im Krankenzimmer rum liege und nichts tue. Wenn ich jetzt nur zu Hause wäre... Es ärgert mich, denn so viel Energie hab ich schon lange nicht mehr verspürt. Ich bin voll Tatendrang und muss hier rumlungern. Soeben werden die sterblichen Überreste vom ,,Zahnarzt" vernichtet. Muss sagen, jetzt komme ich langsam auf den Geschmack. Tja, der nächste Zahnarztbesuch wird wohl ne Angelegenheit zum Zähnezusammenbeißen (hohoho!)... Ganz nebenbei erwähnt, ich hätte noch was zur gestrigen Nacht zu sagen. War recht laaaaaaaaaaaaang.

Wie das kommt? Liegt höchstwahrscheinlich daran, dass ich nicht geschlafen habe. Wusste gar nicht, dass ein Walkman so enorme Klänge von sich geben kann (gemeint ist der meiner Zimmergenossin). Also war es mir vergönnt, die Nacht hindurch den Klängen der Schlagerstars zu lauschen. Und weil ich ja doch eine gewisse sportliche Ader besitze, versuchte ich die verschiedensten Liegemöglichkeiten, die es gibt, durch. Bin sogar auf ganz eigene Kreationen gekommen. Also stimmt es doch: Wenn man übernächtigt ist, ist man am schöpferischsten. Was ich da alles herausfand; genial, wie flexibel der menschliche Körper doch ist.. Es war zwar sehr interessant und auch lustig, nur eines vergaß ich in meinem übergroßen Forschungsdrang. Nämlich zu schlafen. Und soeben habe ich eine tolle Entdeckung gemacht und gleichzeitig stellt sich mir die Frage, ob ich nun das Naturhistorische Museum oder die Gesundheitsbehörde darüber in Kenntnis setzten soll. Bin ich hier doch tatsächlich auf Joghurt vom vorigen Jahr gestoßen. Zuerst konnte ich es kaum erkennen, denn es war bedeckt von einer recht dicken Staubschicht... Schon faszinierend, was man hier noch alles finden kann. Darum habe ich beschlossen, zum Wohle der Menschheit dieses Zimmer noch genauer auf einer ausführlichen Expedition zu erforschen. Wird zwar gefährlich werden, aber irgendwer muss sich ja den Gefahren stellen. Welche Geheimnisse liegen (oder besser gesagt krabbeln) hier in den Ritzen und Spalten des Raumes vor der Menschheit noch verborgen? Vielleicht existieren die sagenumwobenen Riesenkakkalaken doch. Genau hier und jetzt. Vielleicht sind sie bereits um mich und beobachten mich mit ihren Facettenaugen. Uiuiuiui, ist das aufregend. Aber das Klima ist nahezu perfekt für so eine Rasse. Es erscheint somit unwahrscheinlich, nicht noch etwas zu entdecken. Auch Socken, die nach ersten Schätzungen aus dem vorigen Jahrhundert stammen, habe ich gefunden. Purer Zufall, doch irgendwie hatte ich das Gefühl hinter den Heizkörper schauen zu müssen. Was zog meinen Blick so magisch an? Ich spürte doch irgendwie, dass das ein recht unberührter Ort ist. Und da waren sie! Lagen da, wie der Schatz eines versunkenen Schiffes auf dem Meeresgrund. Ach! Ich kann es kaum beschreiben!

Es war wirklich mehr als überwältigend. Es war, es war, hach, WUNDERBAR! Ich konnte meine Begeisterung kaum zurückhalten. Mir kamen gleich die Tränen, so sehr übermannten mich die Emotionen.
Mein Sarkasmus ist ja heute wieder mal unübertrefflich. Etwas Seltsames ist mir noch aufgefallen: Hier gibt es 6 Betten, aber nur 5 sind belegt. Schlagzeilen von morgen: Patientin in unerforschtem Krankenhauszimmerjungle verschollen! Es passieren eben noch Sachen und in diesem Haus ohnehin. Ja, ich weiß, ich bin wieder extrem gemein, sind ja alle so freundlich, lieb und nett, keiner schnauzt dich an. Doch irgendwie ist das ganze hier so trügerisch, zu schön um wahr zu sein. Und ich vermute doch sehr, dass hier sogar die Pfleger Happymacher schlucken. Wahrscheinlich wird gleich zur Krankenhausuniform ein Päckchen Antidepressiva 100mg beigelegt. Oder sie bekommen Zugang zu Drogen. Ist doch eine recht nette Vorstellung, von einem Arzt, der völlig high ist und mehr durch die Gegend schwebt als geht, eine Spritze zu bekommen. Gleich kommt das HappiHappi und wieder großes Raten: Was ist das? Ein Spiel für die ganze Familie oder in diesem besonderen Fall für die Zimmergenossenschaft. Da kommt Freude auf und diese doch recht monotone Prozedur wird zu einer lustigen Gemeinschaftsunternehmung! Lasst uns gemeinsam die Tiefen der Suppenschüsseln erforschen, eintauchen in undefinierbare Saucen, um das Glücksgefühl zu erlangen und am Ende sagen alle OHHMMMM! Und die mehr katholischen beschränken sich auf ein andächtiges AMEN! Vielleicht erlange sogar ich nach diesem Ereignis die endgültige Erleuchtung (die Chancen, dass was ins Essen gemischt wird, sind ja doch recht enorm. Wie großzügig!)
So, Mittagessen ist recht gut überstanden. Siehe da, es war sogar einigermaßen definierbar, was die ganze Situation doch etwas aufhellt. Glorreicher Tag!!!! Wir sollten dieses Ereignisse mit einem weiterem HALLELUJAAA!!! bekräftigen. Und weil das Kompott so schön war, gibt es dazu Kompott. Also für Abwechslung ist eindeutig gesorgt. Dazu will ich nicht groß was sagen, außer GAUDEAMUS IGITUR! Auch die Freude darüber, dass der PC jetzt einigermaßen einwandfrei läuft, ist enorm. Also bin ich doch dem Glücksgefühl näher als anfangs gedacht. Ich werde in das Nirvana eingehen und summe dabei ohhmmm.... Jetzt reicht es aber, ganz durchgeknallt bin ich noch nicht (hoffe ich doch, glaub ich doch zumindest, oder?) Mal kurz nachdenken was noch eine Erwähnung wert wäre. Jo wiard ma wos einfoinn? (Rätselraten was das jetzt schon wieder heißen soll...) Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen (blöde Frage , wie oft hab ich diesen Satz nun schon geschrieben?)
Neuer Start....was gibt es jetzt noch groß über diesen Ort zu sagen.... Achja, langsam komme ich mir hier vor wie in einem Schauhaus. Andauernd kommen irgendwelche Besucher hier reingeschneit, mit den Worten: ,,Entschuldigung, wir wollen nur so ein Krankenzimmer mal sehen.". Schon steckt eine kleine Göre die Nase durch den Türspalt, dicht gefolgt von einer netten alten Oma. Ich werfe mich in Pose und die Oma ist gleich ganz entsetzt. Letzter Rundblick und dann geht die Exkursion weiter gen geschlossene Anstalt, denn die richtige Action hat die lustige Runde wohl noch nicht gehabt und jeder muss seine Sensationsgier irgendwie stillen. Die einen machen Bungeejumping, die anderen geben sich eben den Kick bei einem gemütlichen Spaziergang durch die Gänge der Psychiatrie. Ein Sonntagsvergnügen für die ganze Familie: Kommen und staunen sie!!! Kaum wird an die Tür geklopft, gehen schon alle in Position und wenn der erste Kopf erscheint, beginnt die Show. Die eine jammert: ,,Ohhh bin ich deprimiert, das Leben schmeckt nach nichts mehr!", und verdreht dabei akrobatisch die Augen, ich übernehme den Part derjenigen, die von einem Bett zum anderen hopst und dabei authentische Gorillarufe von sich gibt. Um dem ganzen mehr Nervenkitzel zu verleihen, attackiere ich gelegentlich die Besucher und bedrohe sie mit Bananen, entweder werfenderweise, oder ich benutze sie einfach als Revolver...... 

Jöö, das ist eine Attraktion. Werden sich da erst die lieben kleinen Kinderlein freuen, wenn sie den etwas gestörten Teil der Menschheit in dieser Form zu Gesicht bekommen. Ich finde, man sollte beantragen, dass künftig Schulausflüge hier her gemacht werden, damit die Sprösslinge was fürs Leben lernen und damit sie sagen können: ,,Ich hab einen Írren gesehen..". Und noch zusätzlich aus dem Grund, weil es ja eine riesen Gaudi ist. Und was tut man nicht alles für die lieben Kleinen. Ups, jetzt müsste ich mich eigentlich etwas im Sarkasmus zurückhalten, war ja auch mal Kind. Besser gesagt bin es noch immer gern. Also gut, sehen wir es gleich als integrierte Selbstkritik an. Und nicht zu vergessen, ich wollte ja noch etwas von der Bezahlung erzählen. Ja, da gibt es am Ende für alle Happymacher. Alles hat seinen Preis, auch dieses Theater. Und weil das hier ein Livebericht ist, so wie ihn das Leben schreibt, nun etwas zu meinem derzeitigen Zustand: Nein, der Sonntag ist noch nicht zu Ende, ich sitze nach wie vor hier in diesem Haus, nein, beschränken wir den Sammelbegriff für diese Ansammlung an was weiß ich was als Baracke. Ja, das klingt schön und passend ist es auch. Selbst mein Vater meinte, hier herrschen Zustände wie im 2. Weltkrieg, obwohl ich tendiere eher zu der Meinung, dass es hier zu geht wie im alten Rom. Also nun zu meiner körperlichen Verfassung. Im großen und ganzen fühle ich mich wie ein Feld voll reifer Gentomaten, das mit Kortison gewässert wurde. Obwohl der Antimatcheffekt noch ausgefeilt werden muss. 

Was kann ich noch groß sagen...
Ach ja, ich möchte der Medizin von ganzem Herzen danken, dass sie meinen Schub gestoppt hat. Sie haben es doch tatsächlich fertig gebracht, dass es mir nach Einnahme all der Medikamente, die sie mir verabreichten, noch mieser geht als vorhin. JUHU! Kann man sich was Schöneres vorstellen? Bin ganz happy und ich befürchte, das wird mein neuer Lieblingsausdruck. Na ist das ein Wunder bei der unterstützenden Medizin? Und um gleich alle Skandale aufzudecken, möchte ich mich noch herzlich dafür bedanken, dass mir Tabletten und Infusionen gegeben wurden, die süchtig machen. So, nun ist es offiziell: Ich bin süchtig. Nur leider weiß ich nicht mehr nach was. Schade, hab echt vergessen, wie das Zeug hieß. Naja, wird eben nix mit der Sucht. Aufgrund der damit verbundenen Entzugserscheinungen fühle ich mich so super, als ob die Bombe von Hiroshima genau auf mir gelandet wäre. Ich sag dazu nur: BUMM!!! Ein einschlagendes Erlebnis! Vielleicht sogar pädagogisch wertvoll. Ja, wer weiß, vielleicht kann man daraus noch eine Lehre ziehen. ,,Sei glücklich, oder behaupte zumindest es zu sein, sonst endest du wie eine Gans bei der Stopfmast, prall gefüllt mit undefinierbaren Nahrungsmitteln und Glücklichmachern!,, Und dann noch eine kleine Weisheit von mir: ,,Schlafen ist Luxus!". Zu dieser Erkenntnis bin ich in nächtelangen Studien gekommen. Und ich habe meine Arbeit mit Erfolg abgeschlossen, bin doch tatsächlich draufgekommen, dass ich nicht geschlafen habe. Vielleicht bekomm ich sogar den Friedensnobelpreis verliehen für diese Errungenschaft. Nur hoffe ich doch sehr, dass jemand anders das Projekt fortführt, der Schlafentzug hat ja doch so seine Spuren hinterlassen (Bremsspuren unter meinen Augen ...). 

Wieder bestätige ich mir selbst, dass ich morgen um die Uhrzeit bereits zu Hause bin und diese ganze Tragödie hinter mir lassen kann. Außerdem ist es bald wieder so weit: Erneutes Raten was wir da vorgesetzt bekommen. Jammijammi, vielleicht gibt es wieder Kompott. Schon viel zu lange nicht mehr gegessen, um es genau zu sagen seit zwei Stunden nimmer mehr.
Ach, zu schade, gab kein Kompott. Dafür traf ich beim heutigen Abendbrot ebenfalls auf einen alten Bekannten, nämlich den Hüttenkäse von gestern. Jö, da hab ich mich aber gefreut und gleich wiedermal die Abwechslung auf dem Speiseplan gepriesen. Doch etwas war anders, die neue Innovation der Küche, KRÄUTER! Kaum zu glauben, aber wahr, sie haben uns Kräuter unter den Käse gemischt und sogar Brot bekamen wir dazu. Mhhh, und der Tee mundete wirklich ausgesprochen, war so süß, dass er fast in der Kehle kleben blieb vor lauter Süßigkeit. Ich würgte ihn halt in der guten Hoffnung hinunter, dass es sich beim Zucker wenigstens um Diabetikerzucker handelte. Und wie erstaunt war ich als ich dann den Nachfahren des bereits ausgestorben geglaubten Jughurtstammes auf meinem Tablett erblickte. Und eigentlich bereue ich es, dass ich ihn in die Freiheit zurück entlassen habe, wäre doch interessant gewesen herauszufinden, was passiert, wenn ich ihn auch hinter den Heizkörper quetsche und nächstes Jahr wieder mal vorbeischaue um zu sehen wie es ihm geht. Tja, aber jetzt ist es für solche Experimente bereits zu spät. Jetzt lasse ich den Abend, meinen hoffentlich letzten hier, gemütlich ausklingen. Vorhin hatte ich eine Begegnung, die man hier wahrlich als Begegnung dritter Art bezeichnen kann. Ich machte mich auf den Weg gen Apotheke um meinen Injektionsstoff zu holen und fragte eine Schwester, ob sie so nett wäre mir den bitte zu geben. Sie entgegnete, ob ich mir das ganze schon überlegt hätte und ob ich es denn noch immer bereue hier zu sein. Darauf antwortete ich ganz cool: JA! OHOH, das war ein Fehler. Sie blickte mich plötzlich finster an, mit einem teuflisch falschem Lächeln auf den Lippen und starrte mir in die Augen, während sie mir mein Betaferon reichte. Da lief es mir gleich kalt den Rücken runter und irgendwie habe ich das Gefühl, diese Schwester mag mich nicht mehr. Es war wohl die selbe, die meine Mutter gestern eine halbe Stunde lang sprachlich bearbeitet hatte. Ich bekomm schon Alpträume, wenn ich nur daran denke hier bleiben zu müssen. Was steht heute noch auf dem Programm? Achja, ganz wichtig, das Verlobt-Dasein pflegen und Geld beim Fenster rauswerfen (in diesem Fall massenweise ins Münztelefon). 

Aber wie ich schon irgendwo vorhin sagte, was tut man nicht alles für die Liebe! Ja, zur Vollständigkeit meines Glücks gehört ja nach dem Computer noch mein SS (=süßer Sebastian). Aber in diesem Fall hat der PC Vorrang. Nun ein breites GRINNNSSENNN meinerseits. 

Wer`s glaubt wird selig, ich will ohnehin nicht in den Himmel! Aber manchmal stell ich mir doch ernsthaft die Frage, wie die Reihenfolge bei meinem SS aussieht.  Auch zuerst Computer und dann Sebastian? Und wann komm ich? Hahaha, jetzt war ich aber wiedermal lustig. Ich werde wohl nochmals an der Trockenheit meiner eigenen Witze ersticken, obwohl ich jetzt ja ernsthaft beschlossen habe, nicht zu sterben. Was für eine Möglichkeit bleibt mir da noch? Hm, mal sehen. Eventuell leben? Ja, das wäre eine recht passable Möglichkeit. Wär' es da nicht gerade zu passend, wenn mir genau jetzt, da ich mich für das Leben entschieden habe, etwas zustoßen würde? Wär das nicht schön ironisch? Rennst dein Leben lang als wandelnder Amokselbstmörder rum, und dann das. Ich fände es nicht mal tragisch, schon eher witzig, ja könnte mich darüber schieflachen, aber dann hätte ich ja nicht die Gelegenheit dazu. Darum stelle ich es mir einfach nur vor, wünsche es mir erst gar nicht, denn das hab ich meinem SS ja versprochen. Ja, mein Basti wird sich gestern Abend bei der Geburtstagsparty seines Freundes in den Exodus geschwemmt haben. Aber weil ich nicht anwesend bin, ist mir das egal. Wirklich! Ganz ehrlich! NEIN! Es ist mir nicht egal und böse grummelnd blicke ich nun gen Norden. Der Check kommt dann spätestens beim Telefonat. Ich werde mich mal wieder ganz DEZENT räuspern und dann kann er ja nur noch richtig oder falsch reagieren: Richtig wäre - Aua! Erste falsche Möglichkeit wäre - AUAAAAA!! (starker Verdacht auf ordentlichen Brummschädel). Zweite falsche Möglichkeit wäre- gar keine Reaktion (also noch klinisch tot!). Er hat die Wahl ,obwohl mir die Version mit dem Brummschädel eher zusagt, denn da hätte ich die Gewissheit, dass sich die ganze Sache wenigstens rentiert hat. Und würde wohl vor lauter Schadenfreude auf seine Kosten in lautes Gelächter verfallen. Das ist zwar gemein, aber in der Hinsicht gerechtfertigt! Weil ist das die feine Gentlemantour? Ich leide hier und er ertränkt sich in Alkohol. Aber solange es sich dabei nicht um Drogenexzesse handelt, bin ich beruhigt. Und noch beruhigter bin ich, wenn es sich dabei um keine Weiberexsesse handelt, weil dann hätte er mehr Probleme, als er sich vorstellen könnte. Ich sitze hier und bekomme schon ärgste Schuldgefühle, wenn ich ihn nur im Traum betrüge. Uiuiui, NeinNeinNein! Er ist und bleibt mein ein und alles (das hab ich sicher noch nicht erwähnt). Musste einfach mal sein! Jetzt kommt Freude auf, mein Sarkasmus hat wiedermal Nahrung bekommen. Ja, der Alkotest hat eindeutig bestätigt -AUUAAAA!!! Also einen Brummschädel. Aber er hat beteuert, sich nur ein Bier vergönnt zu haben und etwas Küstennebel (Giftgemisch aus Anis). Na dann bin ich ja äußerst beruhigt. So, nun beschließe ich das Kapitel mal für's Erste, aber lange werde ich den Entzug vom PC ohnehin nicht aushalten. Aber auch der liebe Blechtrottel braucht seine Pausen!
Na, was hab ich gesagt, schon bin ich wieder da, frisch geduscht und glücklich, wie man es hier sein sollte. Dachte mir einfach, ich muss die einmalige Chance nutzen und mich unter eine echte Psychatriedusche stellen. Komisches Gefühl, besonders wenn man beobachtet wird, von kleinen grünen Männchen. Ohh, das war mir nicht ganz geheuer, der gesamte Duschvorhang war übersäht mit giftig-grünen Schimmelflecken. Die sahen ja echt gesundheitsschädlich aus, wahrscheinlich habe ich nur die Tafel mit der Aufschrift ,,Duschen auf eigene Gefahr" übersehen. Und zusätzlich lief es mir dabei noch heiß und kalt den Buckel runter. Denn genau so schoss das Wasser aus der Duschbrause, nein, es tröpfelte eher. Aber was soll's. So einigermaßen sauber bin ich dann doch noch geworden. Und was vernahmen da meine Lauscher im Gang erhallen? Ich glaubte zuerst zu träumen, doch meine Sinne waren vom Dampf noch nicht völlig umnebelt. Da hörte ich doch tatsächlich das Gekeife und Gemeckere der Schwestern. Ohoooo, also doch! Sie können es. Dacht ich mir schon, das gibt es nicht. Und wie sie durch die Gegend zischten, so richtig schön böse und hinterhältig. Leider bekam ich nicht ganz mit um was es ging. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass sie über mich sprachen, nein, keiften. Leide ich nun bereits unter Verfolgungswahn? Egal morgen bin ich draußen und die ganze Sache hat sich gegessen! Hoffe ich doch. Ja, ich gebe es zu, ich hab noch immer Angst, dass sie mich nicht rauslassen.

Heute ist es so weit! Tag der Entscheidung! MONTAG! Soeben werden von meinen Zimmergenossinnen Forstarbeiten im Krankenhauszimmerjungle verrichtet (sprich : Betten werden abgezogen). Ich habe die Ehre und das Vergnügen, nichts zu tun. Nicht mal das Frühstücksbuffet darf ich mir zum letzten mal vergönnen. Ja, ich muss eben nüchtern bleiben. Nun sei es hingestellt ob das nun die Bestrafung für mein aufwiglerisches Gehabe ist, oder wirklich nur zum Zwecke der Blutabnahme. Ab heute bin ich im Tablettenstreik.... Ich schlucke nix mehr, die können mich doch kreuzweise (Verzeihung für meine Kraftausdrücke, als Entschuldigung dafür, dass ich so grantig bin, habe ich die Tatsache, dass mein Magen leer ist und wie der Motor eines alten VW-Käfers knurrt und rumort). Jetzt heißt es warten auf die Frau oder den Mann in Weiß. Jetzt habe ich doch schon tatsächlich 3 Blutuntersuchungen hinter mir, und dafür wurde ich bereits 7 mal gestochen. Vielleicht ist manchen schon aufgefallen, dass da ein klitzekleines Ungleichgewicht herrscht. Das hat nichts mit meinem Sadismus zu tun, ich schwöre. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Ärzte schon vor Ansetzen der Kanüle entmutige, von mir Blut zu bekommen. Aber sie geben nicht auf, einer versuchte ganze 6 mal bis ich gewillt war Blut zu spenden. Tja, an meine Körpersäfte lass ich so schnell keinen ran, bei Urinproben mache ich eine Ausnahme, aber auch nur, weil mich die Schwester so nett gebeten hat. Wollen wir mal nicht so sein und machen uns auf den Weg gen Toilette und kehren wieder mit einer ertragreichen Ernte. Ihhhh, ist das eklig! Hier erscheint gar nichts mehr eklig zu sein, die Schwester kippte meiner Bettnachbarin gestern ein Abführmittel ein, mit der Aufforderung Rückmeldung zu bekommen, wenn sie wieder da sei. Ihre Vorstellungen waren so bei 7kg Stuhl/Tag. Alle Achtung, da muss man sich ja vorkommen wie ein Hochleistungsrind, nur im anderen Sinne. Zur Zeit versuchen zwei Schwestern den Jungle wieder aufzuforsten, und soeben hat auch die letzte Ureinwohnerin ihr Nest verlassen, vertrieben von johlenden Rufen der Försterschwestern. Jetzt bin ich hier allein mit den beiden und langsam bekomme ich Angst! Werden sie es schaffen mich aus meinem Horst am PC zu vertreiben? Ja, vertreiben lass ich mich gern, aber in dem Fall nehme ich meine sieben Sachen mit, und kehre nie wieder! Nein! Jetzt kehren die Eingeborenen langsam wieder, das Krankenhauszimmerjungleklima scheint sich wieder zu erholen, Auftrag erfolgreich erfüllt. Doch trotz allem, wie schwer es mir auch fallen wird, ich gehe, auch wenn ich auf diese Anstalt mit einer Träne im Auge zurückblicke (verursacht durch die plötzliche Frischluftzufuhr), nein! Adios amigos! Ciao! Baba! Servas! ...........................
Die Anspannung steigt.... geht sie oder geht sie nicht.... meine Familie hat schon angedroht mit der Henndorfer Freiwilligen Feuerwehr mit Blaulicht anzurattern, um mich hier rauszuholen. Die Rettung naht, Bianca harre noch ein Weilchen aus. OK! Ruhig bleiben und Teetrinken... Knurrrrrr!!!! Ja, Teetrinken wär jetzt fein, aber nein! Na gut, ich habe ein ganzes Wochenende hier überstanden , also werde ich die letzten Stunden, die mir noch hier verbleiben, auch noch unbeschadet überstehen. Ich hab ja meinen Computer bei mir und kann über alles und jeden so viel ich will herziehen. Heute Abend ist ja bereits großes Programm angesagt, Meeting um 20 Uhr mit einer alten Freundin im Chat, 21Uhr wird dann die Internetliebe gepflegt. Das ist so schön, da müssen gleich die Bytes dahin schmelzen. Letzter Wunsch den ich noch äußere.... Ich will zu meinem Basti (-> kurzer sentimentaler Emotionsausbruch, nein, schon eher Zusammenbruch). 

Gleich ist Sport angesagt, Joggen und ich darf sagen: ,,Tut mir leid, ich kann nicht mitkommen, ich kann nicht laufen.". Darauf folgen doch ein jedesmal ungläubige Blicke, soll ich mir vielleicht ein Bein abhacken, bis man mir das abkauft? Warum müssen alle immer sehen um zu glauben, an Gott glauben sie ja auch... und? Haben sie ihn gesehen? Gestern Abend hab ich mich ja wiedermal schlau gemacht, hab in der neuesten Ausgabe des MS-Standards gestöbert. Jööö, gab es da viel Erfreuliches zu lesen!!!! ...und noch viel mehr Unerfreuliches.... Hab mich dann einem kleinem Test unterzogen, in welchen Behinderungsgrad auf einer Skala von 1.0 -9.5 ich falle . Super! Ich habe mich gesteigert!!!!! Applaus und großen Trommelwirbel, hier nun die Bekanntmachung meiner Ergebnisse in der Selbsteinschätzung: 1.5 !!!! Ist das nicht toll? Ich habe es geschafft mich in einem halben Jahr um 0.5 Punkte zu steigern. Nein, eigentlich war ich schneller, die Steigerung fand innerhalb eines Monats statt. Und wieder erbitte ich Selbstbestätigung: Bin gut, gell? Bin ich doch noch zu meinem Frühstück gekommen. Ein Grund mehr sich zu freuen. Und jetzt widme ich mich hingebungsvoll meinen Diabetiker Schokokeksen. Köstlich! Hart wie Beton, nur ich finde, sie sollten auf der Packung angeben, dass Kindern unter 6 das Hantieren mit diesen Keksen nur unter Aufsicht des Erziehungsberechtigten gestattet ist. (Die Kleinen könnten sich damit ja gegenseitig den Schädel einschlagen!) Was wär ich ohne meinen Zynismus und ohne meinen Sarkasmus? Ein größeres Nichts als ich ohnehin schon bin. (Jetzt erwarte ich, dass man mir das Gegenteil sagt.... ich warte.......noch immer.... na wird's bald?) He, ich kann mir die Bestätigung doch nicht selbst geben, dann behauptet man am Ende noch, ich sei eingebildet. Ja, ich kann selbstkritisch sein (vielleicht schon eine Spur zu viel). Aber ist es nicht günstiger zu übertreiben, als zu untertreiben? Es tut dem Ego ja immer wieder gut, wenn man sich selbst niedermachen kann und dann das positive Gegenteil zu hören bekommt. Da nimmt man sogar gern in Kauf, dass man geschollten wird, so extrem mit sich selbst ins Gericht gegangen zu sein. Um jetzt wieder von etwas anderem zu sprechen, ich bin heilfroh dass Handys hier erlaubt sind, was würde ich ohne die nützliche Telekommunikation tun? So hab ich noch ein As im Ärmel: Ich kann der Visite androhen, falls sie mich nicht rauslassen wollen, die vorhin schon erwähnte Rettungsaktion der Henndorfer Feuerwehr durch ein kurzes Telefonat einzuleiten. Ich weiß nicht, ob die Grazer schon von unserer kleinen, aber feinen hianzischen Truppe gehört haben (sollten für ihre Alkoholexzesse eigentlich schon landesweit bekannt und gefürchtet sein). Das sind halt noch Mannen. Auf ihren Raubzügen bringen sie Zerstörung, Vernichtung in den Kellern der Gasthäuser, die Biervorräte werden systematisch regelmäßig vernichtet. Sie sind unser ganzer Nationalstolz! (Biertrinken ist ja das einzige in dem sie sich bewähren können) Und wieder erhallt ein unheimliches Knistern und erneut zucke ich zusammen, in der Befürchtung (nein, weniger Befürchtung... Hoffnung kommt dem schon näher), dass der Adapter beginnt Funken zu schlagen. Und rufe schon voll Angst und Not (gleicht eher einem höhnischen, satanischem Gelächter): BRENNEN SOLL DIE ANSTALT!!!!!!!!!!!! Aber nein, es sollte nicht so sein. Das Geräusch stammt glücklicherweise, zu meiner Erleichterung (sch... leider!) vom Rollstuhl meiner Leidensgenossin. Noch mal Glück gehabt (..so ein MIST!!!!). Also ist noch mal alles gut gegangen (letzte Chance vertan....!!!!). Die Sportbegeisterten (die Begeisterung sieht man ihnen an ihren Gesichtern an >:o( ....) sind heimgekehrt. Auf die Frage, ob der Morgensport auch erquickend und erfreulich war, kommt als Reaktion allgemeines ,,erheitertes,, Grummeln und Knurren. Also entnehme ich mal diesen Gebärden, sie haben es genossssennn, wobei ich mir dieses Wort auf der Zunge zergehen lasse. Sodala... die Visite ist vorüber gezogen. Die Oberärztin gefolgt von einem Tross demütiger, zwielichtiger Gestalten. Irgendwie sahen sie allesamt aus wie Clowns, Große, Dicke, ein langer Lulatsch mit strubbeliger Hippifrisur war auch dabei (na das war ja nicht anders zu erwarten, der passt ja wunderbar in das hier anzutreffende Schema), Kleine... Alle Typen waren vertreten. Wie ein Wolfsrudel kamen sie hereingetrabt, war echt witzig zu beobachten. Voran die Leitwölfin und hinterdrein der Rest der Horde, alle in Weiß. Und merkte schon, die Anführerin dieser Gang war nicht jemand mit der man spaßen sollte. Etwas genervt bat sie mich, den PC abzustellen. Ja, man merkt wirklich, dass hier keine Computer in Gebrauch sind, denn sonst hätte sie bemerkt, dass ich schon vor ihrer Aufforderung dabei war das Programm zu beenden und auszusteigen. Naja, ich teilte ihr das auf meine Art und Weise mit (ups...vielleicht ein bißchen im Ton vergriffen, klang doch recht schnippisch..). Ich erklärte ihr die Angelegenheit auf meine Art, schwafelte irgendwas von Winterdepressionen, was ja nicht mal gelogen ist. 

Nein, eigentlich hab ich ja die ganze Wahrheit gesagt. Na gut. Jetzt heißt es warten, einmal kommen sie noch und dann teile ich ihnen meinen endgültigen Entschluss mit: I geh! Aus Basta!!! Entlasst mich in die unendlichen Weiten der Henndorfer Wälder und Wiesen, Hügel und Felder. I wü ham! Ich möchte wieder rumstreifen in meinem Revier, bin der Meinung, die Jäger haben schon zu sehr die Überhand gewonnen. Es ist wieder an der Zeit den Lieben das Leben schwer zu machen und ein paar Dezimierungen durchzuführen.... Die vermehren sich ja wie Kaninchen und das schädigt auf die Dauer nur das Gleichgewicht im Ökosystem des Waldes. Waldbewohner... Bianca, der Erretter des natürlichen Gleichgewichts kehrt wieder. An Fiesheit und Sarkasmus habe ich durch den Krankheitsschub ja nicht verloren, auch wenn Kraft verloren gegangen ist, die beiden haben nur noch stärker zugenommen. Und das ist sicher nicht von Nachteil für mich, das weiß ich. He, sag mir mal einer, wann ich das letzte mal so optimistisch unterwegs war? Wie ich heute schon sagte, ich befinde mich anscheinend soeben im 2. Frühling. Mein geliebter Sebastian würde davon sicherlich nur profitieren, aber ich muss ja hier hocken. Glaube aber kaum, dass sich an dieser Einstellung noch so schnell was ändern wird. Das Leben hat von neuem begonnen!! Auch wenn der Winter jedes mal zu einer harten Prüfung für mein Durchhaltevermögen im Kampf um das Recht zu leben ist, es folgt immer ein Frühling, und es ist jedes mal schön von neuem aufzublühen! Und ist nicht der Frühling die beste Zeit um einen kleinen Neuanfang zu starten? Eine neue Chance, der zweite Versuch, mit der Krankheit klar zu kommen, man hat ja leicht reden, wenn man nicht selbst betroffen ist. Und auch die Betroffenen unterscheiden sich in der Akzeptanz. Ich weiß, ich muss einen Weg finden, und genau so weiß ich, dass ich immer wieder Rückschläge einstecken werde müssen, aber vor dem hab ich gar keine all zu große Angst mehr, denn ich bin nicht allein... und das ist die wichtigste Erkenntnis, die ich je finden konnte. Gerne würde ich jetzt noch was fieses schreiben, aber meine Gedanken schwirren nur noch darum, auf welche Weise ich nun den Kampf gegen die MS und gegen die Angst vor der Zukunft aufnehmen werde. Voller Enthusiasmus werde ich mich schon morgen auf das Projekt stürzen, nur nicht so übertreiben wie beim letzten mal.Schön langsam, heute brauche ich noch Ruhe...


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